Die Industrien “Metals & Mining“ mit längerfristiger relativer Stärke. Was steckt dahinter? Welche Aktien gehören auf die Watchliste?

Marius Müllerhoff ist als freier Redakteur beschäftigt. Artikel von freien Redakteuren stellen deren eigene Meinung dar und müssen mit der von aktien nicht korrespondieren.

Wenn man einen Blick auf die Performance der US-Industrien der letzten sechs Monate wirft, dann sticht die relative Stärke von "Metals & Mining" hervor (siehe folgende Abbildung). Hierunter fallen Bereiche wie Bergbau (Kupfer, Eisenerz, Kohle), Exploration (Identifizierung und Bewertung neuer Mineralvorkommen und deren Abbau), Veredelung und Verarbeitung, Handel und Vertrieb sowie letztlich Fertigung.

Quelle: https://finviz.com/groups.ashx?g=industry&v=210&o=name

Aktien aus der Industrie "Kuper" haben in den vergangenen sechs Monaten mit 53 % nicht nur die beste Performance im Bereich "Metals & Mining" gezeigt, sondern auch die Top-Performance aller US-Industrien. Des Weiteren stehen ganz weit oben Öl-, Gas- und Stahlaktien sowie Aktien aus dem Bereich "Metal Fabrication". Letzter bezieht sich auf die Metallverarbeitung, welche die Herstellung von Metallprodukten durch verschiedene Prozesse wie Schneiden, Biegen, Schweißen und Montieren umfasst. Verwendete Ressourcen hierfür sind u. a. Aluminium, Edelstahl, Kupfer, Nickel.

Der US-"Metals & Mining" ETF mit dem Tickersymbol (XME) macht ebenfalls einen sehr bullischen Eindruck (siehe folgende Abbildung). Die relative Stärke zum S&P 500 steht knapp unter ihrem 52 Wochenhoch, während der ETF sich noch 16,5 % von seinem 52 Wochenhoch entfernt befindet. Das ist bullisch. Außerdem zeigt der Chart seit Mitte September etliche große grüne Volumenkerzen. Das deutet darauf hin, dass Großinvestoren vermehrt akkumulieren. Dies ist sehr positiv. Zu den zehn Top-Holdings dieses ETFs zählen u. a. Cleveland-Cliffs (CLF), Alcoa Corp. (AA) und Freeport-McMoRan (FCX).

Quelle: www.tradingview.com

Außerdem ist der VanEck Steel ETF mit Tickersymbol SLX zu nennen. Er macht einen sehr bullischen charttechnischen Eindruck. Der ETF befindet sich weniger als 2 % von seinem 52 Wochenhoch entfernt. Die relative Stärke zum S&P 500 steht bereits am 52-Wochenhoch. Zu den zehn Top-Holding gehören u. a. Vale SA (VALE), Rio Tinto (RIO), Nucor (NUE), Cleveland Cliffs (CLF) und Companhia Siderurgica Nacional ADR (SID). Er beinhaltet somit Unternehmen aus verschiedenen Ländern und ist nicht nur auf die USA fokussiert.

Letztlich lohnt sich auch ein Blick auf den Chart des Rohstoffs Kupfer. Hier erkennt man, dass Kupfer sich weiterhin über wichtigen gleitenden Durchschnitten wie dem 20-, 50- und 200-Tagedurchschnitt halten kann. Seit November hat es etliche größere grüne Volumenkerzen gegeben.

Welche Katalysatoren gibt es für den Bereich "Metals&Mining"?

Zuerst ist die Energiewende als Katalysator zu nennen. Hiermit ist der Ausstieg aus Brennstoffen wie Kohle und Erdgas und deren Ersatz durch emissionsfreie Energiequellen wie Solar-, Wind- und Atomkraft gemeint. Wind und Sonne haben sich in vielen Regionen der Welt vermutlich zu den kostengünstigsten Energiequellen entwickelt. Heute verbraucht die durchschnittliche Onshore-Windkraftanlage rund 3.000 Pfund Kupfer pro Megawatt. Die großen Offshore-Windkraftanlagen verbrauchen fast 11.000 Pfund Kupfer pro Megawatt Leistung. Im Bereich der Solarenergie gibt es ebenfalls eine massive Nachfrage nach Kupfer und zwar in Bereichen wie Verkabelung und Verbindungen. Heutzutage benötigt Solarenergie 5.000 Pfund Kupfer pro Megawatt Leistung.

