IPO-RADAR (NeoGames, Maravai LifeSciences, Telos Corp, GSX Techedu, ...)

REVIEW

GSX Techedu (Juni 2019)
ISIN: US36257Y1091

GSX Techedu wurde 2014 in Peking, China gegründet und bietet im Bildungssektor Online-Nachhilfekurse an. Die 6.500 Mitarbeiter des Unternehmens sind auf sogenannte K-12 Nachhilfekurse in den Fächern Mathematik, Englisch, Chinesisch, Physik, Chemie, Biologie, Geschichte, Geographie und Politikwissenschaft spezialisiert. Ergänzend werden bereits Englischkurse im Kindergarten sowie für Studenten Fremdsprachenkurse in Koreanisch, Japanisch und Englisch angeboten. Im Rahmen der durch die Corona-Pandemie gestiegenen Nachfrage hat GSX sein Produktportfolio auch auf den Bereich der beruflichen Bildung ausgedehnt. So werden u.a. Prüfungen für Lehrer, Weiterbildungen im Steuer- und Finanzwesen sowie kaufmännische Berufsgruppen angeboten. Auf dem privaten Weiterbildungssektor werden Online-Kurse u.a. für Yoga, dem Erlernen von Musikinstrumenten, Mode oder chinesische Schriftkunst angeboten. Obwohl der Wettbewerb auf dem chinesischen Markt auf diesem Sektor intensiver wird, erwartet GSX weiterhin konstant hohe Wachstumsraten. Zahlreiche US-Großbanken sowie namhafte japanische und Schweizer Geldhäuser sind mit Anteilsgrößen zwischen 2 bis 4 % an GSX beteiligt. Der Umsatz stieg 2019 im Vergleich zu 2017 im jährlichen Durchschnitt um 370 % auf 2,1 Mrd. USD. Im selben Zeitraum schaffte GSX denn Turnaround von einem Verlust von 87 Mio. USD zu einem Gewinn von 227 Mio. USD zu. Aktuell verfügt das Unternehmen über rund 1,2 Mrd. USD Barmittel. Der Ausgabepreis der Aktie am 6. Juni 2019 lag mit einem Volumen von 19,8 Mio. Aktien bei 10,50 USD, dabei wurden 208 Mio. USD erlöst. Das Börsentief lag im Juni 2019 bei 11,12 USD, das Allzeithoch bei 111 USD wurde Anfang August 2020 erreicht. Die Marktkapitalisierung beträgt 17,3 Mrd. USD.

Revolve Group (Juni 2019)
ISIN: US76156B1070

Revolve Group hat seinen Sitz in Cerritos, Kalifornien und wurde im Jahr 2003 gegründet. Das Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern ist als Online-Modehändler tätig. Auf ihrer Plattform verbinden die Kalifornier Käufer, globale Mode- Influencer sowie aufstrebende, etablierte und eigene Marken miteinander. Die Angebotsplatte umfasst Damenmode, Schuhe, Accessoires, Beauty-Styles sowie zahlreiche bekannte Luxusmarken. Aktuell nutzen rund 1,5 Mio. registrierte Nutzer die Plattform für ihre Orders, wobei sich das Kundenwachstum aufgrund des starken Wettbewerbs während der Corona-Pandemie im vergangenen, dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 5 % etwas abgeflacht hat. In den vorherigen Quartalen lagen sie noch zwischen 20% und 25 %. Im Durchschnitt orderte jeder Kunde Ware für 232 USD, 80 % seiner Umsätze erwirtschaftet Revolve in den USA. Allerdings konnte das Unternehmen gerade bei den Orders aus Asien und Europa mit einem Plus von 18 % deutliche Zuwächse verbuchen. In diese Regionen will Revolve 2021 und 2022 noch stärker expandieren. Das Umsatzwachstum lag im jährlichen Durchschnitt zwischen 2017 bis 2019 bei rund 22,6 % auf zuletzt 601 Mio. USD, der Nettogewinn stieg im gleichen Zeitraum von 5,3 Mio. USD auf 35,7 Mio. USD. In den ersten neun Monaten 2020 fiel der Umsatz um 3 % auf 440 Mio. USD, der Nettogewinn stieg hingegen um 39 % auf 38 Mio. USD. Die Barmittel legten um 188% auf 144 Mio. USD zu. Der Ausgabepreis der Aktie lag am 7. Juni 2019 mit einem Volumen von 11,8 Mio. Aktien bei 18 USD, dabei sammelte Revolve 212 Mio. USD an neuem Kapital ein. Der niedrigste Aktienkurs wurde im März 2020 bei 7,30 USD erreicht, ihr Allzeithoch erreichte die Aktie im Juni 2019 bei 46,56 USD. Die Marktkapitalisierung liegt bei 1,4 Mrd. USD.

