Wenn es Brei regnet, halt den Löffel hin

Von Tim Schäfer
Korrespondent aus New York

Ich werde oft gefragt: "Wie baue ich am besten mein Ruhestandspolster auf?" Am besten, sage ich dann, über Aktien. Oder ETFs. Du kannst ein schlagkräftiges Depot mit Dividendentiteln aufbauen. So hast Du im (Früh-)Ruhestand immer Einnahmen. Und musst nicht Dein Depot langsam verkaufen, wenn Du Geld brauchst, sondern kannst von den Dividenden und eventuell der gesetzlichen Rente sowie anderen Einnahmen wie Mieten etc. leben.

Einen generellen Rat zu geben ist schwierig. Jeder hat einen anderen Vermögensstock. Jeder lebt anders. Jeder hat andere Einnahmequellen. Jeder hat ein anderes Risikoempfinden. Generell gilt aber: Du kannst von der Börse profitieren, wenn Du lange genug investiert bleibst.

Korrekturen und Crashs sollest Du als gegeben akzeptieren. Ein dramatischer Absturz passiert nicht allzu oft. Ein paar Mal in einem Jahrhundert kommt es zur Panik. Es ist nichts, was zum Glück allzu oft vorkommt. Es gibt noch eine andere frohe Botschaft: Die Börse erholte sich immer wieder von allen Crashs. Es ist zwar ein dramatisches Ereignis. Aber es ist schnell wieder Geschichte.

Ich weiß, was ich hier schreibe ist wie das Alte Testament. Es wiederholt sich. Es ist gebetsmühlenartig. Aber das ist eine verdammt wichtige Botschaft für alle Anleger: Langfristig steigt die Börse. Es ist die rentabelste Assetklasse, die es gibt - deutlich vor Immobilien. Daher ist es so wichtig, das Auf und Ab der Börse zu ertragen. Leb mit der Volatilität. Verfalle nie in Panik. Sei hart. Sitze eine Panik aus. So hart es werden wird. Ignorier den Lärm in den Medien. Bleib an Bord. Der Sturm wird sich wieder legen. Du musst nur im Vorfeld wissen: Schlechte Phasen werden kommen, ertrage sie.

Im langen Schnitt steigt die Börse immer. Das ist genau der gute Punkt. Genauso wird es zu Korrekturen kommen. Verstehe beide Fakten, dann gehörst Du zu den Gewinnern.

Schau Dir nur langfristige Charts an. Wenn Du auf einen Jahrhundertchart blickst, merkst Du sofort: Die Börse steigt. Ja, zwischenzeitlich kommt es immer wieder zu Krisen. Die Krisen kannst Du aber nicht vorhersagen.

Der Dow-Jones-Index notierte 1885 bei etwa 60 Punkten. Heute steht der Index bei 21.000 Zählern. Es ist eine Gelddruckmaschine. Wie kann man bei so einem Lauf Geld verlieren, wirst Du Dich fragen. So viele Anleger verlieren mit Aktien Geld. Es liegt an der Psychologie. Sie glauben, die Börse timen zu können, was ihnen aber nicht gelingt. Am besten schneidest Du ab, wenn Du die Füße still hälst. Du kaufst ein ETF oder Aktien und wartest Dekaden in Ruhe ab.

Mit dieser Strategie wirst Du reich. Die Kunst besteht darin, durchzuhalten. Halten. Halten. Halten.



Die Schlaftabletten-Methode, die Börsenaltmeister André Kostolany empfahl, funktioniert. Kostonaly sagte: "Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten. Und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich." Das war kein Unfug, das war weise, was er hier sagte.

Also wende die Schlaftabletten-Methode an. Warte Dekaden ab. Schau nicht mehr ins Depot. Du kannst die Schlaftabletten-Methode noch optimieren, indem Du Aktien- oder ETF-Sparpläne einrichtest. Das heißt, Du kaufst automatisch monatlich weitere Anteilsscheine hinzu. Ohne Dein aktives Zutun. Der Trick wäre dann: Das stur jeden Monat zu tun. Drei, vier Dekaden später, wirst Du einen Arzt brauchen, wenn Du dann ins Depot hineinschaust. Blickst Du hinein, wirst Du vom Stuhl fallen angesichts der Millionen.

Unsere Psychologie ist das Problem. Unsere Angst. Wir wollen immer über alles Bescheid wissen. Wir wollen alles kontrollieren. Wir sind so ängstlich, etwas zu verlieren. Dabei sollten wir die Angst ablegen. Wir diversifizieren gut. Wir setzen auf Qualität. Schwerpunktmäßig bieten sich natürlich Aktien beziehungsweise ETFs an. Wenn Du andere Assets besitzt wie etwa Immobilien oder Gold, mildert dies den Einfluss der Börse ab, wenn Aktien einknicken. Aber Du verzichtest auf Rendite.

