Investieren in Megatrends: Diese drei Aktien profitieren von Copiloten, KI-Agenten und Humanoiden-Robotern
KI-Revolution in der Industrie - Copiloten, KI-Agenten und Robotik verändern die Produktion. Die DZ Bank nennt in einer Studie drei Top-Aktien–Profiteure dieser Megatrends. TraderFox verrät deren Namen und berichtet, warum sich bei dem Trio ein Investment lohnen könnte.
Die Digitalisierung der Industrie schreitet mit großen Schritten voran, angetrieben von Künstlicher Intelligenz. Eine aktuelle Research-Publikation der DZ Bank beleuchtet die entscheidenden Trends im Bereich Investitionsgüter und identifiziert drei wichtige Profiteure: Copiloten, KI-Agenten und humanoide Roboter. Wobei die Studie aber auch darauf verweist, dass noch nicht alle diese Zukunftstechnologien gleichermaßen reif sind für den industriellen Einsatz.
Industrielle KI auf dem Vormarsch: Copiloten und KI-Agenten als Produktivitätstreiber
Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) hat den Angaben der DZ Bank zufolge bereits bei etwa 75% der größeren Industrieunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von Forschung und Entwicklung über Produktion bis hin zu Service und Wartung, Einzug in die Industrie-Software gehalten. Hauptsächlich geschieht dies über sogenannte "Copilots" – digitale, Chatbot-basierte Assistenten, die mit KI die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen erleichtern sollen. Auch in der deutschen Industrie gewinnt der Einsatz von KI zunehmend an Bedeutung; laut einer Bitkom-Umfrage setzen bereits 42% der deutschen Industrieunternehmen KI in der Produktion ein, weitere 35% planen dies.
Quellen: Bitkom; DZ Bank
Diese intelligenten Assistenten steigern die Effizienz, reduzieren Entwicklungszeiten und verbessern die Qualität über den gesamten Produktlebenszyklus, indem sie Routinetätigkeiten automatisieren und menschliche Fehler minimieren. Der VDMA und PwC schätzen, dass die operative Marge im Maschinen- und Anlagenbau durch GenAI um bis zu 11%punkte gesteigert werden könnte. Allerdings wird erwartet, dass dieser Effekt mit zunehmender Marktdurchdringung auf etwa 4% erodiert, ein Phänomen, das als "Early Adopter Effect" bekannt ist. Die größten Margenpotenziale werden in Vertrieb und Marketing, Forschung und Entwicklung sowie Planung gesehen.
Der Trend geht weg von großen, generalistischen KI-Modellen hin zu spezialisierten KI-Agenten. Diese "kleinen digitalen KI-Fachmänner" sind für spezifische Aufgaben zur Analyse und Entscheidungsfindung trainiert. Sie sind transparenter, ressourcenschonender und effizienter, beispielsweise bei Echtzeit-Qualitätsprüfungen oder der autonomen Problemlösung in Produktionsanlagen. Der Markt für KI-Agenten wird laut BCG mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 45% zulegen. Über 50% der Industrieunternehmen in der DACH-Region haben laut McKinsey bereits Pilotprojekte mit KI-Agenten gestartet. KI-Agenten ermöglichen flexible, kontextbasierte Automatisierung und können sich dynamisch an veränderte Bedingungen anpassen.
Quellen: BCG Analysis; DZ Bank
Die nächste Entwicklungsstufe ist die agentenbasierte KI, bei der mehrere spezialisierte KI-Agenten zusammenarbeiten. Dadurch können komplexe, adaptive Entscheidungsfindungen und Problemlösungen in Echtzeit bewältigt werden. In der Fertigung führt dies zu autonomen, anpassungsfähigen Systemen, die Produktion, Qualitätskontrolle und Lieferkettenmanagement optimieren.
Besonders die vorausschauende Wartung profitiert: Agentenbasierte KI nutzt IoT-Sensoren und kontinuierliche Überwachung, um Anlagenverschleiß und potenzielle Ausfälle frühzeitig zu erkennen und Wartungsmaßnahmen optimal zu planen. Agentenbasierte KI kann zum Schlüsselfaktor für die Wettbewerbsfähigkeit intelligenter Fabriken werden, befindet sich aber noch in einem frühen Stadium.
