Porsche steigt bei Varta ein: Aktionäre gehen leer aus

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta sieht nach der Einigung mit seinen Gläubigern optimistischer in die Zukunft. Ein umfassendes Sanierungskonzept, das den Einstieg des Sportwagenherstellers Porsche sowie eine erhebliche Reduktion der Schulden vorsieht, sichert die Finanzierung und Liquidität des Unternehmens bis Ende 2027. Porsche und der bisherige Mehrheitseigner Michael Tojner werden jeweils 32 % der Anteile an Varta halten und frisches Kapital von insgesamt 60 Mio. Euro bereitstellen.

Ein zentraler Bestandteil des Restrukturierungsplans ist ein Schuldenschnitt, der die Verbindlichkeiten von 485 Mio. Euro auf etwa 200 Mio. Euro reduziert. Zudem wird das Grundkapital der Varta AG auf null herabgesetzt, was die Aktionäre leer ausgehen lässt. Dies wurde von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) als "kalte Enteignung" kritisiert.

Die Enteignung der Varta-Aktionäre erfolgt jedoch auf Grundlage des 2021 in Kraft getretenen Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetzes (StaRUG). Dieses Gesetz erlaubt es, in Krisensituationen das Grundkapital auf null zu setzen, sodass bestehende Aktionäre ihre Anteile verlieren. Neue Investoren können dadurch frisches Kapital einbringen und Anteile übernehmen. Der Sinn des StaRUG besteht darin, den Fortbestand des Unternehmens und der Arbeitsplätze zu sichern. Um die Sanierung zu erleichtern, stellt das Gesetz sicher, dass eine Mehrheit der Gläubiger die Maßnahmen unterstützen muss, wodurch einzelne Gläubiger eine Blockierung nicht verhindern können.

Varta kämpft seit längerem mit schwankender Nachfrage und Produktionsproblemen. Insbesondere die starke Abhängigkeit von Großkunden wie Apple und Porsche hat das Unternehmen in die Krise geführt. Ein Cyberangriff im Februar verschärfte die Situation zusätzlich. Trotz dieser Herausforderungen und der starken asiatischen Konkurrenz plant Varta, weiterhin an seinen deutschen Standorten festzuhalten, lediglich in der Verwaltung soll es zu einem moderaten Stellenabbau kommen.

Porsche plant zudem, eine klare Mehrheit an Vartas Tochtergesellschaft V4Drive Battery zu übernehmen, die Hochleistungsbatterien für Hybrid- und Elektro-Sportwagen entwickelt. Der Einstieg von Porsche dient somit auch dazu, sich langfristig den Zugang zu wichtigen Batterietechnologien zu sichern. Kleinaktionäre hingegen müssen sich darauf einstellen, dass Varta von der Börse genommen wird, ohne dass sie an einer Kapitalerhöhung teilnehmen können. Ein alternativer Vorschlag, der ein Bezugsrecht für alle Aktionäre vorgesehen hätte, wurde als nicht umsetzbar abgelehnt.


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