Alibaba vs. Softbank? Was ist der bessere Kauf?
Diversifikation um jeden Preis oder Investieren in die größte B2B-Handelsplattform der Welt? Eine wichtige Überzeugung von Warren Buffett lautet: "Konzentrieren Sie Ihre Investments, denn wenn Sie über einen Harem mit 40 Frauen verfügen, lernen Sie auch keine richtig kennen." Dies bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass ein oder zwei Investments zu wenig sind, um das Risiko so gut wie möglich zu minimieren. Eine weitere Philosophie des Buffet’schen Ansatzes heißt: "Verlieren Sie kein Geld." Um diese wichtige Regel zu befolgen muss ich verstehen, was die Firma produziert, mit was sie ihr Geld verdient und welche Chancen und Risiken in der Zukunft erwartet werden können. Wer will denn schon in eine Wundertüte investieren? Nur wenn keine weiteren Fragen offen bleiben, bin ich überhaupt in der Lage, das unternehmerische Risiko zu beurteilen. Am Ende entscheiden wie immer die knallharten Fakten über eine Investition. Der Kurs folgt langfristig den "nackten" Zahlen. Kurzfristig haben Sie die Chance, Aktien günstiger einzusammeln, weil Mr. Market eben nicht rational ist, sondern von den Ängsten und der Gier der Marktteilnehmer getrieben wird. Es gibt nicht diesen einen leichten Weg zum Erfolg an den Märkten und es gibt auch nicht die ultimative Methode, mit der garantierte Gewinne entstehen. Erfolg an der Börse ist auch gewissermaßen ein Spiel mit den Wahrscheinlichkeiten, in dem Sie ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis kreieren.
Heute möchte ich Ihnen zwei Unternehmen vorstellen, die in gewisser Weise miteinander zu tun haben. Denn: Wer in das Papier der japanischen Beteiligungsgesellschaft investiert, bekommt zu einem Großteil auch einen Anteil an Alibaba. Der chinesische E-Commerce-Akteur ist nämlich die mit Abstand größte Beteiligung von Softbank.
Ist Softbank unterbewertet?
Die japanische Beteiligungsgesellschaft investiert in tech- und internetaffine Unternehmen und bündelt diese in mehreren Fonds. Der 100 Milliarden schwere Vision Fonds gilt als spekulativ und beinhaltet nur wenige Firmen. Mit Uber, Slack, WeWork und Alibaba hat sich der Softbank-Konzern in nur kürzester Zeit ein Tech-Imperium zusammengekauft. Als Computerteilehändler ist der Konzern mit Gründer Masayoshi Son bereits 1981 damals als 24-jähriger gestartet. Mittlerweile ist daraus ein japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern mit Unternehmensbereichen im Breitbandfernsehen, Telekommunikation, E-Commerce, Internet, Robotik, Technologie, Finanzen, Medien und Vermarktung geworden. Bereits 2000 haben sich die Japaner in den chinesischen Internetkonzern Alibaba eingekauft und war die Hauptquelle des Vermögens. Mit 26 Prozent ist Softbank größter Alibaba-Anteilseigner. Allein das Alibaba-Paket ist mehr als 100 Milliarden Dollar wert. Aber es gab auch weniger gute Investments. Mit der Büroplattform WeWork hat sich Softbank verschätzt. Mit einer Bewertung von 47 Milliarden Dollar zählte WeWork zu den wertvollsten Start-ups der Welt. Ein geplatzter Börsengang, tiefrote Zahlen und eine Milliarde an den umstrittenen WeWork-Mitgründer und Ex-Chef Adam Neumann sorgten für Aufsehen. Externe Geldgeber wie Saudi-Arabien haben den Vision Funds auf über 100 Milliarden Dollar anschwellen lassen. Am meisten Geld wurde in den Fahrdienstleister Uber gesteckt: neun Milliarden Dollar. Viele der Beteiligungen haben die Japaner zu Höchstpreisen gekauft. Neben dem Vision Funds steht der US-Mobilfunkbetreiber Sprint mit 27 Milliarden Dollar in den Büchern. Mobilfunk ist eigentlich das Kerngeschäft des Konzerns. Dem aktiven Fahrdienst Grab in Südostasien hat Softbank 3,5 Milliarden Dollar spendiert. Im April dieses Jahrs gab es für den deutschen Zahlungsdienstleister Wirecard eine Finanzspritze von 900 Millionen Euro in Form einer von Softbank gezeichneten Wandelanleihe. Mit zeitweise über 1.000 Beteiligungen hat Softbank ein großes Portfolio aufgebaut, von denen auch die ein oder andere wie am Beispiel WeWork daneben ging. Man muss sich dem Risiko der Beteiligungen immer bewusst sein. Trotzdem könnte die Softbank derzeit womöglich eine der günstigsten Beteiligungsgesellschaften sein. Dem derzeitigen Aktienkurs von 4.979 Yen steht ein Shareholder Value in Höhe von 12.450 Yen gegenüber, was durchaus auf eine Unterbewertung schließen lässt.
