BMW enthüllt seine "Neue Klasse"

BMW hat im Vorfeld der am Dienstag (05.09.23) beginnenden IAA Mobility in München seine ehrgeizigen Pläne für die Elektromobilität vorgestellt und damit das Ziel festgelegt, in der Elektrofahrzeug-Branche die erste Liga zu erreichen. Die "Neue Klasse" von BMW markiert einen wichtigen Schritt in diese Richtung, da der deutsche Autohersteller erstmals eine eigene Plattform für Elektroautos präsentiert.

"...als ob wir eine Generation übersprungen haben"

Diese Fahrzeuge werden in das Segment des beliebten BMW Dreier fallen und damit in direkte Konkurrenz zu Teslas Bestsellern treten. "Wir wollen diese Fahrzeuggeneration so modern machen, dass es aussieht, als ob wir eine Generation übersprungen haben", sagte BMW-Chefdesigner Adrian van Hooydonk. "Das ist nötig, weil die neuen Spieler auf den Markt kommen."

Die Münchner haben vor, auch im Marktsegment unterhalb der aktuellen 3er-Reihe aktiv zu sein. BMW-Chef Zipse hebt dabei hervor, dass sie nicht die Absicht haben, sich aus diesem Markt durch zu hohe Preise zu verabschieden. "Tesla geht ins Volumensegment, das ist beeindruckend", sagt Konzernchef Zipse.

Mindestens so rentabel wie BMWs Benziner

BMW plant, die "Neue Klasse" kostengünstig in Ungarn zu produzieren, bevor das teurere Stammwerk in München umgerüstet wird. Ziel ist es, dass die "Neue Klasse" äußerst profitabel wird und BMW in Zukunft mindestens genauso profitabel bleibt wie heute. Obwohl keine Details zur Rentabilität einzelner Modelle genannt wurden, hat BMW das Ziel, im nächsten Jahrzehnt eine Rendite von acht bis zehn Prozent im Autogeschäft zu erzielen.

Experten wie Frank Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover, erwarten einen intensiven Wettbewerb im Massenmarkt durch chinesische Anbieter. Dies setzt vor allem Massenhersteller, wie Volkswagen stark unter Druck. Im Premiumsegment hingegen haben deutsche Hersteller, darunter BMW, bessere Chancen. Vermögende Autokäufer bevorzugen voraussichtlich bekannte deutsche Marken wie Mercedes oder BMW, vorausgesetzt, die Hersteller halten ihre Versprechen in Bezug auf Reichweite, Verbrauch und Ladezeit ein.

BMW setzt auf Effizienz und Hightech-Lösungen 

Um sich von der Konkurrenz abzuheben, setzen die deutschen Premiumhersteller auf Effizienz und Hightech-Lösungen. Mit der Einführung der ersten Baureihe der "Neuen Klasse" strebt BMW ab 2025 einen Verbrauch von nicht mehr als 13 Kilowattstunden pro hundert Kilometer an. "30 Prozent mehr Reichweite, 30 Prozent schnelleres Laden", verspricht BMW-Chef Oliver Zipse am Wochenende in einer Industriehalle im Münchener Norden. Das wäre besser als beim aktuellen Modell von BMW setzt auf eine effizientere Produktion mit weniger Bauteilen und eine höhere Reparaturfreundlichkeit. Die Produktionskosten von Tesla sind aktuell aufgrund der reduzierten Anzahl von Antriebs- und Modellvarianten deutlich niedriger. Tesla setzt in seinen Fabriken auf sogenannte Gigapressen, die große Teile der Karosserie in einem Stück herstellen, was die Produktion erheblich kosteneffizienter macht, da viele Arbeitsprozesse entfallen. Kritiker bemerken jedoch, dass diese Methode die kostengünstige Reparatur kleinerer Schäden erschwert.

BMW plant zudem, in der "Neuen Klasse" nahezu alle physischen Schalter und Knöpfe aus dem Cockpit zu entfernen. Stattdessen werden Sprachsteuerung und "intelligente Oberflächen", also unsichtbare Sensorflächen, zur Steuerung von Funktionen wie der Klimaanlage verwendet. Im Gegensatz zu Mercedes plant BMW, die Anzahl und Größe der Bildschirme so gering wie möglich zu halten. Die wichtigsten Fahrinformationen und die Navigation werden auf ein schmales Band in der Windschutzscheibe projiziert, damit der Fahrer seine Augen auch bei schlechten Lichtverhältnissen auf der Straße behalten kann.

BMW-Chef äußert Bedenken über das EU-Verbot von 2035

Kürzlich äußerte der CEO von BMW seine erheblichen Bedenken gegenüber dem von der EU festgelegten Verbot von Verbrennungsmotoren bis 2035. Im Interview mit dem Handelsblatt bezeichnete er die einseitige Förderung von Elektroautos als "fahrlässig". Seiner Ansicht nach mangelt es noch an ausreichenden Ressourcen und Ladeinfrastruktur, um den kompletten Umstieg auf Elektroautos zu rechtfertigen.

Aus diesem Grund setzt BMW weiterhin auf die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren. CEO Oliver Zipse plant, Benzin- und Dieselfahrzeuge bis weit in die 2030er Jahre im Angebot zu behalten. BMW hat sich ein internes Ziel gesetzt, den Anteil der Elektrofahrzeuge bis spätestens 2030 auf 50 Prozent zu erhöhen, was mehr als eine Million Elektroautos pro Jahr bedeuten würde. Die Entwicklungsvorstand Frank Weber bezeichnet die "Neue Klasse" als die bei weitem größte Investition in der Geschichte des Unternehmens.

 

 

 


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