5 Trading-Chancen, die jeder Trader auf dem Schirm haben sollte!

Liebe Leser,

aufgrund der Impfstoff-Nachricht von Pfizer und BioNTech kam es zu einem abrupten Favoriten-Wechsel am Aktienmarkt. Viele Gewinner-Aktien, die vom Corona-Virus profitierten, wurden massiv abverkauft. Viel Geld ist in Zykliker und Corona-Verlierer geflossen. Als Trendfolge-Trader hatte man in diesem Umfeld zu kämpfen. Das Marktumfeld bestand zum Großteil aus Trendwenden - vernünftige Trends müssen sich erst wieder bilden. Trotzdem gibt es nach wie vor Chancen. In diesem Artikel präsentiere ich fünf Trading-Chancen, die man als Trader momentan auf dem Schirm haben sollte.

Kinsale Capital Group

Kinsale Capital Group verkauft Schaden- und Unfallversicherungen. Das Unternehmen hat sich ausschließlich auf den Exzedenten- und Überschussversicherungsmarkt (E&S-Markt) konzentriert. Die Kinsale Capital Group ist allerdings ein kleiner Player im E&S-Markt - der Marktanteil beträgt lediglich 1 %. Allerdings kann das Unternehmen einen hervorragenden Track Record präsentieren. Das Umsatzwachstum betrug in den letzten fünf Jahren durchschnittlich 38,82 %. Das Gewinnwachstum lag im selben Zeitraum bei 36,58 %. Die Eigenkapitalquote des Unternehmens liegt bei 35,4 %. Es wurden bereits Rückstellungen in Höhe von 525,8 Mio. USD (Gesamtverschuldung: 833 Mio. USD) gebildet, um mögliche Schadensersatzansprüche zu tilgen.

Die Kinsale Capital Group hat in der Investor Relations Präsentation mehrere Wachstumstreiber aufgezählt. Man möchte sich in Zukunft auf kleinere Unternehmen im E&S-Markt konzentrieren, da man in diesem Bereich vom größten Wachstumspotenzial ausgeht. Kinsale Capital ist auch im Underwriting, also in der Risiko-Einschätzung, aktiv. Dahingehend möchte das Unternehmen neue Produkte auf den Markt bringen, bei welchen die Underwriting-Expertise von Vorteil sein kann. Die Bilanz der Kinsale Capital Group ist grundsolide und das Management hat sich in den vergangenen Jahren fähig gezeigt. Da die Finanzwerte am Aktienmarkt seit Montag haussieren, könnte die Kinsale Capital Group von dem Aufwärtstrieb auf neue Höhen gezogen werden.

RWE

RWE wurde von Goldman Sachs als größter Profiteur des European Green Deals identifiziert. Der European Green Deal besagt, dass man bis 2030 50-55 % der Emissionen einsparen möchte und bis 2050 in Europa emissionsfrei sein will. Dahingehend müssen die Staaten vermehrt in erneuerbare Energien investieren, um die Klimaziele zu erreichen. Goldman Sachs nennt den European Green Deal den größten wirtschaftlichen Stimulus seit dem Marshall-Plan. RWE hat das Energie-Portfolio auf erneuerbare Energien ausgerichtet. Joe Biden als US-amerikanischer Präsident dürfte die Haussee der grünen Aktien in den nächsten Jahren noch beschleunigen. Biden möchte ein Klimapaket in Höhe von 1,5 Bio. USD verabschieden und wieder in das Pariser Klimaabkommen eintreten. Diese Faktoren könnten zu einer weiteren Euphorie bei grünen Aktien führen.

Das erwartete 2020-KGV von RWE beträgt 20,8. Damit ist die Aktie nicht unfassbar überteuert bewertet. Die Analysten prognostizieren, dass der Umsatz von 13,13 Mrd. Euro (2019) auf 20,45 Mrd. Euro (2023) gesteigert werden kann. Die Aktie hat sich in den letzten Wochen in einer Seitwärts-Phase bewegt. Morgen wird RWE die Quartalszahlen veröffentlichen. Dies könnte einen weiteren Aufwärts-Impuls auslösen.

2G Energy

2G Energy ist, wie auch RWE, eine Green Energy Aktie. Die Story bei 2G Energy geht wie folgt: Das Unternehmen verkauft Blockheizkraftwerke. Diese werden normalerweise mit Erdgas betrieben. Allerdings konnte 2G Energy die Blockheizkraftwerke umfunktionieren, sodass diese mit Wasserstoff betrieben werden können. Der Effizienzgrad der Wasserstoff-BHKWs ist beachtlich. Bisher wurden lediglich Pilot-Projekte durchgeführt. Wenn 2G Energy allerdings die ersten Aufträge für Wasserstoff-BHKWs bekommt, könnte die Aktie wie eine Wasserstoff-Aktie bewertet werden. Derzeit beträgt das KUV der Aktie lediglich 1,3. Typische Wasserstoff-Aktien, wie z.B: Plug Power, haben ein KUV von 25.

Die Europäische Union hat Anfang diesen Jahres die Wasserstoffstrategie verabschiedet. Diese besagt: Bis 2030 sollen 145 Mrd. Euro in den Wasserstoffmarkt investiert werden. Die Marktgröße soll im Jahr 2030 bereits 140 Mrd. Euro betragen. Außerdem sollen 140.000 neue Arbeitsplätze durch die Wasserstoffstrategie geschaffen werden. Bis 2030 soll die Produktion von grünem Wasserstoff bei mindestens 10 Mio. Tonnen liegen. Die Hausse der Wasserstoffaktien ist verständlich, wenn man die Tragweite der Subventionen der EU begreift. 2G Energy wird am 30. November die Quartalszahlen veröffentlichen. Falls veröffentlicht wird, dass das Unternehmen Wasserstoff-BHKWs verkauft, könnte die Bewertung und damit auch der Kurs der Aktie deutlich anziehen.

