KI frisst Strom! Alphabet kämpft mit dem Intersect-Deal um die wichtigste Ressource der nächsten Tech-Ära!
Der globale KI-Wettlauf entscheidet sich immer weniger im Code und immer stärker an der Steckdose. Rechenzentren verschlingen Strommengen wie Kleinstädte, Energie wird zum Engpass und zum strategischen Machtfaktor. Mit der Übernahme von Intersect geht Alphabet (i)(GOOG/GOOGL) einen entscheidenden Schritt weg vom reinen Energieeinkäufer, hin zum aktiven Gestalter der Infrastruktur, die über das Tempo und die Führungsrolle im KI-Zeitalter entscheidet.
Der neue KI-Goldrausch – und warum am Ende Strom gewinnt
Bei den großen KI-Playern wird der Wettbewerb längst nicht mehr nur über bessere Modelle entschieden, sondern über schiere Rechenleistung. Dafür fließen immer größere Summen in KI-Infrastruktur, vor allem in neue Rechenzentren, Chips, Netzanschlüsse und Energieversorgung. Diese Anlagen sind extrem energiehungrig. In der Praxis kann der Strombedarf einzelner neuer Rechenzentrums-Cluster Größenordnungen erreichen, die man sonst eher mit einer Kleinstadt verbindet. Genau diese Stromfrage wird zunehmend zum Engpass. Wer schneller zusätzliche, verlässliche Energie und Netzkapazität bekommt, kann schneller skalieren. Parallel dazu wächst der politische und gesellschaftliche Druck, dass der Ausbau nicht zu höheren Kosten für andere Netzkunden führt und dass die Versorgung stabil bleibt. In diesem Umfeld ist es bemerkenswert, dass Alphabet nun den Schritt vom Energieeinkäufer stärker hin zur Mitgestaltung der Energieentwicklung geht und sich per Übernahme gezielt positioniert.
Rechenzentren werden zur Energiewirtschaft – Ein strategischer Zug
Alphabet hat eine endgültige Vereinbarung bekanntgegeben, den Energie- und Rechenzentrums-Infrastrukturentwickler Intersect zu übernehmen. Damit adressiert Alphabet ein Kernproblem der nächsten KI-Phase. Nicht nur GPUs und Server sind knapp, sondern vor allem auch genehmigte Standorte, Netzanschlüsse, gesicherte Erzeugungskapazitäten und die Fähigkeit, Kraftwerke und Rechenzentren zeitlich und technisch zusammenzubringen. Der Deal passt auch in einen breiteren Trend. Datenzentren verbrauchen bereits einen spürbaren Teil des US-Stroms, und Prognosen gehen davon aus, dass dieser Anteil bis 2030 deutlich steigen könnte. Genau deshalb versuchen Hyperscaler, sich über eigene Projekte, langfristige Abnahmeverträge oder Partnerschaften unabhängiger von Engpässen zu machen.
Der Kaufpreis und die Spielregeln – was Alphabet wirklich bekommt
Alphabet zahlt 4,75 Mrd. USD in bar und übernimmt zusätzlich bestehende Schulden. Google war bereits zuvor als Minderheitsinvestor an Intersect beteiligt. Der Abschluss der Transaktion wird für die 1. Hälfte 2026 erwartet. Wichtig ist die klare Abgrenzung. Bestimmte bestehende Anlagen in Texas sowie Betriebs- und Entwicklungsprojekte in Kalifornien sind nicht Teil der Übernahme und bleiben bei den bisherigen Investoren. Intersect soll weiterhin unter eigener Marke und unter der Führung von CEO Sheldon Kimber agieren. Für Alphabet liegt der strategische Gewinn vor allem in mehr Tempo und Kontrolle beim Zusammenspiel von Energieerzeugung, Standortentwicklung und Netzanbindung. Intersect bringt dafür ein erfahrenes Team und eine Projektpipeline im GW-Bereich mit, von der sich ein Teil bereits im Bau oder Betrieb befindet.
Was Intersect liefert – Energie und Rechenzentren aus einer Hand
Intersect entwickelt Energie- und Rechenzentrumsinfrastruktur als integriertes Gesamtpaket. Das Unternehmen verbindet Standortentwicklung, Genehmigungen, eigene Stromerzeugung, Batteriespeicher und die direkte Kopplung mit energieintensiven Rechenzentren. Energieerzeugung und Last werden von Beginn an gemeinsam geplant, statt auf freie Netzkapazitäten zu warten. Das spart Zeit und beschleunigt den Ausbau. Ein klarer Vorteil für Alphabet, denn im KI-Wettlauf zählt, wie schnell neue MW und Rechenzentrumsflächen ans Netz gehen. Aktuell arbeitet Intersect an zahlreichen Großprojekten, vor allem in Kalifornien und Texas, darunter Quantum, Meitner, Lumina, Oberon, Athos III, Radian, Easley, Aramis, Darden und Roman. Diese befinden sich im Betrieb, im Bau oder in der Entwicklung und umfassen große Solar-, Wind- und Batteriespeicherkapazitäten. Allerdings geht nicht das gesamte Portfolio an Alphabet über. Bestimmte bestehende Anlagen bleiben ausdrücklich außerhalb der Übernahme. Teil des Deals sind vor allem Projekte aus der gemeinsamen Pipeline, die sich derzeit in Entwicklung oder im Bau befinden. Eine detaillierte Einzelauflistung wurde nicht veröffentlicht.
KI trifft Netzplanung – von der Idee zur praktischen Beschleunigung
Alphabet verknüpft das Thema Energie nicht nur mit Bauprojekten, sondern auch direkt mit KI-Einsatz in der Stromwelt. In der Ankündigung heißt es, man wolle KI nutzen, um Netzanschlüsse neuer Kraftwerke zu beschleunigen und zusätzlich Programme zu unterstützen, die Effizienz und Bezahlbarkeit in Rechenzentrums-Regionen verbessern. Das ist ein wichtiger Punkt, weil Netzanschluss-Prozesse durch Studien, Warteschlangen oder technische Auflagen in vielen Regionen zu den größten Zeitbremsen gehören. KI kann hier vor allem helfen, Daten schneller auszuwerten, Last- und Einspeiseprofile besser zu prognostizieren und Planungsvarianten zügiger zu simulieren. Am Ende zählt weniger Monate Papierarbeit und mehr Monate für den Bau.
Alphabet kauft sich Zeit – und damit KI-Tempo
Die Übernahme von Intersect ist weniger ein klassischer Energie-Deal als ein KI-Skalierungsdeal. Alphabet zahlt 4,75 Mrd. USD plus Schulden, um beim entscheidenden Engpass der nächsten Jahre stärker am Steuer zu sitzen. Energieerzeugung, Speicher, Flächen und Netzanbindung, also genau das Fundament, auf dem zusätzliche Rechenzentren überhaupt erst sinnvoll wachsen können. Gleichzeitig bleibt es wichtig, die Deal-Abgrenzung sauber zu lesen. Nicht jedes Intersect-Asset wandert zu Alphabet, ein Teil bleibt ausdrücklich außerhalb der Transaktion. Für Anleger ist das Signal trotzdem eindeutig. Wer im KI-Rennen ganz vorne bleiben will, muss sich nicht nur Chips sichern, sondern auch die dafür benötigten GW.

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