Warum Familienunternehmen den Markt outperformen und wie Sie davon profitieren
Liebe Leser,
Familienunternehmen sind das Herz der deutschen Wirtschaft. Rund 90 % aller deutschen Unternehmen sind familiengeführt, so viele wie in kaum einem anderen Land der Welt. Gleichzeitig sind Familienunternehmen auch für rund 52 % der Umsätze aller deutschen Unternehmen verantwortlich. Doch wussten Sie auch, dass börsennotierte Familienunternehmen den Markt outperformen? Laut des Family 1000 Reports der Credit Suisse betrug die jährliche Outperformance familiengeführter AGs zwischen den Jahren 2006 und 2015 4,5 %, in Europa sogar 5,1 % (um Sektoren bereinigt). Als börsennotiertes Familienunternehmen werden in den meisten Fällen - so auch in dieser Studie – Unternehmen definiert, in denen 25 % der Stimmen von der Gründerfamilie gehalten werden und/oder ein Mitglied der Gründerfirma im Vorstand oder Aufsichtsrat vertreten ist. Nun fragen Sie sich vielleicht, welche Gründe es für eine so deutliche Outperformance gibt. Auch hierfür werden in der Studie der Credit Suisse Gründe genannt.
Welche Gründe gibt es für die Outperformance?
Im Family 1000 Report der Credit Suisse konnte festgestellt werden, dass sich die Fundamentalzahlen der börsennotierten Familienunternehmen besser entwickelten als die der Kontrollgruppe. So fiel das Umsatzwachstum in jedem Jahr des Beobachtungszeitraums höher aus und auch die EBITDA-Margen lagen in den meisten Jahren höher. Die Beobachtungen wurden auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt, ein übergeordneter Faktor lässt sich hierbei feststellen: Familienunternehmen denken langfristiger. Dies hängt vermutlich damit zusammen, dass sich Familienunternehmen stärker mit den Mitarbeitern und der Region verbunden fühlen. Außerdem prägt die Verantwortung gegenüber den Angehörigen und Erben das Handeln der Unternehmer. Es wird also weniger darauf geachtet, lediglich die Quartals- oder Jahresziele zu erreichen, sondern vielmehr darauf, langfristig zu wachsen.
So stellte die Credit Suisse fest, dass Familienunternehmen im Schnitt niedrigere Ausschüttungsquoten aufweisen und gleichzeitig mehr in Forschung und Entwicklung investieren. Außerdem fallen die Wachstumsziele konservativer aus und das Wachstum wird tendenziell eher aus organischen Cashflows anstatt durch Fremdkapital finanziert. In Befragungen wurde zudem häufig festgestellt, dass sich die Management-Vergütung bei Familienunternehmen häufiger nach längerfristigen Parametern richtet.
Mit welchen Aktien Sie profitieren können
Zunächst einmal sollte gesagt werden, dass es sehr viele börsennotierte Unternehmen gibt, die als Familienunternehmen gelten. Beispielweise zählen auch Börsengiganten wie BMW oder Alphabet zu den Familienunternehmen. In der folgenden Vorstellung habe ich mich auf zwei spannende deutsche Familienunternehmen aus der zweiten Reihe konzentriert.
Sixt – der profitabelste Autovermieter der Welt
Ein Familienunternehmen mit sehr langer Tradition ist die SIXT SE. Das Unternehmen wurde bereits 1912 mit einem Fuhrpark von nur drei Autos von Martin Sixt gegründet und ist seit 1986 börsennotiert. Von da an bis in diesem Jahr war Erich Sixt der CEO des Unternehmens, an seine Stelle sind seine Söhne Konstantin und Alexander Sixt nun getreten. Erich Sixt ist heute der Aufsichtsratsvorsitzende des in Pullach bei München ansässigen Unternehmens. Die Familie Sixt hält 58,3 % der stimmberechtigten Stammaktien.
Quelle: Sixt Investor Relations
Sixt ist einer der international führenden Anbieter im Markt der Mobilitätsdienstleistungen mit den Produkten SIXT rent, SIXT share, SIXT ride, SIXT+ und SIXT truck, welche alle in einer App integriert sind. Hinter den Produktnamen verbergen sich die Segmente Autovermietung über Vermietungsstationen, Carsharing, Fahrdienste und Auto Abos. Mit den unterschiedlichen Services ist Sixt in 110 Ländern mit über 2000 Vermietungsstationen aktiv, der gesamte Fuhrpark umfasst 205.400 Automobile. Der Markt, in dem Sixt tätig ist, ist sehr umkämpft. Die Margen sind bei der Konkurrenz sehr gering. So kommt es, dass im Jahr 2019 die Gewinn-Marge des Konkurrenten Europcar nur 0,98 % betrug, Hertz machte sogar Verluste. Wohlbemerkt war das Jahr 2019 ein eher starkes Jahr für die Branche. Es liegt ein sehr starker Preiswettbewerb im Markt der Autovermietungen vor, was bedeutet, dass der Kunde hauptsächlich nach dem Preis entscheidet. Sixt stellt hier eine absolute Ausnahme dar und positioniert sich als Premium-Anbieter mit Automobilen der Hersteller Mercedes, BMW und Audi im Portfolio. Das spiegelt sich auch in der Profitabilität wider. Die Gewinn-Marge betrug 2019 7,09 %, die aktuelle Eigenkapitalrendite sogar 17,4 %. Erich Sixt bekannte sich schon früh zu dem Ziel, nicht der umsatzstärkste, sondern der profitabelste Mobilitätsdienstleister werden zu wollen.
