BioNTech vor Durchbruch? Aktie springt dank Krebsmittel-Fantasie an
Die BioNTech-Aktie legte zu Beginn der neuen Handelswoche an der Nasdaq kräftig um 11,8 % zu. Anleger zeigten sich wieder bereit, dreistellige Dollarbeträge für die Papiere des Mainzer Biotechunternehmens zu zahlen. Der Grund für diesen Kurssprung könnte der bevorstehende ESMO-Kongress sein, bei dem BioNTech neue Daten zu seinem Prüfpräparat BNT327/PM8002 vorstellen wird. Dieser bispezifische Antikörper ähnelt stark dem von Summit Therapeutics und Akeso entwickelten Ivonescimab, das in einer Phase-III-Studie als Erstlinientherapie bei Lungenkrebs überzeugte. Beide Wirkstoffe kombinieren die Blockade von PD-1 (bzw. PD-L1) mit einer Hemmung des VEGF-Signals, was eine doppelte Wirkung gegen den Tumor entfaltet: Sie aktivieren das Immunsystem und unterbinden gleichzeitig die Blutversorgung des Tumors.
Summit Therapeutics meldete am Wochenende positive Phase-III-Daten zu Ivonescimab, das im Vergleich zum Blockbuster Keytruda (Merck & Co) besser abschnitt. Die Summit-Aktie schnellte daraufhin am Montag, den 09. September, um 56 % in die Höhe, und das Unternehmen erreichte eine Marktkapitalisierung von rund 16 Mrd. USD. Summit lizenziert Ivonescimab von der chinesischen Akeso und ist für die Entwicklung und Vermarktung in den USA, Kanada, Europa und Japan verantwortlich. Trotz des Erfolgs gibt es in der Branche immer wieder Zweifel an der Validität von Daten chinesischer Wirkstoffe, die an westliche Unternehmen lizenziert werden.
BioNTech hat sich den Zugang zu BNT327/PM8002 ebenfalls über einen Lizenzdeal mit der chinesischen Biotheus gesichert. Auf dem ESMO-Kongress, der vom 13. bis 17. September in Barcelona stattfindet, wird BioNTech klinische Daten zu diesem Wirkstoff in verschiedenen Krebsindikationen präsentieren. Sollte sich der bispezifische Antikörper in den Studien als erfolgreich erweisen, könnte die BioNTech-Aktie langfristig weiter zulegen.
Laut Transkript wird Keytruda, seit 2014 ein Umsatztreiber für Merck mit über 20 Mrd. USD jährlich, zunehmend durch neue bispezifische Antikörper wie Ivonescimab und BNT327/PM8002 herausgefordert. Auffällig ist, dass sowohl Summit/Akeso als auch BioNTech auf Partnerschaften mit chinesischen Biotechunternehmen setzen. Ivonescimab ist bereits in China zugelassen, während Biotheus eine Phase-III-Studie für BNT327/PM8002 vorbereitet. Viele klinische Studien finden in China statt, wo die Zulassungsbehörden Innovationen schneller voranbringen. Akeso hebt hervor, die "breiteste Onkologiepipeline Chinas" zu haben und treibt die klinische Entwicklung rasant voran.
Während Summit und Akeso mit Ivonescimab bereits einen Schritt voraus sind, rechnet BioNTech im kommenden Jahr mit einer globalen Studie, sobald die Analyse der Phase-I/II-Daten abgeschlossen ist. Sollte BNT327/PM8002 erfolgreich sein, könnte BioNTech im Onkologiesektor weiter an Bedeutung gewinnen und die Marktführerschaft von Keytruda ernsthaft herausfordern.
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