Die drei Leader-Aktien der Reisebranche

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Die Reisebranche hat covidbedingt drei sehr schwierige Jahre hinter sich. Mit dem Ende der strikten Covidmaßnahmen im Westen im Jahr 2022 und dem Ende der Lockdowns in China Ende 2022/Anfang 2023 gibt es zwei wesentliche Katalysatoren für den Turnaround der Branche. Nun kommen jedoch die Sorgen um eine mögliche Rezession infolge der Bankenkrise auf die Branche zu. Etliche Aktien aus der Reisebranche sind in den vergangenen Tagen und Wochen stärker eingebrochen.
Schauen wir uns drei Aktien an, die nur wenig nachgaben und dabei sind, wieder schnell an alte Hochs zu ziehen. Dies sind also Aktien, die aktuell Leadership-Qualitäten aufweisen.

Airbnb

Das erste Unternehmen ist Airbnb (ABNB). Den meisten Lesern dürfte Airbnb bekannt sein. Das in San Francisco ansässige Unternehmen wurde 2008 gegründet. Laut Unternehmensgeschichte benötigten die Gründer Joe Gebbia und seine Freunde Brian Chesky und Nathan Blecharczyk damals dringend Geld und beschlossen kurzerhand eine Luftmatratze ("air mattress") in ihrer Wohnung in der Innenstadt zu vermieten. Dazu boten sie Frühstück an ("bed and breakfast" bzw. "bnb"). Aus "air mattress" und "bnb" wurde "Airbnb". And the rest is history.
Heute hat sich Airbnb zu einem globalen Giganten entwickelt mit mehr als 4 Mio. Gastgebern, über 7,5 Mio. Auflistungen von Mietwohnungen (privat & geschäftlich) und "Erlebnissen" wie geführten Weintouren, Yoga auf Berggipfeln, Töpferkursen u.v.m. Als Wettbewerber lassen sich Hotels/Motels, Reiseveranstalter und Reiseplattformen wie Booking.com, Expedia und HomeAway kategorisieren. Am 10. Dezember 2020 ging Airbnb an die Börse (IPO). Der IPO-Preis lag bei 68 USD, der Eröffnungskurs bei 146 USD. Die Bewertung wurde mit 47 Mrd. USD beziffert. Es wurden 51,5 Mio. Aktien emittiert. Dies führte zu Einnahmen von 3,5 Mrd. USD. Es war der größte IPO des Jahres 2020. Airbnb hat in den letzten Jahren auch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen gehabt, insbesondere im Zusammenhang mit regulatorischen Fragen und Kontroversen um illegale Unterkünfte.

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

Die letzten Quartalszahlen wurden am 14.03.2023 vorgelegt. Sie pulverisierten die Märkte. Die Aktie schoss unter hohem Volumen um knapp 15% nach oben. Der Quartalsgewinn wurde mit 0,48 USD pro Aktie angegeben gegenüber 0.08 USD vor einem Jahr. Dies entspricht einem Wachstum von 500% (!). Die Konsensschätzung lag bei 0,27 USD pro Aktie. Der Umsatz belief sich auf 1,9 Mrd. USD gegenüber 1,53 Mrd. USD vor einem Jahr. Dies entspricht einem Wachstum von 24 %. Die Konsensschätzung konnte leicht übertroffen werden. Die gebuchten Übernachtungen und "Erlebnisse" beliefen sich im vierten Quartal auf insgesamt 88,2 Mio.. Dies ist ein Plus von 20 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Für das gesamte Geschäftsjahr erzielte Airbnb einen Umsatz von 8,4 Mrd. USD, was einer Steigerung von 40 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Gewinn belief sich auf 1,9 Mrd. USD gegenüber einem Verlust von 300 Mio. USD vor einem Jahr.
Das Management hat auch einen Ausblick veröffentlicht. Für das erste Quartal 2023 erwartet Airbnb Umsätze zwischen 1,75 Mrd. USD und 1,82 Mrd. USD, was ein jährliches Wachstum zwischen 16 % und 21 % bedeutet. Die Konsensschätzung liegt bei 1,73 Mrd. USD.
Die Geschäftsführung zeigte sich "besonders ermutigt" durch Marktanteilsgewinne in Lateinamerika, durch die anhaltende Erholung im asiatisch-pazifischen Raum und durch europäische Reisende, die ihre Sommerferien frühzeitig buchen. Außerdem teilte das Unternehmen mit, dass das vierte Quartal 2022 das profitabelste vierte Quartal in der Unternehmensgeschichte gewesen sei.
Im November hat Airbnb einen weiteren möglichen Wachstumstreiber bekannt gegeben. Es handelt sich um sogenannte "Airbnb friendly apartments". Konkret geht es um eine einfachere Möglichkeit für Mieter, eine Unterkunft zu finden, in der sie Teilzeit Airbnb-Gäste unterbringen können bzw. dürfen. Mieter, die daran interessiert sind, ein freies Zimmer oder ihre ganze Wohnung im Rahmen von Airbnb anzubieten (z.B., wenn sie nicht in der Stadt sind), können je nach Verfügbarkeit mehr als 175 Airbnb friendly apartments in über 25 Märkten in den USA durchsuchen (wie z.B. in Houston, Jacksonville und Phoenix).
Charttechnisch bildeten die Quartalszahlen einen Pivotal News Point. Die Pivotal Price Line konnte in Folge des allgemeinen Marktabverkaufs nicht gehalten werden. Die Aktie ist zu ihrem gleitenden 50 Tagedurchschnitt zurückgekommen. Dies erfolge jedoch unter abnehmendem Volumen. Dies ist positiv. Der 50 Tagedurchschnitt scheint nun als Unterstützung zu dienen, denn die Aktie konnte sich von ihm nach oben lösen. Dies ist ebenfalls bullisch. Nun befindet sich sie wieder über allen wichtigen gleitenden Durchschnitten (20 Tage, 50 Tage, 150 Tage und 200 Tage). Gestern konnte die Aktie aus der schrägen Widerstandslinie nach oben ausbrechen.

