Biontech, Moderna und Curevac: Warum der Megatrend mRNA-Technologie für dieses Aktientrio spricht

Die Gesundheitsbranche zeigt während der Coronavirus-Pandemie die Vielfalt ihrer Innovationen. In der Medikamentenentwicklung hat die mRNA-Technologie mit den Impfstoffen gegen COVID-19 den großen Durchbruch geschafft. Das im Vergleich zu zuvor bekannten Vakzinklassen bessere Wirkungsprofil lässt hoffen, dass mRNA-basierte Wirkstoffe in Zukunft auch bei anderen Infektionskrankheiten und in anderen Indikationen wie etwa Krebs ähnlich beeindruckende Behandlungserfolge zeigen. Für Bellevue Asset Management macht das die Aktien von Moderna, Biontech und Curevac interessant.

Die mRNA-Technologie ist nach dem Erfolg im Kampf gegen COVID-19 im Begriff, die Medikamentenentwicklung der Zukunft zu prägen. So lautet die Ausgangsthese in einer aktuellen Publikation von Bellevue Asset Management, einer unabhängigen schweizerischen Finanzgruppe, die sich selbst mit zu den führenden Investmentboutiquen im Bereich Healthcare zählt.

Wie es in der Ausarbeitung weiter heißt, hat die Coronavirus-Pandemie mRNA-Technologie zum Durchbruch verholfen. Erste Produkte sind die Impfstoffe Moderna von der gleichnamigen US-Biotechfirma und Comirnaty, die von Biontech in Kooperation mit Pfizer entwickelt und Ende 2020 zugelassen wurden. Mit dem Impfstoff der deutschen Biotechfirma Curevac steht ein dritter mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 vor der Zulassung.

Neuer Wirkungsmechanismus

Bis zum bahnbrechenden Erfolg der mRNA-Technologie vergingen laut Bellevue Asset Management 3 Jahrzehnte. Erst in den vergangenen 10 Jahren häuften sich demnach die klinischen Erfolgsmeldungen. Die größte Schwierigkeit habe darin bestanden, die kodierte RNA an die richtige Stelle im Körper zu bringen und in die Zellen einzuschleusen. Mit der speziellen Verpackung in Lipidpartikel sei das richtige Vehikel für den Transport entdeckt worden.

Der grundlegende Unterschied zu herkömmlichen Arzneien besteht darin, dass anstelle eines molekularen Wirkstoffs das Botenmolekül mRNA verabreicht werde. Die mRNA enthält die genetische Information für ein bestimmtes Protein. Dieses liest der Körper wie eine eigene mRNA ab und produziert als Reaktion darauf das entsprechende Protein. Anders als bei der Gentherapie wird aber kein Erbgut eingeschleust oder verändert, so Bellevue Asset Management, sondern nur die Bauanleitung zur Herstellung der Eiweisse.

Bei COVID-19 enthält diese mRNA den Bauplan für das sogenannte Spike-Protein, ein Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavirus SARS-CoV-2.

Quelle: Bellevue Asset Management

Über die Impfung gelangt dieser Bauplan in die Körperzellen. Diese produzieren das S-Protein aus dem Stachel des Virus, der an die menschlichen Zellen andockt und damit den Infektionsprozess auslöst. Das S-Protein regt das körpereigene Immunsystem an, Antikörper und Killerzellen (T-Zellen) zu bilden. Kommt die geimpfte Person dann mit SARS-CoV-2 in Kontakt, wird dieses Coronavirus durch das Immunsystem erkannt und bekämpft.

mRNA wird Goldstandard gegen COVID-19

Die anfänglichen Probleme, die notwendige Lagerung bei extrem niedrigen Temperaturen, haben Moderna und Biontech inzwischen verbessert, heißt es. Der gleichnamige Impfstoff Moderna ist jetzt über 3 Monate im Kühlschrank bei Temperaturen zwischen 2 und 8 Grad – und nicht mehr wie bislang bei minus 20 Grad für einen Monat – lagerfähig. Auch Comirnaty von Biontech/Pfizer ist jetzt über 8 Stunden bei Raumtemperatur und für 15 Tage bei minus 25 Grad lagerbar.

In den USA hat der Impfstoff von Biontech/Pfizer mittlerweile auch die Zulassung für Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren erhalten. Moderna wie auch Biontech gehen davon aus, dass sowohl für Auffrischungen von bereits Geimpften als auch für die Impfung von Kindern und Jugendlichen auch in den nächsten Jahren große Mengen Coronavirus-Impfstoff benötigt werden. Dazu laufen klinische Studien gegen die südafrikanische und britische Variante, um die mRNA-Vakzine an neue und noch ansteckendere Virusmutationen anzupassen.

