IPO-RADAR: Erholte Nasdaq pusht IPO-Markt
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Nach der Abkühlungsphase im Mai hat sich die Stimmung am US-IPO-Markt deutlich verbessert. Abzulesen ist das vor allem an der Rückkehr der vor SPACs (Börsenmäntel), die von den insgesamt 19 Börsengängen in der vergangenen Woche allein 9 zu verantworten hatten.
Ein weiterer Grund für die bessere Stimmung dürfte zudem die Rückkehr der Anleger in Technologieaktien sein, denn der Nasdaq-100 steht mit Kursen knapp unter 14.000 Punkten wieder nahe an seinem Jahres- und Allzeithoch. Da Risikokapital nach wie vor wenig attraktive Alternativen findet, bleibt der Liquiditätszufluss weiterhin hoch.
Zahlreiche der Neuemissionen verzeichneten in ihrer ersten Börsenwoche Zuwächse zwischen 20% und 48%, nur Einer musste mit 17% deutliche Einbußen hinnehmen. Gewinner der Woche mit einem Plus von 96% war die chinesische Online-Rekrutierungsplattform Kanzhun. Sie ermöglicht direkte Chats zwischen Arbeitssuchenden und Unternehmen.
Fintech Marqeta verdient am Boom mit Zahlungskarten
Das in Oakland, Kalifornien beheimatete Unternehmen Marqueta gehört zu einer langen Liste von Technologie Start-ups, die in diesem Jahr an die Börse gehen oder noch gehen werden. Marqeta bietet über seine Plattform Kartenausgabe- und Zahlungsabwicklungsdienste an. Konkret gehören dazu Kredit-und Debit-Karten, digitale Brieftaschen und ähnliche Zahlungsmechanismen.
Das 11 Jahre alte Unternehmen stellt allerdings auch normale Zahlungskarten aus, mit denen Auftragnehmer z.B. Einkäufe in Restaurants und Supermärkten tätigen können. Im Bereich der Zahlungstechnologien hat man Systeme entwickelt, die Betrugsfälle früh erkennen sollen und die sichere Weiterleitung der Zahlungen gewährleisten sollen.
Die wesentliche Zielgruppe der Kalifornier sind wachstumsstarke Technologieunternehmen, weniger die schon durch andere Wettbewerber üblicherweise hierfür in das Visier genommenen Kunden aus der Banken- und Kreditkartenbranche. Zu bekannten Kunden gehören u.a. Square, Doordash, Affirm, Uber und Instakart.
Zahlungskarten für kleine Unternehmen
Marqeta verdient sein Geld hauptsächlich mit Transaktionsgebühren, die unter dem Einfluss der Umstände der COVID-19-Pandemie stark gestiegen sind. Durch die starke Umstellung auf E-Commerce und digitale Zahlungen im vergangenen Jahr erreichte das Gesamtverarbeitungsvolumen rund 60 Mrd. USD, nach 21 Mrd. USD in 2019. Die hohe Wachstumsdynamik setzte sich im ersten Quartal mit 24,1 Mrd. USD fort. Der Umsatz verdoppelte sich im selben Zeitraum auf 290 Mio. USD, der Verlust verringerte sich von 58,2 Mio. USD auf 47,7 Mio. USD.
Marqeta erwartet, dass das globale Volumen für Kartenzahlungen von aktuell 45 Mrd. USD auf 80 Mrd. USD zunimmt. Die Kalifornier wollen vor allem kleinere und mittlere Unternehmen stärker als Kunden gewinnen. Beim Börsengang wurden 1,23 Mrd. USD erlöst, die Aktie liegt mit 16,7 % im Plus.
Lifestance Health Group setzt auf Online-Betreuung
Der Gesundheitsdienstleister Lifestance Health Group bietet potentiellen Patienten ein umfassendes Angebot an psychischen Gesundheitsdienstleistungen. Dazu gehören psychiatrische Untersuchungen und Behandlungen, psychologische und neuropsychologische Tests sowie Einzel-, Familien- und Gruppentherapien an.
Das 2015 gegründete Unternehmen mit knapp 5.000 Mitarbeitern betreibt 370 Kliniken in 27 US-Bundesstaaten. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Patientenbesuche einschließlich der Online-Angebote von 1,4 Mio. auf 2,3 Mio. Nach einer Analystenstudie ist der Markt für psychische Gesundheitsdienstleistungen in den vergangenen 5 Jahren im jährlichen Schnitt um 3% gewachsen. Durch die Nutzung von Online-Angeboten sollte sich dieses Wachstum noch beschleunigen.