Booking Holdings

Das zweite Unternehmen ist Booking Holdings (BKNG). Dies ist eine Online-Plattform, auf der Reisende Unterkünfte buchen können. Das Geschäftsmodell von Booking.com basiert auf der Vermittlung von Hotels, Ferienhäusern und anderen Unterkunftsoptionen. Das Unternehmen erhebt eine Provision vom jeweiligen Gastgeber. Die Plattform bietet auch weitere Reisedienstleistungen wie Flug- und Mietwagenbuchungen an. Booking.com hat eine starke Konkurrenz in der Branche, darunter Airbnb, Expedia, HomeAway und Tripadvisor. Die Geschichte von Booking.com begann im Jahr 1996 als kleines niederländisches Start-up-Unternehmen, das später von der US-amerikanischen Firma Priceline Group übernommen wurde. Seitdem hat sich Booking.com zu einer der größten Online-Reiseplattformen der Welt entwickelt.

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

Die letzten Quartalszahlen wurden am 23.02.2023 präsentiert. Die Aktie konnte unter erhöhtem Volumen leicht zu legen. Der Quartalsgewinn belief sich auf 24,74 USD pro Aktie gegenüber 15,83 USD vor einem Jahr. Dies entspricht einem Wachstum von gut 56 %, Die Konsensschätzung lag bei 20,97 USD pro Aktie. In den letzten vier Quartalen hat das Unternehmen die Konsensschätzungen viermal übertroffen. Der Umsatz wurde mit 4,05 Mrd. USD angegeben gegenüber 2,98 Mrd. vor einem Jahr. Dies entspricht einem Wachstum von 36 %. Die Konsensschätzung konnte um 5 % übertroffen werden.
Auf Jahressicht wurde ein Umsatz von 17,09 Mrd. USD erzielt gegenüber 10,96 Mrd. vor einem Jahr. Dies entspricht einem Wachstum von knapp 56%. Der angepasste Gewinn lag bei 99,83 USD je Aktie und konnte damit um 118% gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Letztlich teilte das Management mit, dass man gut in das das Jahr 2023 gestartet sei. So liegen die gebuchten Übernachtungen 60 % über dem Niveau von Januar 2022.
Charttechnisch macht die Aktie einen sehr bullischen Eindruck. Letzte Woche korrigierte die Aktie aufgrund des allgemeinen Marktausverkaufs nur kurz. Sie schaffte es, sich schnell wieder vom 50 Tagedurchschnitt nach oben zu lösen. Das ist bullisch. Aktuell befindet sich die Aktie lediglich 2 % unterhalb ihres 52 Wochenhochs, während die relative Stärke bereits am 52 Wochenhoch steht. Dies ist sehr bullisch. Die Aktie liegt über allen wichtigen gleitenden Durchschnitten (20 Tage, 50 Tage, 150 Tage und 200 Tage), die alle steigend sind.

Wynn Resort

Der dritte aktuelle Leader aus der Reisebranche ist Wynn Resorts (WYNN). Hierbei handelt es sich um ein Unternehmen, das Luxus-Resorts und Casinos betreibt. Die Geschichte von Wynn Resorts begann im Jahr 2002, als das Unternehmen von dem berühmten Casinobetreiber Steve Wynn gegründet wurde. Seitdem hat Wynn Resorts mehrere preisgekrönte Resorts und Casinos eröffnet, darunter Wynn Las Vegas, Encore Las Vegas und Wynn Macau. Die Hauptwettbewerber sind Las Vegas Sands, MGM Resorts und Caesars Entertainment. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Las Vegas.

Quelle: Wachstums-Check TraderFox

Die letzten Quartalszahlen wurden am 08.02.2023 vorgelegt. Die Aktie schoss unter hohem Volumen um gut 8 % nach oben. Der vierteljährliche Verlust wurde mit -1,23 USD pro Aktie angegeben gegenüber einem Verlust von -1,37 USD vor einem Jahr. Analysten gingen von einem Verlust von -1,17 USD pro Aktie aus. Der Umsatz belief sich auf 1 Mrd. USD gegenüber 1,05 Mrd. USD vor einem Jahr. Die Konsensschätzung konnte um knapp 7 % übertroffen werden. Der Jahresumsatz lag mit 3,76 Mrd. USD auf Vorjahresniveau. Der angepasste Verlust belief sich auf -4,47 USD je Aktie gegenüber -6,12 USD je Aktie vor einem Jahr. Die Deutsche Bank hat ihr Kursziel in Folge der Quartalszahlen von 106 USD auf 128 USD angehoben.
Charttechnisch macht die Aktie einen soliden Eindruck. Letzte Woche kam es zu einem kurzfristigen Shakeout (intraday) unter den gleitenden 50 Tagedurchschnitt. Auf Tagesebene hat dieser jedoch als gute Unterstützung gedient. Die Aktie konnte sich von dem Shakeout schnell erholen. Aktuell befindet sie über allen relevanten gleitenden Durchschnitten (20 Tage, 50 Tage, 150 Tage und 200 Tage), und zum 52 Wochenhoch sind es lediglich 7 %. Letztlich ist bemerkenswert, dass die Wynn-Aktie es bereits Anfang November über ihren gleitenden 200 Tagedurchschnitt schaffte, während dies dem S&P 500 erst Anfang Dezember gelangt.

Aufklärung über Eigenpositionen: Der Autor hält Anteile an ABNB.


Bildherkunft: AdobeStock_186456490

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