Megatrend Agentic Commerce revolutioniert den Konsum: Diese 6 Aktien sind potenzielle Gewinner

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CFRA Research sieht im agentischen Handel einen der wichtigsten Wachstumstreiber im globalen Retailsektor. Warum KI-gesteuertes Einkaufen den Markt umkrempelt – und welche sechs Aktien laut Studie jetzt zu den spannendsten Profiteuren zählen.

Im digitalen Handel kündigt sich gerade ein Wandel an, der so tiefgreifend sein könnte wie der Umstieg vom stationären Geschäft auf den E-Commerce. CFRA Research beschreibt in einer aktuellen Analyse, wie sogenannte agentische Einkaufsprozesse – also KI-gesteuerte Assistenten, die selbstständig Produkte finden, vergleichen und bestellen können – den globalen Retailsektor in den kommenden Jahren verändern dürften. Das Thema hat sich in kurzer Zeit vom Zukunftsszenario zum handfesten Trend entwickelt.

Ein wesentlicher Treiber ist die rasant steigende Nutzung generativer KI im Konsumalltag. Laut Adobe ist der durch GenAI erzeugte Retail-Traffic im Juli 2025 um 4.700 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen – nach bereits 1.300 % Zuwachs im Vorjahres-Weihnachtsgeschäft. Zwar ist der Anteil am gesamten Traffic noch überschaubar, aber das Momentum ist gewaltig. Konsumenten sind es inzwischen gewohnt, Chatbots wie ChatGPT für Empfehlungen zu nutzen – und dank neuer Funktionen wird nun auch der Checkout direkt in den Dialog integriert.

Die Entwicklung des agentenbasierten Handels

Grafik zeigt die Entwicklung des agentenbasierten Handels

OpenAI, Perplexity und Google treiben das neue Einkaufsmodell voran

Besonders stark in den Fokus rückt OpenAI. CFRA verweist darauf, dass das Unternehmen im September Instant Checkout eingeführt hat – eine Funktion, die es Nutzern ermöglicht, Produkte direkt in ChatGPT zu kaufen. Zum Start wurde Etsy eingebunden, schon bald sollen Shopify-Händler wie Glossier, SKIMS, Spanx und Vuori folgen. Auch Walmart plant die Integration in sein riesiges Sortiment. Angesichts von mehr als 800 Mio. wöchentlich aktiven ChatGPT-Nutzern sieht CFRA darin das Potenzial für einen echten Sprung nach vorn im Onlinehandel.

Aktuelle Partnerschaften von OpenAI im Einzelhandel

Partnerschaften von OpenAI im Einzelhandel

Doch OpenAI ist nicht allein. Perplexity hat mit "Shop like a Pro" bereits eine eigene Shoppingfunktion gestartet und sich im Mai 2025 mit PayPal verbündet, um Agentic-Commerce-Transaktionen über PayPal oder Venmo abzuwickeln. Zusätzlich arbeitet Google an eigenen Lösungen: Der AI Mode im Chrome-Browser soll es ermöglichen, KI-gestützte Einkaufsprozesse direkt in der Surf-Umgebung auszuführen. CFRA rechnet damit, dass die großen Techplattformen in den kommenden zwölf Monaten weitere Funktionen ausrollen werden.

Folgen für Konsumenten und Händler

Für Konsumenten bedeutet agentisches Einkaufen vor allem Zeit- und Kostenersparnis. KI-Agenten durchsuchen Shops, vergleichen Preise, filtern Bewertungen, analysieren Lieferzeiten und kennen die Vorlieben der Nutzer – ohne dass diese sich durch Menüs und Suchmasken klicken müssen. Besonders Komfort schafft die automatische Nachbestellung von Alltagsprodukten, sobald diese im Preis fallen oder zu häufig genutzten Artikeln werden.

Für Händler birgt der Trend Chancen und Risiken. CFRA betont, dass weniger direkter Kundenkontakt, geringere Markentreue und potenziell niedrigere Warenkörbe herausfordernd sein könnten. Gleichzeitig steigt die Sichtbarkeit von Sortimenten – gerade bei Nischenprodukten, bei denen die klassische Suche oft versagt. Zudem zeigen erste Daten, dass Besucher, die über GenAI-Quellen kommen, länger auf den Seiten verweilen und mehr Seitenaufrufe erzeugen – ein Indiz für höhere Kaufabsichten.

Damit Händler profitieren, müssen sie ihre Produktdaten fit für KI machen. CFRA nennt hier strukturierte und deutlich reichhaltigere Metadaten: Größen, Materialien, Farben, Abmessungen, Verfügbarkeit, Stilmerkmale oder Nachhaltigkeitsattribute. Nur wenn diese Informationen gut aufbereitet sind, können KI-Agenten passende Produkte zuverlässig identifizieren und empfehlen. Parallel investieren Unternehmen in eigene Assistenten wie Amazons Rufus oder Walmarts Sparky, die langfristig zu vollautonomen Agenten werden könnten.

