Portfoliocheck: Paul Singers nächstes Opfer – Gibt der Chipriese Qualcomm nach?
Bald ist es wieder so weit. In der kommenden Woche dürfen wir uns über die quartalsweise erscheinenden F13 Files der amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC freuen. In den USA ist jeder Vermögensverwalter mit einem Anlagevermögen ab 100 Mio. USD dazu verpflichtet, seine Transaktionen an den Finanzmärkten offen zu legen. Das gibt uns die Möglichkeit, einen Blick in die Portfolios der besten Wall-Street Gurus zu werfen. Investoren wie Warren Buffett, Bill Nygren, Tom Russo oder auch Chris Davis beweisen seit Jahrzehnten, dass sie die Märkte zu schlagen wissen. Es ist daher ein Segen, die geballte Research-Arbeit dieser Milliardäre nahezu kostenlos zur Verfügung gestellt zu bekommen. Doch bevor wir uns auf die Q4 Zahlen jener genannten Gurus werfen, blicken wir heute ins Portfolio eines äußerst unangenehmen Investors, zumindest für dessen Investments. Ich rede vom aktivistischen Investor Paul Singer.
Der Milliardär leitet seit über 4 Jahrzehnten seinen Elliot Management Hedgefonds (er ist der älteste noch aktive Hedgefonds an der gesamten Wall-Street). Dabei ist der Investor vor allem für sein oftmals rabiates Vorgehen regelrecht berühmt sowie gefürchtet. So wurde Singer beispielsweise weltberühmt, als er 2001 nach der Staatspleite Argentiniens eine große Anzahl dessen Staatsanleihen für einen Spottpreis aufkaufte und in den folgenden Jahren auf eine vollständige Begleichung der Schulden bestand. Selbst als praktisch alle anderen Investoren sich auf einen Schuldenschnitt einigten, blieb Singer hart. Singer bekam von den obersten Gerichtsämtern in den USA Recht und Argentinien musste den Guru auszahlen. Weil die sich aber bis zuletzt weigerten, musste das Land im Jahre 2014 seine Zahlungsunfähigkeit bekannt geben. Wenig später bekam Paul Singer sein Geld, er machte ein Milliardengeschäft. Wer nun denkt, das ist für mich alles viel zu weit weg, wird eines Besseren belehrt. Auch hier in Deutschland ist Singer aktiv.
Jüngstes Beispiel hier ist die verhinderte Übernahme des Tec-Dax Wertes SLM Solutions. Nachdem der US-Riese General Electric den deutschen 3D-Drucker-Hersteller im Herbst vergangenen Jahres schlucken wollte, legte der Investor sein Veto ein und forderte einen höheren Übernahmepreis. Singer hatte sich bereits vorher beim deutschen Technologiekonzern eingekauft. Die geplante Übernahme wurde schlussendlich abgeblasen.
Die Liste solche Aktionen ist endlos lang und würde zu viel Zeit kosten, noch weitere aufzuzählen. EInes kann man aber festhalten. Singer ist mit seinem Investmentstil unglaublich erfolgreich. Seine durchschnittliche Rendite beträgt 14,6% in den letzten 40 Jahren! Er startete mit einem Anfangsinvest in Höhe von 1 Mio. USD, heute verwaltet der Guru ein Imperium von 20 Mrd. USD und besitzt ein Privatvermögen jenseits der 2 Mrd. USD Marke. Betrachten wir nun Paul Singers letzte Aktivitäten:
Weitere Aufstockung von NXP Semiconductors!
Im abgelaufenen dritten Quartal 2017 zähle ich insgesamt 12 Neueinstiege sowie 6 Positionsaufstockungen. Dem gegenüber stehen 14 Ausstiege sowie 7 Positionsreduzierungen. Paul Singer ist oftmals sehr kurzfristig orientiert. Des Öfteren beträgt seine durchschnittliche Haltedauer einer Position gerade einmal 6-18 Monate. Daher eignen sich diese Investments weniger zum beobachten und evtl. nachhandeln. Wir beschränken uns bei unserer Analyse folglich ausschließlich auf Positionen, bei denen der Guru entweder seit vielen Jahren investiert ist oder wir dessen Absichten kennen und ein rascher Ausstieg unwahrscheinlich ist.
