Warum ProSiebenSat1 eine der größten Comeback Storys am Markt für 2021 sein könnte?
Liebe Leser,
eine der großen Turnaround-Chancen für das Jahr 2021 scheint sich beim MDAX-Konzern ProSiebenSat1 Media anzubahnen. Das Unternehmen hat gezeigt, wie man in einer Pandemie durch neue Geschäftsmodelle auf sich aufmerksam macht. Mit seinen jüngst veröffentlichten Zahlen für das Gesamtjahr 2020 hat die ProSiebenSat1 Group die Markterwartungen deutlich übertreffen können. Dies lag vor allem daran, dass das Wachstum im Werbegeschäft im vierten Quartal anzog. Bei einem Umsatz von rund 4,04 Mrd. Euro wurde ein adjusted EBITDA von ca. 700 Mio. Euro erzielt.
Klassische Medienkonzerne müssen sich umstellen, wenn sie weiterhin eine Chance am Markt haben wollen. Das Kerngeschäft gerät zunehmend durch Streaming-Anbieter unter Druck. Aufgrund der Corona-Pandemie leidet auch das eher zyklische Werbegeschäft. Bei beiden Punkten sehe ich die ProSiebenSat1 Media Group vor der Trendwende und das lässt sich nicht nur im Chartbild erkennen. Was mir bei dem Unternehmen so gut gefällt, dass sie nicht nur das Problem erkannt haben, nein, sie haben auch einen überzeugenden Plan, wie sie den Konzern wieder auf Wachstum polen möchten.
Wenn wir uns ProSiebenSat1 Media ansehen, so erreicht der Konzern regelmäßig mit seinen 15 Free- und Pay-TV-Sendern über 45 Millionen TV-Haushalte in der DACH-Region. Werfen wir im Einzelnen einen Blick auf die verschiedenen Segmente:
Mit der Seven.One Entertainment Group werden Sendermarken sowie das Content-, Digital- und Vermarktungsgeschäft unter einem Dach vereint. Hier ist besonders hervorzuheben, dass das Digitalgeschäft stark ausgebaut wurde, insbesondere mit der Streaming-Plattform Joyn. Beim Wachstumsthema Addressable TV gilt man als globaler Innovationsführer, gemeint ist hierbei die Vernetzung von TV-Reichweite mit digitalen Plattformen. Dadurch schafft die Gruppe attraktive Werbeprodukte. Hier ist das Ziel zu einer plattformunabhängigen Entertainment-Company sich zu entwickeln. Durch die Kombination von zahlreichen Free-TV-Sendern wie beispielsweise ProSieben, Sat1, Sixx, Kabeln Eins uvm. mit über 60 Sendern im Live-Stream sowie der lokalen Audio on Demand-Plattform FYEO möchte man durch dieses Netzwerk immer mehr Reichweite generieren. In Q3 2020 hatte dieses Segment mit ca. 54 Prozent den größten Umsatzanteil an der Group.
In dem Bereich der Red Arrow Studios findet die internationale Programmproduktion sowie das Vertriebsgeschäft statt. In sieben Ländern gehören die Vertriebshäuser Red Arrow Studios International, Gravitas Ventures sowie das Digital-Studio Studio71 zu diesem Segment. Konsequent möchte man den lokalen Programmanteil ausbauen, aber auch seine internationale Expansion mit Fokus auf die Kernmärkte USA und UK vorantreiben. Die Red Arrow Studios kommen gemessen in Q3 2020 auf rund 18 Prozent der gesamten Umsatzerlöse.
Die NuCom Group mit ihrem Sitz in Unterföhring ist der strategische Wachstumspartner für den digitalen Consumer-Internet-Bereich. Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen mit General Atlantic, wobei ProSiebenSat1 ca. 71,6 Prozent der Anteile hält. Marken wie Amorelie, flaconi, Jochen Schweizer, Aroundhome, billiger-mietwagen,de, mydays, Stylight und Verivox gehören bereits zum Portfolio. In diesem Segment kann man wunderbar die Synergien mit dem Entertainment-Geschäft nutzen und mit einer eigenen Marketing-Kampagne und Werbezeiten weiter profitieren. Mit einem 19-prozentigen Umsatzanteil ist man hier fast gleich auf mit dem Segment der Red Arrow Studios.