Schon früh setzte Sixt darauf, das Geschäftsmodell zu digitalisieren. 2008 war Sixt die erste Autovermietung, die die Vermietung über das Smartphone anbot. So konnten über die Jahre die Kosten immer weiter gesenkt und gleichzeitig das Kundenerlebnis verbessert werden. Zukünftig könnte der Trend in Richtung einer komplett unbemannten Mietstation gehen, was die Margen weiter erhöhen sollte.
2020 war ein Krisenjahr für die komplette Branche. Konkurrenten, die schon in den Jahren zuvor nur geringe Gewinne aufwiesen, machten hohe Verluste. Hertz meldete sogar Insolvenz an und Europcar kam nicht an einer Kapitalerhöhung vorbei. Was vielen Investoren lange Zeit nicht bewusst war: Sixt könnte als heimlicher Krisenprofiteur hervorgehen. Während die Peer Group schon viele Jahre hoch verschuldet war, konnte Sixt immer mehr Eigenkapital aufbauen. Auch 2020 betrug die Eigenkapitalquote noch 31,5 %, was für die Branche sehr hoch ist. Somit könnte Sixt nun seinen Marktanteil ausbauen, während die Konkurrenz Vermietungsstationen aufgeben muss.
Sixt schafft es seit Jahren, das Eigenkapital zu steigern.
Auch die Wachstumsmöglichkeiten des Unternehmens sehen sehr gut aus. Während in Deutschland der Marktanteil schon rund 40 % beträgt, ist in den USA und im Rest von Europa noch reichliches Potenzial vorhanden. In den USA ist Sixt erst seit 2011 aktiv, ist heute jedoch schon der viertgrößte Anbieter. 2019 wuchs der Umsatz in den USA um 30 %. Zum Vergleich: Der Autovermietungsmarkt in den USA hat laut Branchenexperten die dreifache Größe wie der europäische Markt. Von der niedrigen Punktzahl im Qualitäts-Check sollten sich Anleger nicht täuschen lassen. Aufgrund der Corona Pandemie gibt es Abzüge bei den Wachstums- und Stabilitätskennzahlen.
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Sartorius - Hightech mit Tradition
Das zweite Familienunternehmen, das ich euch vorstellen möchte, ist Sartorius, ebenfalls mit einer sehr langen Tradition. Das Unternehmen wurde bereits 1870 von Florenz Sartorius gegründet und fing mit der Entwicklung von Analysewaagen für Forscher und Apotheker an. Später im Jahr 1927 begann Sartorius mit der Entwicklung von speziellen Membranfiltern, die Bakterien oder andere Partikel ab einer bestimmten Größe filtern sollten. Noch heute gehören Membranfilter zu den wichtigsten Produkten des Unternehmens. Diese werden heutzutage hauptsächlich in der Biopharmabranche eingesetzt, der Branche, in der Sartorius heute tätig ist.
Quelle: Sartorius Investor Relations
Die Biopharmabranche ist ein Wachstumsmarkt, in dem in den nächsten fünf Jahren durchschnittliche Wachstumsraten von 10 % erwartet werden, in China sogar 15 %. Sartorius ist hier als klassischer Schaufelverkäufer tätig und liefert die Hardware und Software, die über die komplette Prozesskette benötigt wird. Von der Entwicklung eines Moleküls, bis hin zur Abfüllung eines Medikaments, die Produkte von Sartorius werden jederzeit benötigt. So kommt es, dass kaum ein Corona-Impfstoff ohne die Produkte von Sartorius hergestellt wurde. Zu den Kunden zählen Branchenriesen wie zum Beispiel Pfizer, Novartis oder Sanofi. Die 50 größten Kunden nehmen jedoch nur einen Umsatzanteil von 57 % ein, somit besteht keine zu große Abhängigkeit von einzelnen Großkunden. Die Produktpalette umfasst unter anderem Bioreaktoren, in denen Moleküle herangezüchtet werden, oder auch Produkte zur Qualitätsanalyse, also Produkte, die essentiell sind und die Effizienz der Biopharmaunternehmen maßgeblich beeinflussen. Sartorius hat hier einen klaren Burggraben und es gibt nur wenige Unternehmen, wie zum Beispiel Danaher oder Thermo Fisher, die ähnliche Produkte auf dem gleichen Qualitätsniveau herstellen können, was sich auch in den Margen widerspiegelt.
Die Nettogewinnmargen der eben genannten Konkurrenten beträgt um die 15 %. Sartorius kommt auf eine Nettogewinnmarge von 9,7 %, konnte diese jedoch in den letzten Jahren kontinuierlich steigern. Das Management stellt auch in Zukunft steigende Margen aufgrund von Skaleneffekten durch organisches Wachstum und Zukäufe in Aussicht. Das Umsatzwachstum der vergangenen fünf Jahre liegt bei 15,9 % und das EPS-Wachstum bei 12,27 %, aufgrund der Corona-Pandemie gab es jedoch einen Sondereffekt, da vermehrt an Impfstoffen oder auch an Antigentests geforscht wurde und deshalb Forschungsequipment aufgestockt wurde. Laut Unternehmensangaben machte dieser Effekt rund 12 % der Umsätze in 2020 aus, es könnten hierdurch jedoch weitere Umsätze durch die Instandhaltung von Geräten entstehen.
Sowohl die Ebit-Marge, als auch die Gewinn-Marge konnte in den letzten 10 Jahren verdoppelt werden.
Das KGV liegt aktuell bei 132, das erwartete KGV für 2021 liegt jedoch nur noch bei 66. Im historischen Vergleich ist Sartorius somit überdurchschnittlich hoch bewertet wodurch schon einiges an Wachstum eingepreist ist. Im Qualitäts-Check werden 14 Punkte erreicht.
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Liebe Grüße,
Philipp Karges