Die sechs potenziellen Gewinneraktien laut CFRA

Aus Anlegersicht dürft an der zitierten Studie besonders relevant sein, welche Einzeltitel CFRA zu den potenziellen strukturellen Profiteuren des skizzierten neuen Megatrends zählt.

sechs potenzielle Gewinneraktien laut CFRA

Etsy Inc. (ISIN: US29786A1060) sieht CFRA als einen der eindeutigsten Gewinner. Die Plattform lebt von Inspiration, Individualität und einer unüberschaubaren Vielfalt an handgefertigten Produkten. KI-Agenten können aus vagen Nutzerwünschen – etwa "geschenk für jemanden, der skandinavisches design liebt" – konkrete Vorschläge generieren. Genau dieses Umfeld macht Etsy prädestiniert für agentisches Einkaufen.

Etsy Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Wayfair Inc. (ISIN: US94419L1017) profitiert laut CFRA schon heute von GenAI-basierter Sichtbarkeit. Das riesige Sortiment an Möbeln und Einrichtungsgegenständen ist ohne intelligente Filter schwer zu navigieren. KI-Agenten können Stile, Maße und Präferenzen effizient zuordnen – und so aus Tausenden Optionen das Passende herausfiltern. Das erhöht nicht nur die Trefferqualität, sondern auch die Conversion.

Wayfair Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

eBay Inc. (ISIN: US2786421030) gilt als natürlicher Kandidat für Agentic Commerce. Das Sortiment reicht von gebrauchten Artikeln über refurbished Ware bis zu saisonalen Produkten. Für traditionelle Suchmechanismen ist das schwer zu durchsuchen. KI-Agenten hingegen können Nutzerabsichten interpretieren und schnell auf relevante Angebote verweisen – ein Vorteil, der eBay besonders in heterogenen Kategorien stärkt.

eBay Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Chewy Inc. (ISIN: US16679L1098) wird vor allem wegen seiner starken Position in regelmäßigen Konsumkategorien genannt. Tierfutter, Medikamente und Zubehör sind prädestiniert für automatische Nachbestellungen. KI-Agenten können Nutzungsverhalten analysieren, Lagerbestände prognostizieren und automatisch preisgünstige oder passende Alternativen empfehlen.

Chewy Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Amazon.com Inc. (ISIN: US0231351067) hebt CFRA als vielleicht am umfassendsten aufgestellten Player hervor. Amazon verfügt über Millionen detailreich beschriebener Artikel, enorme Mengen an Kundendaten und mit AWS über eine KI-Infrastruktur, die weit über den Handel hinausgeht. Der Konzern ist damit sowohl Nutzer als auch technischer Enabler des Trends. Rufus und die neue Alexa+-Architektur sind bereits Schritte in Richtung autonomer Kundenagenten.

Qualitätscheck Amazon

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Walmart Inc. (ISIN: US9311421039) beschreibt CFRA als unterschätzten, aber strategisch sehr gut positionierten Akteur. Die täglichen Warenkategorien passen perfekt zu agentischem Einkaufen, und Walmart investiert stark in Automatisierung, Robotik und KI. Der Assistent Sparky könnte schon bald zum vollwertigen Einkaufsagenten werden. Entscheidend ist, dass Walmart früh begonnen hat, seine Produktdaten für KI-fähige Systeme zu optimieren.

Walmart Qualitätscheck

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Ein Trend, der bleibt – aber nicht ohne Hürden ist

Trotz aller Euphorie weist CFRA auf Risiken hin. Viele Verbraucher zögern noch, KI-Systemen Kaufentscheidungen zu überlassen – insbesondere bei teuren und emotional beeinflussten Produkten. Zudem ist der Trend stark datengetrieben, was Fragen zu Datenschutz, Regulierung und Verantwortung aufwirft. Aus Sicht von CFRA dürfte sich der Trend deshalb zuerst in risikoarmen, häufig nachgefragten Kategorien durchsetzen, während größere Anschaffungen erst später folgen.

Am Ende bleibt jedoch der Eindruck eines Wandels, der sich kaum noch aufhalten lässt. Agentischer Handel ist mehr als eine technische Spielerei. Er bereitet den Boden für ein neues Zusammenspiel zwischen Verbrauchern, Händlern und digitalen Assistenten. Für Anleger eröffnet das die Chance, früh in Unternehmen zu investieren, die den Trend nicht nur mitgehen, sondern aktiv gestalten.


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