Bavarian Nordic-Aktie steigt um 40 % nach WHO-Warnung vor neuer Mpox-Variante
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen einer neuen Mpox-Variante in Afrika ihre höchste Alarmstufe ausgerufen und eine "gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" (PHEIC) erklärt. Diese Nachricht sorgte für einen starken Kursanstieg der Aktie von Bavarian Nordic, die gestern um fast 40 % zulegte. Bereits vor knapp zwei Wochen haben wir im GROWTH-Magazin und der Traderzeitung auf die sich zuspitzende Situation und das Potenzial von Bavarian Nordic hingewiesen.
Bavarian Nordic, der europäische Impfstoffentwickler, profitiert direkt von dieser Entwicklung, da das Unternehmen den einzigen von der US-Arzneimittelbehörde FDA und der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA zugelassenen Mpox-Impfstoff herstellt. Die Brüsseler Behörde hat bereits im Vorfeld kurz vor der Entscheidung angekündigt, dem Afrikanischen Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (Africa CDC) 175.420 Impfdosen gegen die Virusinfektion zu spenden. Diese Dosen stammen von Bavarian Nordic, das zusätzlich plant, weitere 40.000 Dosen zu spenden.
Der WHO-Alarm zielt darauf ab, globale Behörden zu sensibilisieren und sich auf mögliche Ausbrüche vorzubereiten, insbesondere angesichts einer neuen, möglicherweise gefährlicheren Virusvariante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt wurde. Diese Variante, die zur Klade I des Mpox-Virus gehört, könnte ansteckender sein und schwerere Krankheitsverläufe verursachen als die bisher bekannten Varianten der Klade II, die 2022 weltweit für Aufsehen sorgten. In der Demokratischen Republik Kongo sind die Infektionen in den letzten Monaten rasant gestiegen, mit bisher 14.000 bestätigten und mutmaßlichen Fällen sowie 455 Todesfällen in diesem Jahr.
Ein wichtiger Faktor für die Verbreitung des Mpox-Virus ist der nachlassende Impfschutz in der Bevölkerung. Die Pockenimpfung, die bis in die 1980er-Jahre in vielen Ländern weltweit durchgeführt wurde, bot auch einen gewissen Schutz vor dem Mpox-Virus, das eng mit den Pocken verwandt ist. Seit der Ausrottung der Pocken wurde die Impfung jedoch eingestellt, und alle Menschen, die nach dieser Zeit geboren wurden, haben keinen Schutz mehr. Die geringe Immunität in der Bevölkerung könnte zur Ausbreitung des Virus beitragen.
Experten befürchten, dass sich das Virus aufgrund mangelnder Infrastruktur und medizinischer Versorgung in der Region Zentralafrika schnell weiter ausbreiten könnte. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI Gesellschaft, hebt hervor, dass Bürgerkriegsregionen besonders anfällig für solche Ausbrüche sind, da sexuell übertragbare Infektionen in solchen Gebieten oft als Waffe eingesetzt werden und die Prävention sowie medizinische Versorgung unzureichend sind.
Trotz der hohen Alarmstufe geht die WHO derzeit nicht davon aus, dass Mpox in wohlhabenderen Regionen wie Europa oder Nordamerika erneut zu einer großflächigen Bedrohung wird. Dennoch bleiben die Erfahrungen aus 2022 präsent, als Maßnahmen wie sexuelle Abstinenz bei Symptomen und die Möglichkeit zur Impfung schnell Wirkung zeigten und die Verbreitung des Virus eindämmten.
Die aktuelle Situation könnte jedoch die Nachfrage nach dem Mpox-Impfstoff erneut ankurbeln, insbesondere wenn sich herausstellt, dass die neue Variante der Klade I schwerere Symptome verursacht und sich möglicherweise auch in andere Regionen ausbreitet. Die WHO plant, mehr finanzielle Hilfe und Personal in betroffene Länder zu entsenden, um die Überwachung des Infektionsgeschehens zu verbessern und vor Ort Maßnahmen zu ergreifen.
Für Investoren bleibt Bavarian Nordic ein Schlüsselunternehmen im Kampf gegen Mpox, vor allem angesichts der wachsenden globalen Aufmerksamkeit und der Notwendigkeit, Impfstoffe in betroffene Regionen zu liefern. Die jüngsten Entwicklungen könnten weiterhin positive Impulse für die Aktie geben.
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