Vertrauen verloren!

Der Crash chinesischer Aktien hat an Dynamik gewonnen. Insbesondere die chinesische Aktien, die im Westen gehandelt werden können, verzeichnen massive Verluste. Die Technologieriesen Tencent, Alibaba, Baidu und Co. starten heute allesamt über 10% im Minus.

Das Vertrauen in die Politik sinkt nach den Ereignissen vom Wochenende weiter.  Es sieht für Anleger danach aus, dass China sich politisch noch extremer aufstellt. Die Ideologie steht nun noch mehr vor wirtschaftlichem Pragmatismus.  In der Führungsmannschaft um Präsident Xi herum sind nur noch Männer vertreten, die den autokratischen Kurs des 69-Jährigen unterstützen.

Moderat geltende Politiker wie Li Keqiang sind nicht mehr in dem wichtigsten Entscheidungsgremium vertreten. Stattdessen ist nun der stark in die Kritik geratene Li Qiang die Nummer 2 im Land. Er hatte in Shanghai 26 Mio. Menschen über zwei Monate in einen chaotischen Lockdown geschickt. Weil selbst die Angestellten von Supermärkten, Restaurants, Lieferdiensten usw. eingesperrt wurden, brachen die Lieferketten völlig zusammen und viele Menschen mussten darum kämpfen nicht zu verhungern. 

Selbst in China hatte man vermutet, dass seine politische Karriere damit beendet sei.  Schließlich gab es in China implizit einen Gesellschaftsvertrag zwischen Partei und Volk, wonach die Partei den wirtschaftlichen Wohlstand fördert, die Bürger dafür aber keine weiteren Rechte einfordern. Es ist fraglich, wie dieses implizite Abkommen noch eingehalten werden kann. Anzeichen für ein Ende der "dynamischen" Null-Covid-Politik wurden auf dem Parteitag nicht gegeben. Umso dynamischer sinkt das Vertrauen der Anleger. Die bereits stark gefallenen Bewertungen der zum Teil international aufgestellten Firmen spielen aktuell keine Rolle.


Bildherkunft: AdobeStock_89892395