Dieses Regelwerk trifft bei den untenstehenden Transaktionen auf den Halbleiter-Produzenten NXP Semiconductors sowie den Lebensmittelspezialisten Nomad Foods zu. Auf ersteren möchte ich später zurückkommen. Bei Nomad Foods handelt es sich um ein britischen Lebensmittelkonzern, der sich auf Tiefkühlkost für den Westeuropäischen Markt spezialisiert hat. Hier ist man mit seinen Marken wie Iglo, BirdsEye und Findus sogar der unangefochtene Marktführer. Man ist zudem in Ländern wie Deutschland, UK, Frankreich oder auch Portugal, Schweden und Italien die Nummer 1. Es ist ein sehr gut geführter Laden mit starken Marken. Die Bewertung ist im Vergleich zu den direkten Konkurrenten wie Unilever oder Nestle deutlich billiger. Evtl. Fädelt unser Guru hier bereits in der Hinterhand die Strippen und plant eine Übernahme des Konzernes. Doch auch so ist Nomad Foods vor allem langfristig ein exzellentes Investment:
AUM steigt auf über 20 Mrd. USD – NXP nun größte Position im Portfolio!
Das Portfolio des Elliot Management Hedgefonds besteht derzeit aus 78 verschiedenen Positionen mit einem Marktwert von nahezu 17 Mrd. USD. Größte Einzelposition ist die im nachfolgenden thematisierte NXP. Der Guru kauft sich seit Mitte 2017 beim Halbleiterspezialisten vermehrt ein. Hier noch nicht aufgelistet, hält der Guru Stand Februar 2018 bereits Aktien im Wert von 3 Mrd. USD an NXP oder 7,2% aller ausstehenden Anteile.
Singer hat sich vor allem auf den Energiemarkt spezialisiert. Hier sammelt sich 2/3 seines Geldes. Er hält große Anteile an Hess und Peabody. Bei Hess kauft sich der Guru seit dem Jahre 2014 immer weiter ein, er stockte bereits zum achten Mal seine Position auf. Darüber hinaus hält Singer Milliardenschwere Papiere auffallende Kurse der Märkte. So besitzt er Short-Papiere auf den S&P 500 im Wert von 1,7 Mrd. USD oder auch auf den Tech100. Diese dürften ihm im Angesicht der derzeit laufenden Korrektur viel Freude bereiten:
Position 1: NXP Semiconductors ist heiß begehrt – welche Seite wird gewinnen? NXP mindestens 135 USD je Aktie wert!?
Die NXP Semiconductors ist ein niederländischer Halbleiterhersteller, der 2006 aus dem ausgegliederten Halbleiterbereich der Royal Philips hervorging. NXP konzentriert sich auf Halbleiterprodukte und Systemlösungen für die Märkte Automobil, Identifikation, Heimelektronik, Standard-Halbleiter und Software. Dabei steuert der Identifikations-Sektor mit Chips für beispielsweise Bankkarten, elektronische Reisepässe oder eFahrtkarten den größten Umsatzanzeil mit nahezu 50% bei, gefolgt vom Automobilgeschäft mit einem Anteil in Höhe von 36%.
Zusätzlich bietet das Unternehmen Halbleiter und Systemlösungen für Fernseher oder Mobiltelefone an. Mittlerweile hat man mehr als 40.000 Mitarbeiter und kommt auf eine Marktkapitalisierung von 40 Mrd. USD.
