Diese 30 US-Aktien sind am meisten von Zöllen bedroht

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Morningstar hat das hauseigene Anlageuniversum nach US-Aktien durchforstet, für die aufgrund der Zollpolitik von US-Präsident Trump besonders viel auf dem Spiel steht. TraderFox berichtet und mit einem Klick erfahren Sie die Namen der betroffenen Titel - die natürlich auch Chancen bieten, falls der Markt Trump in Sachen Zölle dauerhaft zum Einlenken zwingt.

Die Schlagzeilen über Zölle sorgen weiterhin für große Unruhe an den globalen Aktienmärkten. Mittlerweile steht sogar der US-Anleihenmarkt deswegen massiv unter Druck, was Gefahren für das globale Finanzsystem birgt. Aus Anlegersicht ist dies auch deshalb frustrierend, weil mit US-Präsident Donald Trump nur eine Person dafür verantwortlich ist.

Vor diesem Hintergrund ist es für Anleger hilfreich zu wissen, welche Aktien am empfindlichsten auf neue oder erhöhte Zölle reagieren. Zu diesem Zweck hat Morningstar eine gezielte Ereignisstudie in Reaktion auf die am 2. April angekündigten US-Zölle durchgeführt. Der oben erwähnte US-Finanzdienstleister untersuchte zum einen, ob Unternehmen mit einem höheren Engagement in Handelsstreitigkeiten signifikant andere kurzfristige Kursreaktionen zeigen als der breite Markt, und zum anderen, welche US-Aktien am stärksten von Zöllen bedroht sind.

Die angewandte Methodik gestaltet sich wie folgt: 
  1. Festlegung des Ereignisfensters

Morningstar hat zunächst das Datum der Zollankündigung - den 2. April - bestimmt und ein enges Ereignisfenster um dieses Datum herum festgelegt. Konkret betrachtet wurde dann der Zeitraum einen Geschäftstag vor der Ankündigung (um eventuelle Lecks oder Gerüchte zu erfassen) bis zu einem Geschäftstag danach (sodass es insgesamt um drei Handelstage rund um das Zollverkündigungs-Ereignis geht).

  1. Berechnung der exzessiven (abnormalen) Renditen 

Im zweiten Schritt wurden die täglichen Aktienrenditen mit dem Morningstar US-Target Market Exposure Index zusammengeführt, um die Überschussrendite jedes Wertpapiers zu isolieren. Anschließend wurden die Überschussrenditen der einzelnen Aktien über das Ereignisfenster summiert, um eine kumulative abnormale Rendite (CAR - cumulative abnormal return) zu erhalten. Diese gibt an, wie stark die einzelnen Aktien im Zeitraum nach der Ankündigung der Zölle gegenüber der Benchmark über- oder unterdurchschnittlich abgeschnitten haben. 

  1. Qualitativer Input der Analysten

Ergänzend zu den rohen Performance-Kennzahlen wurden die jeweils zuständigen Morningstar-Direktoren der einzelnen US-Aktiensektor gebeten, den Hauptgrund für die beobachtete Kursreaktion jeder Branchengruppe zu kategorisieren:

  1. Direkte (erstrangige) Auswirkungen der Zölle (z. B. erhöhte Importkosten oder direkte Vorteile aufgrund geringerer ausländischer Konkurrenz)
  2. Indirekte (zweitrangige) Auswirkungen oder andere makroökonomische Bedenken (mögliche Rezessionsängste, breitere Verschiebungen im Verbrauchervertrauen)
  3. Unternehmensspezifische Gründe (nicht mit den Zöllen zusammenhängende Ereignisse wie ein Produktrückruf, Fusionsnachrichten oder Änderungen im Management, die die Auswirkungen der Zölle überschatten)
  1. Endgültiges Screening

Abschließend wurden jene Unternehmen herausgefiltert, die:

  1. Zu Branchen gehörten, die als "direkt (erster Ordnung)" zollgefährdet eingestuft wurden (d.h. ein Rating = 1)
  2. Eine kumulative abnormale Rendite (CAR - cumulative abnormal return) von weniger als negativen 5 % aufwiesen (was auf eine signifikante Unterperformende im Vergleich zur Benchmark während des Ereignisfensters hinweist).

Das Ergebnis ist ein "Tarif-Exposure-Korb", eine Liste mit Namen von Aktien, die besonders empfindlich auf die Androhung (oder Umsetzung) neuer Handelsbeschränkungen zu reagieren scheinen.

Erkenntnisse nach Branchen

Nachfolgend fasst Morningstar die Gründe für die Branchen zusammen, die als "direkt (erster Ordnung)" eingestuft wurden und somit Unternehmen zum endgültigen Screening beigetragen haben.

Fahrzeuge und Fahrzugteile

Globale Lieferketten für Automobilkomponenten und die Endmontage reagieren empfindlich auf neue Zölle auf Stahl, Aluminium und andere importierte Teile. Erhöhte Einfuhrzölle drücken in der Regel schnell auf die Gewinnspannen, wenn die Kosten nicht an die Verbraucher weitergegeben werden können.

