E-Auto-Rakete aus China: XPeng meldet Wachstum um 242 Prozent

Der chinesische Elektroautobauer XPeng hat im 2.  Quartal 2025 eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er sich in einem schwierigen Marktumfeld zunehmend behaupten kann. Das Unternehmen steigerte seine Auslieferungen auf 103.181 Fahrzeuge, was einem Zuwachs von 242 Prozent im Jahresvergleich entspricht. Auch auf der Umsatzseite gelang ein Rekord: Mit 18,27 Mrd. RMB lagen die Erlöse mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr.

Besonders wichtig für Investoren ist jedoch die Entwicklung der Margen. Die Bruttomarge verbesserte sich deutlich von 14 auf 17,3 Prozent, die Fahrzeugmarge von 6,4 auf 14,3 Prozent. Diese Fortschritte sind vor allem auf eine günstigere Produktstruktur, niedrigere Kosten und den höheren Anteil margenstärkerer Modelle zurückzuführen. Der Nettoverlust verringerte sich auf 480 Mio. RMB – weniger als die Hälfte des Vorjahreswerts – und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2020. Gleichzeitig verfügt XPeng über eine Liquiditätsreserve von 47,6 Mrd. RMB, was dem Unternehmen ausreichend Spielraum für Investitionen und Wachstum verschafft.

 

Positive Marktreaktion und Analystenstimmen

Die Reaktion am Markt fiel entsprechend positiv aus. Die Aktie legte nach Veröffentlichung der Zahlen zwischen vier und sechs Prozent zu. Analysten äußerten sich überwiegend optimistisch: Macquarie hob das Kursziel von 24 auf 25 USD an und bestätigte die Einstufung "Outperform". Die Bank of America zeigte sich ebenfalls zuversichtlich und erhöhte ihr Kursziel auf 26 USD bei einer unveränderten Kaufempfehlung. Dabei betonten die Analysten, dass das 4.  Quartal, in dem XPeng erstmals schwarze Zahlen schreiben will, der entscheidende Moment für die Bewertung des Unternehmens sein werde. Auch in den US-Finanzmedien wurde die Entwicklung positiv aufgenommen. Das "Wall Street Journal" hob hervor, dass XPeng seinen Verlust mehr als halbieren konnte, während Barron’s XPengs Zahlen als Beleg dafür wertete, dass der Konzern zunehmend in eine Liga mit Tesla und anderen etablierten Elektroautobauern aufsteigt.

 

Modelloffensive im Premiumsegment

Neben den Zahlen nutzte das Management die Gelegenheit, um strategische Schwerpunkte zu setzen. Mit dem neuen P7, einer sportlichen Limousine im Premiumsegment, will XPeng sein Markenprofil schärfen. Schon vor dem Marktstart übertrafen die Vorbestellungen alle bisherigen Modelle deutlich. Auffällig ist die Käuferstruktur: Ein Großteil der Besteller sind junge, männliche Kunden, die den P7 weniger als reines Transportmittel, sondern zunehmend als Lifestyle-Produkt wahrnehmen.

CEO He Xiaopeng räumte ein, dass das Unternehmen lange Zeit zu stark auf technische Aspekte fokussiert war.

Um das Design stärker in den Mittelpunkt zu rücken, hat das Unternehmen eigene Entwicklungszentren in Shanghai, Guangzhou und international aufgebaut. Der neue P7 gilt als erstes sichtbares Ergebnis dieser Neuausrichtung und als Testfall dafür, ob XPeng im Premiumsegment nicht nur mit Technik, sondern auch mit Ästhetik punkten kann.

Ende des Jahres folgt die X9 Kunpeng Super Electric Edition, die mit einer kombinierten Reichweite von über 1.500 Kilometern neue Maßstäbe setzen soll.

 

Technologie als Differenzierungsmerkmal

Auch technologisch setzt XPeng auf Differenzierung. Mit dem hauseigenen Turing AI SoC verfügt das Unternehmen über einen eigenen Hochleistungsprozessor, der in den Ultra-Versionen der Modelle eine Rechenleistung von 2.250 TOPS ermöglicht. Damit will XPeng einen Vorsprung bei Fahrerassistenzsystemen und autonomem Fahren aufbauen. Ab 2026 sind erste Fahrzeuge mit Level-4-Funktionen vorgesehen. Parallel arbeitet das Unternehmen an Robotaxis und humanoiden Robotern, die auf derselben Technologieplattform basieren sollen.

 

Expansion und Partnerschaften

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der internationalen Expansion. Die Partnerschaft mit Volkswagen wird auf Verbrenner- und Hybridplattformen in China ausgeweitet, wodurch zusätzliche Einnahmequellen aus Lizenzierungen entstehen. Zudem begann XPeng in Indonesien mit der lokalen Produktion, während die neue Kunpeng-Plattform ab 2026 schrittweise international eingeführt werden soll.

 

Ausblick und Anlegerperspektive

Für das 3. Quartal stellt das Management zwischen 113.000 und 118.000 Auslieferungen in Aussicht und erwartet einen Umsatz von bis zu 21 Mrd. RMB. Entscheidend bleibt jedoch das vierte Quartal: Dann will XPeng erstmals die Gewinnschwelle erreichen und mittelfristig Margen im hohen Zehn-Prozent-Bereich sichern.

Für Anleger ergibt sich damit ein klares Bild: XPeng wächst dynamisch, verbessert zugleich seine Profitabilität und baut seine technologische Basis konsequent aus. Ob das Unternehmen den entscheidenden Schritt in die Gewinnzone schafft, dürfte darüber entscheiden, ob die Kursziele von 25 bis 26 USD, die Analysten derzeit ausgeben, nur ein Zwischenstopp oder erst der Anfang einer längeren Aufwärtsbewegung sind.


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