Jetzt wird es spannend. Der MDAX-Konzern hat im Verbund mit den bereits zum Unternehmen gehörenden Marken der Parship Group (Elite Parnter, eharmony und Parship) eine eigene Digitalsparte namens ParshipMeet Group. Für rund 538 Mio. US-Dollar wurde The Meet Group übernommen, mit ca. 53 Prozent des fusionierten Unternehmens ist ProSiebenSat1 Hauptanteilseigner. Der Anteil von General Atlantic liegt bei 43 Prozent. Den Rest hält das Management.
Im globalen Online-Dating-Markt möchte man einen führenden Anbieter aufbauen, der ein zweistelliges Umsatz-Wachstum langfristig generieren soll. Marken wie Lovoo, Tagged, meet me oder Skout hat man sich hier eingekauft. Täglich erreichen die mobilen Angebote rund 4,46 Millionen aktive Nutzer zwischen 18 und 34 Jahren. Kernmärkte sind Nordamerika, Deutschland und Südeuropa. In den vergangenen zwölf Monaten konnte The Meet Group einen Umsatz von 206,5 Mio. USD sowie ein rund 39,5 Mio. USD bereinigtes EBIDTA erwirtschaften.
Im Jahr 2022 soll sogar ein Börsengang von der neuen Sparte der ParshipMeet Group geprüft werden. In Q3 2020 konnte dieses Segment rund 84 Mio. Euro zum Unternehmenskonzern beisteuern. Dies entspricht einen 9-prozentigen Umsatzanteil. Allerdings sehe ich hier das größte zukünftige Potential. Durch die Kombination dieser beiden Unternehmen werden die Bereiche Online-Partnervermittlung, Entertainment sowie Social-Dating abgedeckt. Max Conze, CEO von ProSiebenSat1 Media lobt die Transaktion mit folgenden Worten: "Sie bringt uns unserem Ziel einen deutlichen Schritt näher, einen führenden globalen Player im Online-Dating-Markt zu schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch die Kombination dieser Unternehmen auch Synergien innerhalb von ProSiebenSat.1 heben werden. So wollen wir das Wachstum unseres Marktanteils im deutschen Live-Video-App-Geschäft ausbauen."
Quelle: Investor Relations Unternehmenspräsentation Q3 2020
Nach den Zahlen hat die US-Bank JPMorgan sein Kursziel von 19 auf 21 Euro mit der Einstufung "Overweight" angehoben. Analyst Daniel Kerven sieht die Aktie weiterhin als "Key Pick" und hat seine Gewinnprognosen für 2021 und 2022 erhöht. Mit einem erwarteten KGV 2021 von 11 ist ProSiebenSat1 ein absoluter Value-Titel, der durch das digitale Online-Dating-Geschäft sowie der Streaming-Plattform Joyn neue Wachstumsfantasien aufkommen lässt.
So wird das Geschäftsmodell von ProSiebenSat1 immer breiter und ist nicht mehr nur abhängig vom klassischen Fernsehgeschäft. Mit einem Enterprise Value von knapp sechs Mrd. Euro und einem Free Cashflow der letzten zwölf Monate von 1,3 Mrd. handelt die Marktbewertung gerade mit einem Multiplikator von 4,8. Das ist nicht viel.
Auch der Piotroski F-score, der unter den Value-Aktien diejenigen mit der höchsten Qualität ausfindig macht, erreicht starke 8 von 9 Punkten und unterstreicht die These.
Quelle: Piotroski F-score aus dem AktienTerminal von TraderFox
Mitte Januar 2021 platzierte KKR rund 11 Mio. Aktien des Unternehmens zu 13,42 Euro. Dadurch entstand ein Capital Pivotal Point. Dieses Level hielt sehr gut nach einer kurzen Konsolidierung, um dann seinen Aufwärtstrend fortzusetzen.
Sollte man weiterhin beim Gewinn überraschen können, sollte sich das Multiple ausdehnen können. Ich bin sehr positiv für das Unternehmen gestimmt und sehe es als eines der größten Comeback-Storys im Jahr 2021.
Liebe Anleger,
ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments!
Bis zur nächsten spannenden Story,
Michael Seibold
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