Fahrzeuge- und Fahrzugteile-Aktien

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Verarbeitendes Gewerbe - Bekleidung und Accessoires

Viele Bekleidungs- und Accessoirefirmen sind auf Fabriken in Übersee (insbesondere in Asien) angewiesen. Zölle erhöhen direkt die Kosten für Inputs oder Fertigwaren, was die Gewinnspannen drücken kann. Einige Namen in dieser Kategorie zeigten eine besonders starke Unterperformance, was die unmittelbare Besorgnis der Anleger widerspiegelt.

Verarbeitendes Gewerbe - Bekleidung und Accessoires - Aktien

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Einzelhandel – zyklisch

Einzelhändler, die viele Waren importieren, vornehmlich diskretionäre/zyklische Güter, sehen sich bei steigenden Zöllen mit Kostengegenwind konfrontiert. Im Gegenzug könnten sie gezwungen sein, die Preise zu erhöhen oder ihre Gewinnspannen zu verringern, was die Anleger in Erwartung einer schwächeren Verbrauchernachfrage verunsichert.

Einzelhandel – zyklisch - Aktien

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Einzelhandel – Defensiv

Defensive Einzelhändler (z. B. Lebensmittelketten, Discounter) importieren nach wie vor Waren, sodass sich direkte Zollauswirkungen auf ihre Produktkosten auswirken können. Obwohl die Bezeichnung "defensiv" in der Regel bedeutet, dass sie in einem Abschwung besser dastehen, können neue Handelsschranken dennoch die Lieferketten unterbrechen und die Gewinnspannen zeitnah drücken.

Einzelhandel – Defensiv - Aktien

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Medizinische Geräte und Instrumente

Viele Geräte- und Diagnostikunternehmen sind auf spezialisierte, importierte Komponenten angewiesen oder haben Produktionsstätten im Ausland. Selbst scheinbare Nischenkomponenten können höheren Einfuhrzöllen unterliegen, was die Produktionskosten in die Höhe treiben oder die Auslieferung verzögern kann - daher die direkte Klassifizierung.

Das Ergebnis ist ein "zollgefährdeter Korb", eine Liste von Namen, die besonders empfindlich auf die Androhung (oder Umsetzung) neuer Handelsbeschränkungen zu reagieren scheinen.

Medizinische Geräte und Instrumente - Aktien

Industrieller Vertrieb und Industrieprodukte

Unternehmen in diesen Segmenten transportieren in der Regel große Mengen an Teilen, Geräten und Maschinen, von denen ein Großteil weltweit beschafft wird. Ein plötzlicher Anstieg der Zölle kann sich deutlich und unmittelbar auf die Gewinnspanne auswirken, was von den Anlegern schnell eingepreist wird.

Hardwarehersteller und Halbleiterunternehmen haben oft komplexe, weltweit verstreute Lieferketten. Zusätzliche Zölle auf Rohstoffe oder Zwischenprodukte können sich auf die Kosten auswirken, während strengere Handelsbeschränkungen die Nachfrage von Kunden aus Übersee beeinträchtigen können.

Industrieller Vertrieb und Industrieprodukte - Aktien

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Was die Ergebnisse für Anleger bedeutet 
  • Erhöhte Volatilität bei zollsensiblen Unternehmen: Ein negativer CAR im Kontext der Ankündigung von Zöllen deutet darauf hin, dass der Markt davon ausgeht, dass diese Unternehmen in einem protektionistischen Handelsumfeld mit direktem Gegenwind bei den Erträgen oder zumindest mit betrieblichen Störungen rechnen müssen.
  • Behalten Sie jedoch die Fundamentaldaten im Auge: Nicht alle negativen kurzfristigen Reaktionen spiegeln dauerhafte Schäden wider. Einige Unternehmen können ihre Lieferketten verlagern oder zusätzliche Kosten weitergeben. Wenn der Markt überreagiert hat, kann dieser Korb überverkaufte Chancen enthalten.
  • Hohe Unsicherheit und ein fehlender Burggraben bedeuten oft größere zollbedingte Bewegungen: Viele der größten negativen CARs traten dort auf, wo es den Unternehmen an Preisgestaltungsmacht und Markenresistenz fehlt, um abrupte Kostensteigerungen auszugleichen, sowie in Fällen, in denen unsere Analysten glauben, dass die Bandbreite der Ergebnisse ziemlich groß ist.
  • Auch Unternehmen mit einer großen Marktbreite sind dagegen nicht immun: Nike beispielsweise verzeichnete einen deutlichen Rückgang, was uns daran erinnert, dass die Stärke der Marke zwar einen gewissen Margendruck abmildern kann, ein Unternehmen aber nicht vollständig vor kurzfristigen Marktängsten im Hinblick auf Störungen der Lieferkette schützt.
  • Die Kehrseite der Medaille: In dem Maße, in dem die Zollbedenken nachlassen - sei es im Falle eines einzelnen Landes oder einer Region - könnten die heutigen Underperformer schnell wieder aufholen. Je schneller die Normalisierung erfolgt, desto geringer ist der Schaden. So Morningstar.

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