Das potenzielle Wachstum der Kupfernachfrage durch die Energiewende ist signifikant, so Experten. Innerhalb dieses Jahrzehnts könnte diese "neue" Kupfernachfrage fast 50 % der aktuellen Kupferproduktion ausmachen.

Der zweite Katalysator bzw. Wachstumstreiber für Kupfer sind Elektrofahrzeuge (EVs) bzw. die Elektrifizierung von Transportsystemen (Personen- und Nutzfahrzeuge). Elektrofahrzeuge werden immer beliebter. Wenn sie zur Norm werden, wird die Kupfernachfrage von Elektrofahrzeugen voraussichtlich massiv wachsen. Ein leichtes EV benötigt durchschnittlich 130 Pfund Kupfer. Ein mittelschweres EV benötigt durchschnittlich 300 Pfund Kupfer. Ein Hochleistungs-EV benötigt durchschnittlich 900 Pfund Kupfer. Dann muss noch die Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden und natürlich das gesamte Stromnetz. All das verschlingt Tonnen von Kupfer.

Experten erwarten, dass die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahrzehnten ihren parabolischen Wachstumskurs fortsetzen werden. Dies ebnet den Weg für ein bedeutendes Wachstum der Kupfernachfrage.

Als dritter Katalysator ist die Luft- und Raumfahrt sowie die Verteidigungsindustrie zu nennen. Das mag makaber klingen. Ob Drohnen, Militärfahrzeuge und -flugzeuge, Munition, Panzer, Satelliten, Überwachungsausrüstung oder Waffen überall werden Aluminium, Kupfer, Stahl etc. benötigt. Die großen Industriestaaten sind aktuell dabei, ihre Verteidigungsbudgets massiv aufzustocken. Deutschland hat in 2022 bereits ein Sondervermögen von 100 Mrd. EUR angekündigt. Der CEO von Rheinmetall sagte kürzlich in einem Interview, dass er die Bundeswehr für die Landesverteidigung eine Aufstockung des Budgets auf insgesamt 200 Mrd. bis 300 Mrd. EUR bräuchte. Er fügte hinzu, dass Europa sich zurzeit nicht alleine verteidigen könne, sondern auf die USA angewiesen sei. Die USA hat ihr Verteidigungsbudget für 2023 auf gut 1,9 Billionen USD angehoben. Dies entspricht einer Steigerung von 16 % gegenüber 2022 (!). Letztlich haben die Nato-Mitglieder versprochen, ihre Verteidigungsbudget auf die im Jahr 2006 vereinbarten 2 % des Bruttoinlandproduktes zu erhöhen. Aktuell erfüllen nur knapp 30 % aller Mitgliedsländer diese 2 % Quote. All diese Faktoren sollten dazu führen, dass die Nachfrage nach "Metals&Mining" signifikant zunehmen wird.

Der vierte Katalysator ist China. Ende Dezember 2022 beschloss China, die Covid-Beschränkung aufzuheben. Dies dürfte in den nächsten Quartalen einen Wirtschaftsboom in China und damit in der ganzen Welt auslösen. Die Nachfrage nach Aluminium, Kupfer, Öl, Nickel und Stahl sollte stark ansteigen. Laut BHP wird China in diesem Jahr eine stabilisierende Kraft für die Rohstoffnachfrage sein.

Der fünfte und letzte Katalysator bezieht sich auf die Angebotsseite. Während der Covid-Krise konnten etliche Minen nicht mit voller Kapazität produzieren. Als die Covid-Krise 2022 langsam sich dem Ende näherte, machten die hohen Energiekosten aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine den Metall- und Bergbauunternehmen zu schaffen. Nun kommt die Inflation hinzu. Dies führt zu allgemein höheren Kapitalkosten für Exploration, Entwicklung und Produktion. Außerdem sehen wir die Tendenz zu längeren Genehmigungszeiten sowie letztlich eine verstärkte staatliche Einmischung. All diese Faktoren führen nicht dazu, dass die Angebotsseite kräftig ausgeweitet wird, um dem zukünftigen Nachfragehunger dienen zu können.