Crowd Strike Holdings (Juni 2019)
ISIN: US22788C1053

CrowdStrike wurde 2011 gegründet und hat seinen Sitz in Sunnyvale, Kalifornien. Das Unternehmen mit 2850 Mitarbeitern befasst sich mit Cloud-Lösungen zum Schutz von Hard- und Software von Cyberangriffen. Auf seiner eigenen Falcon-Online-Plattform bietet CowdStrike 11 Module einer Sicherheitssoftware für verschiedene Sicherheitsmärkte an. Das umfasst neben Endgeräten vor allem die gesamten IT- und Betriebssysteme. Die Kalifornier überzeugen ihre Kunden vor allem mit der Früherkennung von externen Systembedrohungen, die durch eine kontinuierliche Datenanalyse erreicht wird. Die Zahl der Abonnenten stieg von 450 in 2016 auf 7300 im abgelaufenen Quartal. 49 der Fortune 100- Unternehmen gehören ebenso zum Kundenkreis, wie 40 der 100 global größten Unternehmen und 11 von 20 Top-Banken. Bis 2022 erwartet CrowdStrike weiteres Abonnentenwachstum von im Durchschnitt 87 % pro Jahr. Zudem nutzen bereits 57 % der bestehenden Kunden 4 oder mehr der 11 Module aus der Angebotsplatte. Das Umsatzwachstum von 2016 bis 2019 betrug im jährlichen Durchschnitt 109 % auf zuletzt 481 Mio. USD. Der Verlust kletterte im selben Zeitraum von 91,4 Mio. USD auf 142 Mio. USD. Der Ausgabepreis am 12. Juni 2019 lag mit einem Volumen von 18 Mio. Aktien bei 34 USD, dabei wurden 612 Mio. USD an frischem Kapital generiert. Den Tiefstkurs erreichte die Aktie am im März 2019 mit 33,01 USD, der Höchstkurs lag Mitte Oktober 2020 bei 152,80 USD. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 29 Mrd. USD.

Chewy (Juni 2019)
ISIN: US16679L1098

Das in Dania Beach, Florida, ansässige Unternehmen Chewy wurde 2010 gegründet und betreibt mit 12.000 Mitarbeitern eine E-Commerce-Plattform im Tiernahrungssektor. Die Angebotspalette des Unternehmens umfasst Tiernahrung und Leckereien, Tierbedarf und Tierarzneimittel sowie andere Tiergesundheitsprodukte. Zudem bietet man Haustierservice für Hunde, Katzen, Fische, Vögel, kleine Haustiere, Pferde und Reptilien über seine Website im Einzelhandel von kissy.com. sowie seine mobilen Anwendungen. Insgesamt zählt Chewy rund 60.000 Produkte von 2.000 Partnermarken. Insgesamt verfügt das Unternehmen über 15 Standorte, vorwiegend an der US- Ostküste und in den Südstaaten. Ähnlich wie Lebensmittel-Discounter versucht Chewy seine Kundenbasis nicht nur durch eine Vielfalt an Partnermarken, sondern auch durch verschiedene Rabattaktionen zu verbreitern. Dazu gehören auf spezielle Wochentage beschränkte Sonderangebote, Geschenkaktionen, Mengenrabatte und eine schnelle Nachhause-Lieferung. Weiteres Wachstum erhofft sich Chewy durch einen intensiven, individuellen Kundenservice und eine Expansion mit weiteren Standorten in den mittleren Westen sowie an die Westküste. Der Umsatz stieg 2019 im Vergleich zu 2016 im jährlichen Durchschnitt um 79 % auf 4,85 Mrd. USD. Im selben Zeitraum kletterte der Verlust von 107 Mio. USD auf von 252 Mio. USD. Aktuell verfügt das Unternehmen über rund 11 Mio. USD Barmittel. Der Ausgabepreis am 14. Juni 2019 lag mit einem Volumen von 46,5 Mio. Aktien bei 22 USD, dabei wurden 1,1 Mrd. USD erlöst. Die Aktie erreichte im November 2019 mit 22,13 USD Ihren Tiefststand und stieg danach bis Ende Oktober auf ihr Allzeithoch bei 72,01 USD. Derzeit handelt der Titel um 15,60 USD. Die Marktkapitalisierung beträgt 26 Mrd. USD.

OUTLOOK

Sechs Unternehmen haben sich für einen Börsengang in der 47. Kalenderwoche angemeldet. Vier davon streben eine Notiz an der Nasdaq, zwei an der NYSE an.