Krankenversicherer als stabiler Kundenkreis
Lifestance, die ihre Zentrale in Scottsdale, Arizona haben, erzielen 90 % ihrer Umsätze mit netzinternen Verträgen mit mehr als 200 Krankenversicherern. 37 % davon tragen allein die zwei größten Versicherer des Landes, United Healthcare und Anthem bei. Der Umsatz legte 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 77,5% auf 377 Mio. USD zu. Nach einem Gewinn 2019 von 5,7 Mio. USD, musste 2020 ein Verlust von 48,7 Mio. USD verkraftet werden.
Starkes Wachstum generiert das Unternehmen vor allem durch selbstständige Heilpraktiker, die mit es ermöglichen, dass Lifestance aktuell alle 4,5 Tage ein Büro eröffnet. Lifestance will künftig den Online-Anteil seines Betreuungsangebots ausbauen, so dass dieser 50% des Gesamtangebots ausmacht. Durch den Börsengang flossen dem Unternehmen 722 Mio. USD zu. Der Aktienkurs legte seit dem Börsengang am um 33,3% zu.
Softwareanbieter monday.com profitiert vom Home-Office-Boom (IL0011762130)
Das 2012 gegründete Softwareunternehmen monday.com mit Sitz in Tel-Aviv, Israel betreibt ein Projektmanagement-Tool, mit dem Unternehmen Aufgaben, Projekte und Teamarbeit verwalten können. Das Tool ermöglicht es den Kunden seine individuellen Anforderungen mit Hilfe verschiedener Tool-Bausteine zu optimieren. Zudem ist die Monday.com-Software mit jeder anderen Software einfach kompatibel.
Die Israelis verzeichneten vor allem während der COVID-19-Pandemie eine anziehende Nachfrage, da viele Unternehmen durch gesetzliche Verfügungen zu Home-Office gezwungen waren, ein dezentrales Organisations-Tool einzusetzen. Das Produkt wird in 76 Ländern von rund 40.000 Teams und 350.000 Menschen derzeit aktiv genutzt. Insbesondere die hohen Sicherheitsstandards der Software erhöhen ihre Attraktivität für viele Nutzer.
Digitalisierungsschub besonders stark
Der Umsatz legte 2020 im Jahresvergleich um 106,3% auf 161 Mio. USD zu, der Verlust kletterte allerdings auch im selben Zeitraum von 91,6 Mio. USD auf 152 Mio. USD. Nach einer Prognose des Research-Unternehmens MarketsAndMarkets wird das Volumen des weltweiten Marktes für entsprechende Software von 13 Mrd. auf 45 Mrd. USD wachsen. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 28,1%.
Der Digitalisierungsschub infolge von COVID-19 wird sich in der Branche somit kräftig entfalten. Auch wenn der Wettbewerb mit Unternehmen wie Atlassian, Workday oder Zendesk intensiv ist, behauptet sich monday.com mit starken Wachstumsraten. Die Marktkapitalisierung beträgt mittlerweile 8,3 Mrd. USD, nachdem der Aktienkurs seit dem Börsengang am 10. Juni um 22% zulegen konnte.
TaskUs profitiert vom boomenden Gesundheitssektor
TaskUs bietet Outsourcing-Dienste für Geschäftsprozesse an. Hierzu gehören Backoffice-Unterstützung, Kundenerfahrungsberatung und Dienstleistungen zur Geschäftsprozessoptimierung. Zu den wichtigsten Zielgruppen des 2008 gegründeten und in New Braunfels, Texas ansässigen Unternehmens gehören den Bereiche Technologie, Streaming Media, Essenslieferung, Mitfahrdienste sowie Finanz- und Gesundheitstechnologie.
Einen besonders starken Wachstumsimpuls erhielten die Texaner durch Kunden wie Uber, Netflix, Zoom oder Coinbase, denen sie die Auslagerung ihrer Kundensupportdienste anboten. Für viele Unternehmen bedeutet dies vor allem erhebliche Kosteneinsparungen, woraus sich die Attraktivität der TaskUs-Dienste ergibt. TaskUs beschäftigt allein 19.000 seiner 27.500 Mitarbeiter auf den kostengünstigen Philippinen. Weitere Standorte sind Mexiko und Indien.
Extrem hohes Wachstum bis 2028
Im vergangenen Jahr gelang eine Umsatzsteigerung im Vergleich zu 2019 um 33% auf 478 Mio. USD zu, der Gewinn legte um 1,8% auf 34,5 Mio. USD zu. Die Analysten von Grand View Research sehen wegen der zunehmenden Nutzung digitaler Tools und der Dezentralisierung von Geschäftsprozessen bis 2028 ein stürmisches Wachstum in dem Sektor. Das weltweite Marktvolumen soll sich verglichen mit aktuell auf 446 Mrd. USD verdoppeln.