Humanoide Roboter noch nicht industrietauglich
Trotz großer Fortschritte in KI und Sprachsteuerung sind humanoide Roboter nach Einschätzung der DZ Bank noch nicht für den industriellen Einsatz geeignet. Sie sind zwar technologisch beeindruckend und werden zunehmend mit KI und intuitiver Sprache gesteuert, erfüllen aber in Summe noch nicht die Anforderungen an Robustheit, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit, die in der industriellen Produktion notwendig sind. Für Anleger sollte der Fokus daher weiterhin auf softwarebasierten Automatisierungslösungen und spezialisierten Robotik-Systemen (wie AGVs und Greifarme) liegen.
Weitere Trends, die im Zuge der KI-Entwicklung an Bedeutung gewinnen, sind der "Digital Thread" (eine Weiterentwicklung des digitalen Zwillings), die Senkung der Einstiegshürden für Automatisierungslösungen sowie digitale Mess- und Prüftechnik.
Drei Aktienprofiteure des KI-Booms im Detail
Die DZ Bank hat aus ihrer Coverage drei wichtige Profiteure des Trends zu Copiloten, KI-Agenten und Humanoiden (im Falle von Microsoft als Infrastrukturanbieter) identifiziert.
Siemens (ISIN DE0007236101 – 217,05 EUR)
Siemens gilt als Enabler der digitalen, smarten Fabrik und verfügt weltweit über eines der breitesten und innovativsten Automatisierungs-Portfolios sowie umfassendes Branchen-Know-how. Das Unternehmen bietet in enger Partnerschaft mit NVIDIA und Microsoft zahlreiche industrielle KI-Copiloten an, die den gesamten Produktentwicklungs-, Fertigungs- und Betriebslebenszyklus abdecken.
Das neu eingeführte "Industrial Foundation Model" (IFM), das in Zusammenarbeit mit Microsoft entwickelt wurde, ist ein groß angelegtes KI-Modell. Es ist speziell darauf ausgelegt, die komplexe "Sprache des Engineerings" zu verstehen, indem es industrielle, unternehmenseigene und externe Daten wie Anforderungen, Designentscheidungen, technische Zeichnungen und CAD-Modelle berücksichtigt. Diese Daten sind essenziell, da sie den tiefen Kontext und das geistige Eigentum der Unternehmen enthalten.
Siemens nutzt seine umfangreichen Entwicklungsdaten aus allen Bereichen, um das Modell zu trainieren und lädt Partnerunternehmen ein, ihre kontextualisierten Daten beizusteuern, um durch föderiertes Lernen ein leistungsfähiges KI-Modell zu schaffen. Dieses kollaborative Vorgehen ermöglicht es, die KI so weiterzuentwickeln, dass sie das Engineering besser versteht, komplexe technische Informationen interpretiert und den gesamten Produktlebenszyklus mit datenbasierten Empfehlungen unterstützt.
Die vorhandene Simulationskompetenz, insbesondere die Digital Twin-Technologie, wird durch den "digitalen Faden" für nahtlosen Datenfluss verstärkt und über die offene Plattform Siemens Xcelerator auf das nächste Level gehoben. KI-gestützte Digitale Zwillinge können das Verhalten von Anlagen und deren Materialfluss simulieren, Prozesse validieren und das Anlagen-Layout optimieren, bevor Änderungen in der physischen Fertigung umgesetzt werden. Siemens' Digital Industries Segment wird maßgeblich durch Digital Twin, Digital Thread, Copiloten und KI-Agenten vorangetrieben.