NeoGames (Nasdaq)

NeoGames wurde 2005 gegründet und hat seinen Sitz in Luxemburg. Das Unternehmen entwickelt Management- Software und Online-Spiele für staatliche Lotterien und private Lotteriebetreiber weltweit. Die Schwerpunkte im Dienstleistungssektor für Kunden sind das Risikomanagement, die Zahlungsabwicklung, das Managen der Spielerbeziehung, die Optimierung des Spielwertes, Sicherstellung des Spielbetriebes sowie die Kontrolle der Einhaltung von Regulierungsvorschriften. In den bisherigen Finanzierungsrunden erhielt NeoGames von Investoren insgesamt 23 Mio. USD. Analysten beziffern das Volumen des weltweiten Online-Lotterie-Marktes mit aktuell 321 Mio. USD und rechnen bis 2026 mit einem jährlichen Wachstum von 2,9 % auf 393 Mio. USD. Haupttreiber des Wachstums sind verbesserte Internetzugänge, die zunehmende Nutzung mobiler Geräte, eine besser entwickelte Technologie und eine höhere Nutzung durch junge Bevölkerungsgruppen. Neben den USA ist NeoGames auch in Kanada, Tschechien, Kroatien, Italien und Portugal aktiv. Eine strategische Partnerschaft besteht mit Pollard Interactive, eine Spielentwickler für mehr als 50 Lotterien weltweit. Der Umsatz stieg von 2017 bis 2019 von 17,1 auf 33,1 Mio. USD, der Verlust reduzierte sich im selben Zeitraum von 7,5 auf 4 Mio. USD zu. Geplant ist mit der Emission von 4,8 Mio. Aktien am 18. November an der Nasdaq ein Erlös von rund 72 Mio. USD. Der Angebotspreis für Investoren beträgt 14-16 USD, woraus sich eine Marktkapitalisierung von 370 Mio. USD errechnet. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 17 USD und 19 USD.

Maravai LifeSciences (Nasdaq)

Maravai LifeSciences wurde 2014 gegründet und ist in San Diego, Kalifornien beheimatet. Das Unternehmen forscht mit 390 Mitarbeitern im Bereich Nukleinsäuren und bietet diagnostische Labordienstleistungen, Diagnoseprodukte und Werkzeuge für die Biowissenschaften. Die Produkte der Kalifornier dienen zur Bereitstellung von Nukleinsäuren für diagnostische und therapeutische Anwendungen, von biologischen Antikörperprodukten zum Nachweis von Verunreinigungen während der Herstellung von Biopharmazeutika und zum Nachweis von Proteinen in Gewebe. Mavarai hat rund 5.000 Kunden, darunter die 20 führenden pharmazeutischen Unternehmen weltweit. Neben einem starken organischen Wachstum strebt das Management auch eine Expansion des Geschäftsbereichs über Zukäufe an, die bereits in der Vergangenheit zur Strategie des Unternehmens gehörten. Laut Analysten beläuft sich das Volumen des weltweiten Gentherapiemarktes auf 3,8 Mrd. USD und soll bis 2024 jährlich im Durchschnitt um 27,9 % auf 13 Mrd. USD steigen. Ursache für die hohen Wachstumsraten sind anhaltend hohe Krebsrate sowie mehr Investitionen in Innovations- und Behandlungsoptionen. Das Management rechnet für die kommenden drei Jahre mit einem jährlichen Wachstum von 15 %. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte Maravai einen Jahresumsatz von 143 Mio. USD (+15,6 % gegenüber 2018), der Verlust verringerte sich von 16,9 Mio. USD auf 5,2 Mio. USD. Auf der Cashseite verfügt man über ein Polster von 125 Mio. USD. Vorgesehen ist bei einer Emission von 50 Mio. Aktien am 20. November an der Nasdaq ein Erlös von rund 1,35 Mio. USD, die Marktkapitalisierung läge dann bei 6,6 Mrd. USD. Der Angebotspreis beträgt 24-27 USD. Außerbörsliche Taxen liegen bei 32-34 USD.