Das entspricht einem jährlichen, durchschnittlichen Wachstum von 8,5%. TaskUs strebt in den kommenden Jahren eine stärkere Diversifizierung seiner Umsatzstrukturen an, da rund 56 % seines Umsatzes alleine von fünf Kunden generiert werden. Die Aktie legte seit dem Börsengang am 11. Juni um 35% zu, die Marktkapitalisierung beträgt 3 Mrd. USD.
OUTLOOK
Der positive Juni- Beginn ist auch in der Anzahl der IPO-Kandidaten für die 25. Kalenderwoche zu sehen. Immerhin 11 Unternehmen planen ihre Erstnotiz, vier davon an der NYSE und sieben an der Nasdaq. Einen auffällig hohen Anteil haben Biotechnologieunternehmen, die vom starken Auftritt des Branchenriesen Biogen in der vergangenen Woche Rückenwind erhoffen.
Lyell Imunopharma ist eine Wette auf erfolgreiche Zelltherapien
Das Biotechunternehmen Lyell Immunopharma fokussiert sich Erforschung und Nutzung der Zellbehandlung. Vorrangig geht es hierbei um die T-Zell-Differenzierung, sowie deren Funktionalität und Spezifität. Das in San Francisco ansässige Unternehmen sieht darin einen Schlüssel zur Behandlung vieler schwerer Krankheiten. Insbesondere gilt das für die Tumorbehandlung bei Krebs.
Das erst drei Jahre alte Unternehmen hat bereits eine beachtliche Produktpipeline in seiner kurzen Lebenszeit aufgebaut und erwartet erste greifbare Ergebnisse Ende 2022. Für insgesamt vier Präparate, die vor allem gegen Brust- und Lungenkrebs eingesetzt werden sollen, erwartet man dann die Prüfanträge zur fortgeschrittenen klinischen Testphasen einreichen zu können.
Partnerschaft mit GlaxoSmithKline
Die Kalifornier steigerten den Jahresumsatz von im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um 1080 % auf 7,7 Mio. USD. Der Verlust kletterte im selben Zeitraum von 131 Mio. USD auf 208 Mio. USD. Um die Marktchancen, dessen Volumen sich nach Ansicht von Analysten in der Tumorbehandlung auf Zellbasis bis 2025 verdoppeln soll, intensiv zu nutzen, hat man eine Kooperationsvereinbarung mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline vereinbart. Vom Börsengang erhofft man sich einen Erlös von rund 517 Mio. USD, der für Forschungsfinanzierung verwendet wird. Die angebotene Preisspanne liegt bei 16-18 USD, außerbörslich liegt die vorbörsliche Spanne bei 21-23 USD.
Höhere Kundenbindung durch Walk Me
Israelische Unternehmen mit Technologiekompetenz sind keine besondere Neuigkeit mehr. Die Tendenz, die eigenen unternehmerischen Erfolge durch einen Börsengang zu veredeln, nimmt hingegen zu. Auch Walk Me, die 2011 gegründet wurden und in Tel Aviv ansässig sind, gehen in der kommenden Woche diesen Weg.
Geschäftsbasis der Israelis ist eine Online-Plattform, mit der Unternehmen den Wert ihrer Softwareinvestitionen analysieren und nachjustieren können. Insbesondere für Unternehmen mit hoher Kundenfrequenz ist das Tool besonders interessant, da es sowohl mobil als auch stationär anwendbar ist und die Auswertung sehr zügig verläuft. Vor allem die Kundenbindungen sollen damit gefestigt werden. Zu bekannten Kunden gehören u.a. Adobe, Microsoft, IBM, Walgreens und Roche. Insgesamt zählt Walk Me mehr als 2000 Kunden.
Wachstumsfinanzierung und Schuldenabbau
Die größere Nachfrage schlug sich 2020 in einem Umsatzplus von 41 % auf 148 Mio. USD nieder. Der Verlust ging allerdings wegen höherer Investitionen im selben Zeitraum auch leicht in die Höhe und wuchs von 50 Mio. USD auf 53,8 Mio. USD.
Mit dem Börsengang sollen 300 Mio. USD erlöst werden, wobei ein Teil in den Schuldenabbau fließen soll und ein größerer Teil in die weitere Wachstumsfinanzierung. Die angebotene Preisspanne von 29-32 USD entspricht aktuell auch der aktuellen außerbörslichen Offerte.
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