Was ist nun so interessant an NXP? Der Konzern ist heiß begehrt. So gab der Chipriese Qualcomm Ende 2016 ein Übernahmeangebot für Qualcomm in Höhe von 110 USD je Aktie ab. Die Aktie schoss daraufhin um 20% in die Höhe. Doch es gibt einen Hacken an der Sache. Für die meisten Anteilseigner sowie das Management von NXP war dieses Angebot schlicht zu niedrig. Zusätzlich kam Paul Singer ins Spiel.
Der Guru kauft sich seit Mitte vergangenen Jahres immer weiter beim niederländischen Halbleiterproduzenten ein. Zwar habe ich dessen Anteile mit derzeit 16 Mio. Aktien ausgegeben, nach Medienberichten beläuft sich seine Beteiligung Stand Februar 2018 bereits auf 7,2% aller ausstehenden Anteile oder 24 Mio. Aktien! Singers Meinung zum geplanten Übernahmeangebot ist eindeutig. Der Investor gibt den Mindestwert von NXP mit 135 USD je Aktie an, er rät allen Aktionären vom Angebot vehement ab. Dafür schaltete er sogar eine Millionen schwere Präsentations-Kampagnen bei den Anhängern. Derzeit notiert die Aktie bei 116 USD, was bei Singers Preis ein mind. Potenzial von guten 16% bedeutet. Doch weiter Text.
Damit die Übernahme gelingt, benötig Qualcomm 70-80% der umworbenen Aktien, sie kommen aber derzeit nicht mal auf 10%. Die Kartellbehörden haben, bis auf China, bereits alle ihr Go für den Deal gegeben. Singer picht hier wohl klar auf eine Aufstockung des Übernahmepreises. Bereits mehrmals hat Qualcomm die Annahmefrist an die Aktionäre von NXP verlängert, stand heute läuft die letzte am 23.02 aus. Es dürfte anschließend eine erneute Verlängerung geben.
Aber auch so läuft es beim Nichtzyklischen! Halbleiterproduzenten rund. Man kann sowohl organisch wie auch durch Übernahmen stetig wachsen. So verdoppelte sich der Umsatz in den letzten 5 Jahren auf 9,1 Mrd. USD. Das EPS 2017 war mit 6,72 USD je Aktie deutlich über dem Konsens. Für die laufenden Jahre rechnen Analysten mit weiter steigenden Kennzahlen. Im Jahr 2020 dürfte der Konzern mittlerweile 9,1 USD je Aktie verdienen. Das KGV würde in Folge dessen auf überschaubare 12,7 fallen. NXP wirkt meines Erachtens fair bewertet.
Mit Blick auf alle investierten Gurus finden wir neben Singer, der wie bereits erwähnt mittlerweile 7,2% aller ausstehenden Anteile hält, namenhafte Investoren wie Tigercub Member Daniel Loeb oder auch Jim Simons und Jeremy Grantham. Hier sieht es recht positiv aus:
Auch charttechnisch gibt es ein grünes Licht. Die Aktie befindet sich bereits seit längerem in einem intakten Aufwärtstrend. Dabei gefällt mir vor allem die recht geringe Volatilität bei der Aktie, sie lässt Aktionäre ruhiger schlafen. Auch NXP konnte sich der jüngsten Marktkorrektur nicht entziehen und verlor ein wenig. Wichtig ist nun, dass die Unterstützungslinie (gestrichelte graue Linie) bei 112 USD hält, hier würde sich bei einem stabilen Gesamtmarkt auch ein möglicher Einstieg anbieten. Sollte Singer, wie in der Vergangenheit so oft, dass bekommen was er will, dann beinhaltet die Aktie mind. Ein Potenzial von 16% bei einer möglichen raschen Übernahme durch Qualcomm. Doch auch beim Scheitern eines Deals gefällt mir das Unternehmen, wobei das Platzen des Angebotes natürlich erstmal negativ auf den Deal wirken würde. Da jedoch Singer eine 3 Mrd. USD schwere Wette auf NXP eröffnet hat, rechnet sich der Guru eine gute Chance aus! Ich werde alle Traderfox-Kunden im Guru-Chat auf dem Laufenden halten.
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