Regulatorische Erleichterungen beschleunigen die Zulassung für diese angepassten Impfstoffvarianten. So hat die US-Behörde FDA angekündigt, dass auf präklinische Tests weitgehend verzichtet werden kann. Werden die adaptierten Vakzine auf dieselbe Weise hergestellt wie die zugelassenen Produkte, müssen die klinischen Studien lediglich eine gleichwertige Immunantwort dokumentieren. Aufwendige Phase-III-Studien können so umgangen werden.

Einheitliche Blaupause für andere Krankheiten

Der Vorteil der mRNA-Botenmoleküle ist aus der Sicht von Bellevue Asset Management, dass sie wie eine Spezialsoftware immer denselben körpereigenen Produktionsprozess in Gang setzen, egal wie komplex der Bauplan für Antigene und Proteine auch ist. Damit entfällt die zeitaufwendige Identifikation von biologischen Molekülen als geeignete Zielmoleküle.

Bei Infektionskrankheiten könnten mRNA-Impfstoffe auf eine Vielzahl von saisonalen Erkältungsviren oder Grippeviren anwendbar und besser wirksam sein. Da sich Viren permanent verändern, ist die schnelle Anpassbarkeit der Zielmoleküle ein großer Vorteil heißt es.

Zudem eignet sich die mRNA-Plattform auch für komplexe Proteine wie beim CMV- oder RSV-Virus, für welche die klassischen Impftechnologien bisher versagten. RSV kann, besonders bei Säuglingen, aber auch Älteren, eine schwere Bronchitis oder Lungenentzündung auslösen. Der nächste Schritt bei Infektionskrankheiten könnten sogar mRNA-Therapien gegen HIV-Infektionen sein. In anderen Indikationen ist in den nächsten Jahren der klinische Durchbruch bei Impfungen gegen Tumore, aber auch in der regenerativen Medizin zu erwarten.

Ein aussichtsreiches Aktien-Trio

Moderna (ISIN: US60770K1079), Biontech (ISIN: US09075V1026) und Curevac (ISIN: NL0015436031) können durch die Einnahmen mit dem SARS-CoV-2-Impfstoff die zügige Weiterentwicklung der klinischen Pipelines finanzieren, argumentiert Bellevue Asset Management. Mit seinen insgesamt 13 klinischen Kandidaten, darunter fünf prophylaktische Vakzine, hat Moderna nach Einschätzung des Schweizer Finanzdienstleisters einen Wettbewerbsvorteil, was die Marktreife der Pipeline angeht. Das Unternehmen operiert in dem 35 Mrd. USD großen Markt für Infektionskrankheiten.

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

 

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

 

Quelle: traderfox.com

In diesem Jahr werde Moderna Wirksamkeitsdaten für ein mRNA-Vakzin gegen das Cytomegalovirus (CMV) präsentieren. Bislang existierten keine Behandlungsmöglichkeiten für diese Infektion, die bei Neugeborenen Taubheit oder geistige Behinderungen verursachen könne. In Kooperation mit Merck & Co entwickele Moderna 2 Krebsvakzine. Spannend sei auch ein zusammen mit Glaxo-SmithKline entwickeltes Produkt gegen myokardische Ischämie, das gerade die Wirksamkeitsstudien durchlaufe. Der Ansatz verfolge das Ziel, temporär Signalstoffe für die Bildung von Wachstumsfaktoren für neue Blutgefässe freizusetzen – und damit die Herzfunktion nach einem Infarkt wieder zu regenerieren.

Bei Biontech liegt der Schwerpunkt auf individualisierten Krebstherapien, so Bellevue Asset Management. Die Neuheit des mRNA-Ansatzes gegenüber anderen Krebstherapien könnte darin bestehen, dass mit einer Injektion multiple Ansätze kombinierbar seien. Aktuell befänden sich 7 Substanzen gegen hämatologische und solide Tumore in der klinischen Phase I. Eine Therapie gegen metastatische Melanome durchlaufe als Kombinationstherapie mit einem Antikörper die erste Wirksamkeitsstudie in Phase II. Insgesamt 7 eigene Technologieplattformen bildeten das Fundament für die Forschungs- und Entwicklungspipeline.

Wie Bellevue Asset Management durchblicken lässt, ist man in allen 3 mRNA-Protagonisten investiert. Von der Bewertung bietet dabei Curevac aktuell das größte Kurspotenzial, so das Urteil. Ein solcher Aufschwung hänge allerdings an der Zulassung des Covid-19-Impfstoffs, die bald erfolgen könne, wenn die in den USA drohende Verzögerung bei der Ausfuhr von für die Impfstoffproduktion notwendigen Materialien behoben werde. Langfristig aussichtsreich seien aber alle 3 Firmen.