Warren Buffetts Berkshire Hathaway: Diversifikation mit nur einer Aktie und einer Menge Cash an Board

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Berkshire Hathaway ist eine US-amerikanische Holdinggesellschaft, zu deren Konglomerat mittlerweile ca. 90 Firmen und etliche Aktienpakete gehören. Das Kerngeschäft von Buffetts Gesellschaft sind Versicherungsdienstleistungen, angefangen von Fahrzeugversicherungen über Schadens- und Unfallversicherungen sowie private Lebens- und Krankenversicherungen. Außerdem ist das Unternehmen mit Sitz in Omaha in den Bereichen Schienengüterverkehr, Medien, Finanzdienstleistungen, Energieerzeugung, Groß- und Einzelhandel, Betrieb von Flugschulen und vieles mehr tätig. Ebenfalls hält Berkshire Hathaway unter anderem größere Aktienbeteiligungen an börsennotierten Konzernen wie Apple, Coca-Cola, Wells Fargo, Delta Air Lines, Kraft Heinz und seit diesem Jahr auch an Amazon.

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Warren Buffett gilt seit Jahrzehnten als der größte Value Investor aller Zeiten. Bereits seit 1965 hat er die Kontrolle über sein Unternehmen Berkshire Hathaway erlangt und erzielte eine durchschnittliche Rendite von ca. 22 Prozent – mehr als doppelt so viel wie der S & P 500-Index der US-Börse im gleichen Zeitraum zurückgelegt hat. 1982 kam durch eine Fusion mit dem Beteiligungs- und Rabattmarkenunternehmen Blue Chip Stamps Buffetts Freund und bisheriger Präsident von Blue Chip Stamps Charles Munger an Board und wurde zum stellvertretenden Vorsitzenden von Berkshire Hathaway. Mit Weisheiten wie "Ein tolles Geschäft zu einem mäßigen Preis ist besser als ein mäßiges Geschäft zu einem tollen Preis" steht der mittlerweile 95-Jährige Munger seit über 40 Jahren Warren Buffett als kongenialen Partner zu Seite. Buffett setzt bei seinen Investitionen den Fokus klar auf Amerika. Er habe mehrfach betont, dass er an die US-Wirtschaft glaube und es sich historisch noch nie gelohnt hat, gegen die USA zu wetten. So machen eben US Firmen und US Aktien den größten Teil seines Portfolios aus.

Keine neuen Unternehmensbeteiligungen

Das "Orakel von Omaha" wie er auch genannt wird hat im Septemberquartal überhaupt nicht investiert, abgesehen von einem Rückkauf eigener Aktien im Wert von 700 Millionen US-Dollar. Letztendlich hat Buffett laut einem Bericht der Australian Financial Review (AFR) in kurzfristige US-Staatsanleihen investiert. Das ist das Ergebnis, was große Unternehmen kaufen, wenn sie tatsächlich keine lohnenden Investments mehr finden.

128 Milliarden US-Dollar Cash nach drittem Quartal

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US-Staranleger Warren Buffett mit seiner Investmentgesellschaft im dritten Quartal wieder deutlich mehr verdient. In den drei Monaten bis Ende September belief sich das operative Ergebnis auf 7,9 Milliarden Dollar. Das war rund eine Milliarde mehr als im Vorjahreszeitraum. Buffet sitzt zuletzt auf überschüssige Cash-Reserven im Rekordwert von 128 Milliarden Dollar, was den Anlagedruck auf den 89-jährigen Investoren weiter erhöhen dürfte. Was sagt Buffett zu uns? In seinem jährlichen Brief an die Aktionäre zu Beginn des Jahres bezeichnete Buffett die Aktienkurse als "himmelhoch", meinte aber auch, dass "wir weiterhin auf eine Akquisition in Elefantengröße hoffen". In letzter Zeit mehren sich Kommentare wie "Warren Buffett stellt Investieren ein", "Große Cash Reserven, Fehlinvestitionen und verpasste Investments", "Warum Warren Buffet nicht mehr investieren will" u.v.m.

Lerneffekt durch Buffetts Strategie

Value Investoren hatten es in den letzten vier Jahren nicht einfach. Viele als Value betitelte Aktien haben in diesen Jahren gegenüber Growth-Aktien deutlich underperformed. Wann sich Investitionen im Value-Segment wieder absetzen, ist bis dato noch nicht absehbar. Fest steht jedoch, dass Value derzeit sehr attraktiv bewertet scheint. Von Zeit zu Zeit führt Buffetts Philosophie kurzfristig nicht zu überdurchschnittlichen Ergebnissen. Aktionäre müssen eine Zeit der Underperformance ertragen – die teilweise deutlich ausfällt -, die Berkshires gesamte Strategie (Art of investing) auf den Prüfstand stellt. Erholen sich entsprechende Fundamentaldaten wieder (siehe Kraft Heinz), holt die Aktie wieder auf. Dafür gibt es einige Beispiele: Ende der 90er Jahre weigerte sich Buffett in Internetaktien zu investieren und seine Renditen litten. Als jedoch zwischen 2000 und 2002 die Tech-Blase platzte, hinterließ sie eine Schneise der Zerstörung und Berkshires Geschäftsfeld stand felsenfest da und holte den Boden zurück, den sie während dem Bullenmarkt verloren hatte. Ähnliche Beispiele gibt es auch zwischen 2003-2005 und 2015, als sich Berkshire unterdurchschnittlich entwickelt.

Fazit

Es ist immer frustrierend, wenn eine Aktie, die man besitzt, sich kurzfristig nicht so gut wie der Markt entwickelt, besonders eine Aktie wie Berkshire Hathaway. Aber wenn Sie die Hoffnung nur wegen eines oder zweier Jahre aufgeben, in denen sich das Unternehmen unterdurchschnittlich gegenüber dem breiten Markt schlägt, verpassen Sie oft die Gewinne, die entstehen, wenn Berkshires Anlagemethode wieder in Mode kommt. Also ganz allgemein gesagt: Betrachten Sie immer das Gesamtbild!

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Liebe Investoren, ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg an der Börse. Bis zur nächsten spannenden Story, Michael Seibold


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