Micron-Produkte von Verkaufsstopp in China betroffen: Hintergründe und Auswirkungen

Micron-Produkte fallen bei Sicherheitsprüfung in China durch - Verkaufsstopp verhängt

Im eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China hat die chinesische Cyberspace-Behörde CAC nach einer einmonatigen Überprüfung Produkte des US-amerikanischen Speicherherstellers Micron als Bedrohung für die nationale Sicherheit eingestuft und einen Verkaufsstopp verhängt. 

Die Art und Weise, in der Microns Speicherchips ein Sicherheitsrisiko darstellen sollen, wurde nicht genau erklärt. Die CAC (Cyberspace Administration of China) gab lediglich in einer knappen Mitteilung bekannt, dass die Micron-Produkte "potenziell erhebliche Netzwerksicherheitsprobleme" aufweisen könnten, die ein hohes Risiko für die Informationsinfrastruktur und Lieferketten des Landes darstellen und somit die nationale Sicherheit beeinträchtigen könnten.

Aus diesem Grund hat Micron die Netzwerksicherheitsüberprüfung nicht bestanden. Betreiber von Organisationen, die zur kritischen Infrastruktur Chinas gehören, werden daher angewiesen, keine Micron-Produkte mehr zu erwerben. Allerdings wurde nicht angeordnet, bereits vorhandene Micron-Speicherchips auszutauschen. Offensichtlich wird das Sicherheitsrisiko in diesem Fall als nicht ausreichend hoch erachtet.

Analyst: China reagiert auf US-Exportkontrollen

Ein Analyst der Halbleiterbranche betrachtet Chinas Vorgehen als Reaktion auf die Exportkontrollen der USA. Seit Oktober 2022 setzten die Amerikaner fortlaufend Technologiefirmen aus China auf die schwarze Liste, die nun keine Chips und technologische Ausrüstungsgegenstände mehr beziehen dürfen. Der Verkaufsstopp von Produkten eines US-Herstellers wie Micron soll laut dem Analysten zwar Angst erzeugen, hätte jedoch in Wirklichkeit kaum Auswirkungen, da Speicherchips weit verbreitet sind und sich die Lieferketten innerhalb weniger Monate anpassen könnten.

Es gibt ausreichend gleichwertige Alternativen zu Micron-Speicherchips von anderen Herstellern. China könnte dabei nicht nur auf die Marktführer aus Südkorea wie Samsung oder SK Hynix zurückgreifen, sondern auch beim größten heimischen Speicherchiphersteller Yangtze Memory Technologies (YMTC) fündig werden. Allerdings wird auch YMTC durch die US-Exportkontrollen beeinträchtigt, da das Unternehmen Schwierigkeiten hat, Maschinen zur Chipherstellung zu erhalten.

Micron: 11 Prozent des Umsatzes in China

Für Micron selbst hat der Verkaufsstopp natürlich Auswirkungen, allerdings erwirtschaftet der Speicherchiphersteller nur 11 Prozent seines Umsatzes in China und könnte den Ausfall zumindest vorübergehend verkraften. Andere Hersteller wie Nvidia, AMD und Intel erzielen dagegen einen deutlich höheren Umsatz in China, berichtet Bloomberg, der über 20 Prozent liegt. Noch stärker betroffen wären Broadcom oder Qualcomm, denn deren Umsätze in China machen 35 respektive 64 Prozent der Gesamtumsätze aus.

Micron erklärte am Sonntag in einer kurzen Stellungnahme, dass es die Ergebnisse der chinesischen Überprüfung erst noch bewerte. Das Unternehmen prüft seine nächsten Schritte und fügte hinzu, dass es sich darauf freue, "die Gespräche mit den chinesischen Behörden fortzusetzen". Die Aktie startet heute, am 22.05., mit einem Minus von über 5 % in den europäischen Handel.


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