Welche Aktien sollte man sich auf die Watchliste setzen?

Die Top-Unternehmen aus charttechnischer Sicht sind aktuell Nucor (NUE), Reliance Steel & Aluminium (RS) und Steel Dynamics (STLD). Alle drei Unternehmen sind auf die Herstellung von Stahl und Stahlprodukten spezialisiert.

Reliance Steel & Aluminum Co. ist darüber hinaus ein führender nordamerikanischer Anbieter von Metallverarbeitungsdienstleistungen wie Schneiden, Schleifen und Polieren. Außerdem vertreibt das Unternehmen eine Vielzahl von Metallprodukten wie Aluminium, Messing, Kupfer, Titan und wie bereits geschrieben von Stahl. Die Kundenbasis ist vielfältig. Es werden Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Verteidigung, Energie und Transport bedient. Die letzten Quartalszahlen vom 16.02.2023 wurden vom Markt sehr gut aufgenommen. Die Aktie steht am 52-Wochenhoch und die relative Stärke zum S&P 500 befindet sich ebenfalls am 52-Wochenhoch. Eine Konsolidierung der Aktie wäre nun notwendig.

Das Unternehmen kann 14 von 15 Punkten im TraderFox Qualitäts-Check aufweisen. Damit handelt es sich um ein Top-Qualitätsunternehmen.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Außerdem spannend aus charttechnischer Sicht sind die folgenden Unternehmen: Commercial Metals Company (CMC), Fortescue Metals Group (FMG) aus Australien, Freeport-McMoRan (FCX), Southern Copper Cooperation (SCCO) und Ternium S.A. (TX) aus Luxemburg.

Fortescue Metals Group ist ein australisches Bergbauunternehmen, das sich auf die Exploration, Produktion und Verarbeitung von Eisenerz spezialisiert hat. Das Unternehmen operiert in der Pilbara-Region von Western Australia. Fortescue Metals Group legt auch einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit, mit dem Ziel, bis 2030 eine CO2-Neutralität zu erreichen. Das Geschäftsfeld "Fortescue Future Industries" ist auf die globale Entwicklung von Projekten für grünen Strom, grünen Wasserstoff und grünen Ammoniak fokussiert. Die Dividendenrendite beträgt aktuell 8,49 %. Die letzten Quartalszahlen wurden am 15.02.2023 vorgelegt. Die Aktie verlor zunächst an Wert. Dann kamen aber die Käufer schnell zurück und die Aktie konnte auf ein neues 52 Wochenhoch ziehen.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Letztlich bieten sich die weltweit führenden Metall- und Bergbauunternehmen der Welt wie BHP Group (BHP) aus Australien, Rio Tinto (RIO) aus England und Vale (VALE) aus Brasilien an.

Die BHP Group ist ein diversifiziertes Bergbauunternehmen, das in mehreren Segmenten des Metall- und Bergbaubereichs tätig ist. Das Unternehmen beschäftigt sich mit der Exploration, Produktion und Verarbeitung einer Reihe von Mineralien. Hierunter fallen u. a. Eisenerz, Kupfer, Kohle, Erdöl und Nickel. Die Geschäftstätigkeit der BHP Group erstreckt sich über fünf Kontinente. Die Dividendenrendite beläuft sich aktuell auf 8,12 %. Die letzten Quartalszahlen wurden am 17.02.2023 präsentiert. Die Aktie reagiert kaum verändert. Der kurzlebige Einbruch der Aktie am 23.02.2023 und am 24.02.2023 ist auf den Wettbewerber Rio Tinto zurückzuführen. Dieser kürzte die Dividende um 46 % aufgrund der schwachen Nachfrage nach Eisenerz, Aluminium und Kupfer in 2022 bedingt durch die Lockdowns in China. Gleichzeitig betonte Rio Tinto, dass man nach dem Ende der Zero-Covid Politik in China für 2023 eine Trendwende in diesem sehr wichtigen und größten Markt sehe. Die Aktie von BHP konnte sich schnell wieder erholen. Aktuell steht sie 10 % unter ihrem 52 Wochenhoch.

Das Unternehmen kann 14 von 15 Punkten im TraderFox Qualitäts-Check aufweisen. Damit handelt es sich um ein Top-Qualitätsunternehmen.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox


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