Fresenius – Analysten sehen beim Gesundheitskonzern aus dem DAX trotz enttäuschender Quartalszahlen die Chancen zur Rückkehr auf den Wachstumspfad sowie Kurspotenzial von über 50 %
Wenn wir Aktionäre durch den Corona-Crash eine Sache gelernt haben, dann das: In einem Crash gibt es auch immer Aktien oder einen Sektor, der sich dem "Weltuntergang" entziehen kann. Die Corona-Pandemie hat gleich in einigen verschiedenen Sektoren unglaubliche Rallys ausgelöst. Alle digitalen Plattformen – und hier denken wir an Amazon.com, HelloFresh, Shop Apotheke, Zalando etc. – haben einen Wachstumsschub erhalten. Streamingportale (Netflix, AmazonPrime, Disney+) haben ebenso wie Streamingdienste (Teamviewer, Zoom, Microsoft Teams) einen Boom gehabt.
Und dann gibt es ja noch die ganzen Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, die plötzlich ins Rampenlicht der Anleger gerückt sind, wie nie zuvor. Laborausrüster und Medtech-Konzern, Biotechkonzerne mit Forschungsstudien zu Covid-19, Telemedizinkonzern und Impfstoffkonzerne schossen zum Teil schwindelerregend durch die Decke.
Aber wie heißt es noch so schön am Anfang eines jeden Asterix-Heftes? Der ganze Gesundheitssektor schoss durch die Decke – nur Fresenius nicht. Ja wirklich, Deutschlands großer breit aufgestellter Gesundheitskonzern, der mit seiner Tochter Fresenius Medical Care gleich zweimal im DAX vertreten ist, hat bei der Rally nicht wirklich mitgemacht.
Die Kliniksparte Helios habe laut Börse Online während des Lockdowns unter einer negativen Klinikauslastung gelitten. Um auf den befürchteten Ansturm der Corona-Patienten vorbereitet zu sein, hätten Krankenhäuser andere geplante Operationen verschoben. Die Reduzierung des Normalbetriebs in den Krankenhäusern hätte auch gleich einen negativen Effekt in der Infusionssparte Kabi hinterlassen, weil der Bedarf an Infusionen und Narkosemitteln aufgrund der verschobenen OPs geringer gewesen sei.
Lediglich bei der Konzerntochter Fresenius Medical Care sei ein Umsatzzuwachs von 5 % auf 4,6 Mrd. Euro im 2. Quartal zu beobachten gewesen, weil sich Dialyse eben nicht mal eben absetzen lassen, sondern für das Überleben der Patienten unabdingbar sei.
Bei der Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen habe Vorstandschef Stefan Sturm deshalb die Jahresprognose gesenkt. Für das Geschäftsjahr 2020 gehe Fresenius nun nur noch von einem Umsatzwachstum von 3 bis 6 % sowie einem Konzernergebnis-Zuwachs zwischen -1 und 4 % aus – alles unter dem Vorbehalt, dass sich die Situation rund um Covid-19 in der 2. Jahreshälfte nicht noch einmal zuspitze. Wirklich bullische Wachstumsszenarien sehen anders aus.
Allerdings dürfe man laut Börse Online nicht vergessen, dass Fresenius finanziell gut aufgestellt sei. Der Konzern verfüge über liquide Mittel in Höhe von 5,7 Mrd. Euro. Beim freien Cashflow habe man zuletzt einen Anstieg um 11,8 % auf 2,6 Mrd. Euro beobachten können. Fresenius habe damit den Handlungsspielraum, um die Nettoverschuldung abzubauen und/oder kleinere Zukäufe zu stemmen. Bei einer sich abzeichnenden Entspannung im Geschäft der zuletzt schwachen Geschäftsbereiche Helios und Kabi dürfe die Aktie wieder zulegen. Börse Online rät langfristig orientierten Investoren bei dem mit einem 2021er-KGV von 10,6 günstig bewerteten DAX-Wert mit einem Kursziel von 60 Euro zum Einstieg (53 % Potenzial).
Die Deutsche Bank hat die Aktie von Fresenius nach den letzten Quartalszahlen mit "Buy" sowie dem Kursziel von 57 Euro bestätigt (46 % Potenzial). Auch Analyst Falko Friedrichs rechnet damit, dass der Gesundheitskonzern im 2. Halbjahr wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren dürfe, wenn sich die Situation in den Segmenten Kabi und Helios entspanne.
Die Privatbank Berenberg hat Fresenius zuletzt mit einem "Buy" eingestuft und das Kursziel von 59,50 Euro bestätigt (52 % Potenzial). Für Analyst Tom Jones waren die Zahlen für das 2. Quartal "gut genug" und der Ausblick entsprechend den Erwartungen ausgefallen.
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Bildherkunft: © Fresenius SE