RH (auch bekannt unter: Restoration Hardware)

RH ist ein gehobenes Einrichtungsunternehmen. Das Unternehmen betreibt Einzelhandelsgeschäfte und einen Online-Shop. Über die Website kann man beispielsweise Möbel für das Ski-Haus, das Strandhaus oder ganz allgemein moderne Einrichtungsgegenstände beziehen. Im zweiten Quartal 2020 hat RH mit einer operativen Marge von 21,8 % gearbeitet. Zum Vergleich: Der Luxus-Konzern LVMH hatte im Jahr 2019 eine operative Marge von 21,4 %. Der Geschäftsführer von RH, Gary Friedman, sieht in RH mehr als nur einen gehobenes Möbelhaus. Er möchte RH zu einer globalen Luxusmarke transformieren. Solche Ambitionen gefallen mir als Aktionär, da ein CEO mit Vision langfristige Entscheidungen trifft und das Unternehmen voranbringt. Die Wachstumsstrategie von RH setzt sich aus dem Online-Shop und der Eröffnung weiterer Einzelhandelsgeschäfte zusammen. Laut Friedman müsse man als Luxus-Unternehmen präsent sein - dies funktioniere nur mit Geschäften und nicht ausschließlich online. Die gleiche Strategie wurde von erfolgreichen Luxus-Unternehmen in der Vergangenheit verfolgt. Außerdem sei das Ziel ganze Kollektionen zu verkaufen und nicht lediglich einzelne Möbel bzw. Einrichtungsstücke.

RH ist mir aufgefallen, da die Aktie scheinbar nicht interessiert was der Gesamtmarkt macht. Ob der Markt fiel oder stieg - die RH-Aktie lief in den letzten Wochen seitwärts. Unternehmen wie Overstock.com und Home24 wurden am Montag stark abverkauft. Bei RH ist fast nichts passiert. RH ist weniger zyklisch, da das Unternehmen die Möbel auch über das Internet absetzen kann und somit nicht von dem Lockdown betroffen war. Außerdem sind die Kunden des Unternehmens vermögend, weshalb der Kundenstamm weniger stark von gesamtwirtschaftlichen Problemen betroffen ist. Die Aktie könnte in den nächsten Tagen auf ein neues Hoch ziehen.

AppFolio

AppFolio betreibt eine Immobilien-Management-Software. Über die Software können Bezahlungen getätigt, Wohneinheiten verwaltet, Arbeitsplanungen durchgeführt oder Marketing-Kampagnen gestartet werden. Das Unternehmen schätzt, dass sich der Markt für die Immobilien-Management-Software auf 5 Mrd. USD beläuft, allerdings gerade mal 4 % durch AppFolio erschlossen wurden. Insgesamt werden circa 5 Mio. Wohneinheiten mit der AppFolio-Software verwaltet. Dies hört sich viel an, ist es aber nicht, wenn man bedenkt, dass es über 50 Mio. vermietete Wohneinheiten in den USA gibt. Außerdem gibt es für AppFolio nach wie vor die Möglichkeit zu expandieren und andere Immobilienmärkte weltweit zu erschließen. AppFolio verkauft zwei Software-Produkte: Die Basis-Version kostet 1,25 $/Monat und die Pro-Version kostet 3 $/Monat. AppFolio hat also zwei massive Wachstumstreiber: Zum einen kann das Unternehmen in neue Märkte expandieren. Zum anderen kann AppFolio die Preise erhöhen, wenn der Markt erschlossen wurde. Wen würde es schon stören, statt 1,25 $/Monat das Doppelte, also 2,5 $/Monat, zu zahlen? Wir sprechen hier von einem Kundenstamm, der sich aus Immobilienbesitzern zusammensetzt. Eine Verdopplung des Preises würde einer Verdopplung des Umsatzes entsprechen - und das bei gleichbleibenden Kosten.

Die Aktie von AppFolio hat sich in den vergangenen Tagen seitwärts bewegt. Gestern, als der NASDAQ um über 2 % gesunken ist, ist die AppFolio-Aktie allerdings um über 3 % gestiegen. Das Unternehmen hat am 9. November die Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz des Unternehmens ist um 24 % gestiegen. Der Gewinn je Aktie lag bei 3,86 USD (Vorjahr: 0,14 USD). Der Gewinn fiel so hoch aus, da AppFolio das Unternehmen MyCase für 187,6 Mio. USD verkauft hat. MyCase betreibt eine Management-Software für Anwaltskanzleien. Im Jahr 2019 hat AppFolio noch 10 % des Umsatzes über die Management-Software für Anwälte generiert. Ich halte den Verkauf von MyCase allerdings für richtig - das Unternehmen kann sich nun auf den Kernmarkt fokussieren und die Expansion vorantreiben. 

Tipp: Im Forum des aktien Magazins werden dauerhaft Trading-Chancen gepostet. Jeder, der das aktien Magazin oder das Tenbagger-Magazin abonniert hat, kann auf das Forum zugreifen. Ich persönlich gebe dort sogar alle meine Trades aus dem Privat-Depot bekannt und veröffentliche nahezu täglich meine Gedanken zum Aktienmarkt und neuen Trading-Chancen. Die TraderFox-Community hilft sich gegenseitig und hat eine gemeinsame Leidenschaft: den Aktienmarkt!


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