Telos Corp (Nasdaq)

Telos wurde 1969 gegründet und hat seinen Sitz mit 805 Mitarbeitern in Ashburn, Virgina. Das Softwareunternehmen entwickelt Cybersicherheits – und Informationssysteme für staatliche Stellen und große, private Unternehmen. Zu den angebotenen Sicherheitslösungen gehören sichere Kommunikation und Netzwerke, Netzwerkmanagement und -verteidigung, Identitätsmanagement sowie sichere Mobilität. Größer Kunde ist das US-Verteidigungsministerium, sowie die NATO-Verbündeten der USA. Vor allem die Transmission von Daten von lokalen Servern in die Cloud, die wegen der Datenmengen, immer häufiger vorgenommen wird, gilt als eine der neuralgischen Stellen für Cyber-Angriffe. Nach einer Analyse von Grand View Research beläuft sich das weltweite Marktvolumen für Cybersicherheitsprodukte und -dienstleistungen aktuell auf 157 Mrd. USD und soll bis 2027 auf 305 Mrd. USD wachsen. Dies würde einem jährlichen Zuwachs von 10 % entsprechen. Besonders die zunehmende Bedrohung von Online-Attacken und Datendiebstahl wird als Wachstumsbeschleuniger für diesen Geschäftszweig angesehen. Telos verfügt über 2,4 Mio. USD in bar und bilanziert aktuell eine Gesamtverschuldung von 221,4 Mio. USD. Von 2017 bis 2019 erzielte das Unternehmen ein durchschnittliches, jährliches Umsatzwachstum von 21,5 % auf 159 Mio. USD, der Verlust erhöhte sich von 5,8 Mio. USD auf 6,4 Mio. USD. Geplant ist mit der Emission von 12,4 Mio. Aktien am 20. November an der Nasdaq ein Erlös von rund 210 Mio. USD zu erzielen. Der Angebotspreis für Investoren beträgt 16-18 USD, woraus sich eine Marktkapitalisierung von 1,2 Mrd. USD errechnet. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 19 USD und 21 USD.

Yatsen Holding (Nasdaq)

Die 2016 gegründete und in Guangzhou, China ansässige Yatsen Holding vertreibt mit 3350 Mitarbeitern weltweit über ihre Tochtergesellschaften Kosmetika, Hauptpflegeprodukte und andere Schönheitsprodukte. Die vier Hauptmarken von Yatsen sind Perfect Diary, Little Ondie, Abby’s Choice und Galenic. 2019 verzeichneten die Chinesen 23,4 Mio. Online-Käufe über alles vier Marken verteilt. Dabei stellt ist Perfect Diary mit den meisten Umsätzen die Flaggschiffmarke und Top-Marke für Farbenkosmetik in China. Die französische Marke Galenic wurde erst kürzlich zum Start in China übernommen. Die Anzahl der Präsenz-Shops stieg seit Beginn dieses Jahres von 40 auf 200 Shops, verteilt in über 90 chinesischen Städten. Die Kundengewinnung funktioniert vorwiegend über eingekaufte Adressen und eigenes Online-Marketing. Investoren haben Yatsen zur Finanzierung des Wachstums rund 811 Mio. USD zur Verfügung gestellt. Analysten beziffern das Volumen des chinesischen Kosmetika-Marktes aktuell mit 53 Mrd. USD. Bis 2025 soll dieser im jährlichen Durchschnitt um 8,2 % wachsen. Als Haupttreiber hierfür wird die Zunahme der Online-Vertriebsmöglichkeiten sowie deutlich steigende Einkommen der jungen Zielgruppe gesehen. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte Yatsen einen Jahresumsatz von 3 Mrd. USD (+378 % gegenüber 2018), der Verlust legt von 40,1 Mio. USD auf 45,1 Mio. USD zu. Kalkuliert wird bei einer Emission an der Nasdaq von 58,7 Mio. Aktien am 19. November 2020 mit einem Erlös von 558 Mio. USD. Der Angebotspreis soll zwischen 8,5 USD und 10,5 USD liegen. Außerbörsliche Taxen liegen zwischen 10 USD und 12 USD.

FAZIT:

Mit der zwischenzeitlichen Ruhe an der IPO-Front ist es mit Beginn der dieser Woche vorbei. Eine bunte Mischung an Börsenkandidaten verspricht für viel Bewegung auf dem Parkett zu sorgen. Vor allem der Online-Lotterie-Entwickler Neo Games bietet eine interessante Wachstumsstory. Der Biotech-Dienstleister Maravai könnte vom derzeit positiven Trend in der Branche profitieren, während Telos und Yatsen mit den ihren Themen Sicherheitssoftware und E-Commerce-Handel mit starkem Wachstum in Spezialbereichen aufwarten.

Bei den vier Unternehmen im Rückblick haben sich alleine drei in nur knapp 16 Monaten als wahre Kursraketen erwiesen. Allerdings brauchte man auch schon etwas Durchhaltevermögen, denn der März-Crash sorgte zwischenzeitlich für hohe Schwankungen. Einzig der Online-Modehändler Revolve leidet noch etwas unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie, kann aber auch nach schon deutlichen Abschlägen im Frühjahr 2020 ein kleines Plus beim Aktienkurs vorweisen.


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