Je mehr Du über andere Assetklassen diversifizierst, desto geringer wird Deine Rendite ausfallen. Ein kleines Maß an Streuung ist in Ordnung. Aber nicht zu extrem. Niemand brauchst einen Löwenanteil in Staatsanleihen oder sein Geld auf Sparbüchern stapeln. Ja, ich weiß, die Welt ist riskant. Der Diktator in Nordkorea, Kim Jong Un, spielt mit der Atombombe. Er soll schon weit mit der Entwicklung der Bombe sein, warnen Geheimdienste. In Syrien ist der Bürgerkrieg zu einem Pulverfass für den Weltfrieden geworden. Andere Sorgen und Nöte bestimmen zudem die Nachrichten. Trotzdem bringt Hektik wenig.

All den Tradern kann ich es nicht oft genug sagen: Je mehr Du spielst und tradest, desto eher wirst Du schlecht abschneiden. Die Fondsgesellschaft Fidelity fand in einer Analyse der Kundenstrukturen heraus, dass die besten Anleger jene sind, die tot waren. Inaktivität beziehungsweise extremes "Buy and Hold" ist eben die Königsklasse. Die zweitbeste Anlegergruppe waren jene, die vergessen hatten, dass sie überhaupt ein Depot bei Fidelity besitzen.

Mit dem sturen ETF- oder Aktiensparen kannst Du die meisten Fondsmanager an der Wall Street übertrumpfen. Es ist einfach so. Das Hin und Her macht Taschen leer. Es ist verblüffend, dass jeder Privatanleger mit einer Strategie die Großen übertrumpfen kann. Selbst mit einem simplen ETF kann jeder die Mehrzahl der Profis im Staub zurücklassen, und zwar über lange Zeiträume.

Aber die meisten Anleger werden es nie begreifen. Sie springen rein und raus, weil sie entweder die Angst oder Gier heimsucht. Eigentlich kannst Du einen Crash oder straken Markteinbruch wie ein Schneechaos, Hagel oder Sturm ansehen. Es sind natürliche Wettereinflüsse, an die wir uns gewöhnt haben. Sie sind zwar ärgerlich, sie lassen sich aber nicht verhindern. Gewöhn Dich an Crashs und Krisen wie beim Wetter. Die Börse zu verstehen, heißt nichts anderes, als die eigene Psychologie durchzuspielen. Kernelement ist: Du darfst keine Panik bekommen.

Die Börse wird irgendwann einknicken. Sie wird es machen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Natürlich ist es einfach zu sagen, wenn es hektisch wird, am Ball zu bleiben. Die meisten Menschen nehmen es sich vermutlich auch vor, besonnen zu reagieren. Und die Gunst der Stunde für Zukäufe zu nutzen. Das Gegenteil ist aber mehrheitlich zu beobachten. Beben die Kurse, verlieren viel mehr Menschen die Nerven, als sich im Vorhinein vorstellen konnten.

Sagen wir, jemand hat eine Million Euro im Aktiendepot. Es kommt zum Crash 2008/09. In der Spitze verliert Herr Mustergültig 50 % seines Depots. Das Depot ist nur noch 500.000 Euro wert. Im Börsenfernsehen jammern die Experten. Viele sehen die Börse sich noch mal halbieren. Sie raten zur Vorsicht. Die Zeitungen sind gefüllt mit Meldungen wie schlimm alles ist. Die Arbeitslosigkeit explodiert, Firmen gehen pleite, Massenentlassungen so weit das Auge reicht. Dann bekommt Herr Mustergültig plötzlich Angst um seine verbliebenen 500.000 Euro und zieht die Reißleine auf einem historischen Tiefpunkt, obwohl er sich geschworen hatte, so etwas niemals zu tun. Wäre er nur am Ball geblieben! Dann hätten sich neue Rekordkurse gebildet und sein Depot wäre 1,5 Millionen Euro acht Jahre später wert gewesen.

Also denk dran: Du verlierst kein Geld, wenn Du nicht verkaufst. Denn die Börse wird sich wieder erholen. Warren Buffett ist so viel besser als die Masse, weil er Krisen nutzt. Er hält den Löffel hin, wenn es Brei regnet. Buffett drückt es anders aus. Er hat eine schönere Metapher in seinem aktuellen Geschäftsbericht: Wenn es Gold vom Himmel regnet, geht er mit dem Waschbottich hinaus und trägt die Goltaler heim.

Viel Erfolg wünscht
Ihr Tim Schäfer

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