https://cdn.group.softbank/en/corp/set/data/irinfo/presentations/analyst/pdf/2019/investor_20191108_01.pdf
Alibaba – Fels in der Brandung
Auch Alibaba ist an über 100 Unternehmen direkt oder indirekt beteiligt. Nach der Annäherung zwischen den USA und China im Handelskrieg und folglich dem unterschriebenen Phase-1-Deal hat der Aktienkurs des E-Commerce Giganten deutlich angezogen. Alibaba ist eine Wachstumsaktie mit gigantischen Umsatzwachstumsraten von über 40 Prozent in den letzten 5 Jahren. Das Hauptaugenmerk des Konzerns liegt im Bereich digitaler Handel. E-Commerce und Cloud-Computing bieten enorme Chancen. Die Mittelschicht Chinas wächst und wird für weiteres Wachstum sorgen. Am Singles‘ Day, den 11.November eines jeden Jahres, hat Alibaba 2019 an nur einem Tag 38 Milliarden Dollar Umsatz gemacht. Davon können andere Unternehmen nur träumen. Alibaba bringt deutlich mehr Konzentration als Softbank mit und macht es ein bisschen überschaubarer. Mit über 500 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung ist Alibaba definitiv in der ersten internationalen Börsenliga angekommen. Auch die künftig prognostizierten Umsatzanstiege lassen weiter hohe zweistellige Wachstumsraten erahnen. Alibaba dominiert noch mehr die Handelslandschaft in China als es Amazon heute im Westen tut. Mit einem Marktanteil in China von über 50 Prozent ist Alibaba eine Macht. Die Gesellschaft wächst und wird reicher. Dies wird Alibaba zugutekommen.
https://www.alibabagroup.com/en/ir/presentations/pre191101.pdf
Fazit
Die für mich spannendere Aktie ist trotz Risiken die Softbank Group. Und zwar aus einem einfachen Grund. Mit jedem Euro, den die Anleger in die Softbank investieren, erhalten sie zur Hälfte Alibaba. Die Softbank Group wird derzeit mit einem Abschlag vom Portfoliowert von ca. 60 Prozent gehandelt. Summiert man sämtliche Beteiligungen des japanischen Beteiligungskonzerns, betragen diese ungefähr 100 Euro je Aktie. Da die Aktie aktuell bei 40,85 Euro notiert, stellt diese eine deutliche Unterbewertung dar. Allein die Beteiligung an Alibaba ist mehr wert als der derzeitige Kurs. Damit bekommen Sie quasi sämtliche Beteiligungsunternehmen "gratis" dazu. Auch halte ich es für nicht unwägbar, dass bei Uber und WeWork in den nächsten Monaten ein Turnaround-Potenzial besteht, denn die Softbank Group hat bei Alibaba schon einmal ein gutes Händchen bewiesen.
Liebe Anleger, ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments! Bis zur nächsten spannenden Story, Michael SeiboldBildherkunft: https://unsplash.com/photos/aoN3HWLbhdI