Die DZ Bank bewertet Siemens mit "Kaufen" und sieht einen fairen Wert von 260 EUR.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Microsoft (ISIN US5949181045 – 505,61 USD)
Microsoft wird als führender KI-Innovator und Software-Infrastrukturanbieter für Robotik gesehen. Das Unternehmen verfügt über ein breites Portfolio an KI-basierten Produkten und softwaregestützten Robotik-Lösungen. Dazu gehören "Azure IoT" zur Vernetzung und Steuerung von Maschinen, Robotern und Sensoren , "Azure Digital Twins" zur digitalen Abbildung von Produktionsanlagen und "Azure Machine Learning" für Qualitätskontrolle, vorausschauende Wartung und Prozessoptimierung mittels KI-Modellen.
Immer wichtiger wird der Einsatz von KI-Agenten, die eigenständig Entscheidungen treffen und Aufgaben erledigen. Mit Siemens besteht eine enge Partnerschaft, aus der ein KI-gestützter Copilot zur Analyse von Maschinendaten und das Erkennen von Bedienungsfehlern oder Prozessanomalien hervorgeht. Die Business-Plattform "Xcelerator" von Siemens unterstützt Kunden bei der digitalen Transformation und industriellen Automatisierung. In Kooperation mit Microsoft entwickelte KI-Agenten können z.B. in einer "digitalen Zwillingsfabrik" den Einsatz neuer Materialien und deren Einfluss auf Prozessabläufe simulieren und optimieren. Für Microsofts KI-basierte Software-Lösungen, insbesondere KI-Agenten, sieht die DZ Bank hohes Wachstumspotenzial.
Microsoft entwickelt zwar keine eigenen humanoiden Roboter, stellt aber für mehrere Hersteller die notwendige Softwareinfrastruktur bereit. Darüber hinaus können Entwickler auf der Azure-Plattform Robotersysteme in der Cloud modellieren, testen und beispielsweise die Simulation sowie das Training von KI-gestützten Roboterarmen durchführen. Zahlreiche Kunden, vor allem aus dem Automobilsektor wie BMW, Toyota und Volkswagen, setzen bereits auf Microsofts Lösungen.
Die DZ Bank hat Microsoft mit "Kaufen" eingestuft und nennt als fairen Wert 560 USD.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Bechtle (ISIN DE0005158703 – 37,86 EUR)
Bechtle gilt als das größte Product Lifecycle Management (PLM)-Systemhaus in Europa und verfügt über ein umfassendes Lösungsportfolio an Cloud-basierten PLM-Systemen, die speziell auf die Anforderungen kleiner und mittelständischer Industrieunternehmen zugeschnitten sind.
Diese Größenklasse von Unternehmen hat dem Thema Automatisierung durch KI-Einsatz gegenüber oft Vorbehalte, und digitale Zwillinge werden dort bislang noch wenig eingesetzt. PLM-Systeme, welche die Basistechnologie für digitale Zwillinge sowie deren Verwaltung und Weiterentwicklung bilden, bieten einen einfachen Einstieg in diesen Themenbereich. Im ersten Schritt helfen sie, komplexe Datenstrukturen zu bewältigen. Durch den PLM-Einsatz und unterstützt durch Technologien wie die digitale Verwaltungsschale, können KMUs digitale Zwillinge effizient verwalten und optimieren. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass das PLM-System die Änderungsprozesse der komplexen Produkt- und Prozessstrukturen beherrschbar macht.
Die DZ Bank erwartet, dass Bechtle vor allem beim Mittelstand durch seine PLM-Lösungen den Einstieg in die Digital Twin-Technologie erleichtern und somit finanziell punkten kann. Wie es weiter heißt, sind die strukturellen Wachstumstreiber intakt und das Unternehmen profitiert von seiner breiten Aufstellung. Der Stellenwert einer performanten IT-Infrastruktur wird weiter steigen und von den Kunden zunehmend als wichtiger Wettbewerbsfaktor angesehen. Ein wachsender Anteil höhermargiger Services, Skalen-Effekte im Cloud-Geschäft sowie Kunden-Investitionen in KI und Cybersecurity sollten sich in den kommenden Jahren positiv auf die Marge auswirken.
Das Anlageurteil für Bechtle lautet "Kaufen" mit einem fairen Wert von 45,00 EUR.
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