Warnungen der Wall Street: Profianleger setzen fast eine Billion USD auf fallende Kurse

Die Profianleger am Aktienmarkt in den USA sind in letzter Zeit sehr skeptisch und haben fast eine Billion USD auf fallende Kurse gesetzt, wie eine Auswertung des Finanzdatenanbieters S3 Partners zeigt. Insbesondere im März haben die Profianleger die sogenannten Short-Positionen deutlich ausgebaut, die im Wert steigen, wenn die Kurse fallen. Neue Short-Geschäfte in Höhe von 44,4 Mrd. USD wurden getätigt. Besonders starke Kursrisiken sehen die Profianleger in den Sektoren Technologie, zyklische Konsumgüter und Finanzwerte.

Wall-Street-Banken warnen

Obwohl die Aktienkurse in den USA steigen und der marktbreite Index S&P 500 seit Anfang Oktober um mehr als 15 % gestiegen ist, scheint sich nahezu die gesamte Wall Street auf einen möglichen Kursabsturz vorzubereiten. Die Aktienstrategen der Wall-Street-Banken warnen reihenweise vor Kursrisiken. Mike Wilson von Morgan Stanley geht beispielsweise davon aus, dass die zuletzt unerwartet schwachen Inflationsdaten ein Zeichen für eine nachlassende Nachfrage sind. "Eine sinkende Inflation insbesondere bei Gütern ist ein Zeichen für eine nachlassende Nachfrage und die Inflation ist der einzige Faktor, der das Umsatzwachstum vieler Unternehmen hochhält.", so Wilson. ChatGPT hält seine Aussage für nicht ganz zutreffend, denn die sinkende Inflation könnte auch Ausdruck fallender Kosten für Rohstoffe und Produktion sein, was positiv für die Unternehmensgewinne wäre.

ISM-Einkaufsmanagerindex auf dem niedrigsten Stand seit Corona

Die Aktienstrategen des größten Vermögensverwalter Blackrock glauben, dass die Unternehmensgewinne im ersten Quartal so stark eingebrochen sein dürften  wie seit drei Jahren nicht mehr. Und sie warnen: "Unserer Meinung nach spiegelt das noch nicht den kommenden Schaden wider." Der "ISM-Einkaufsmanagerindex" fiel im März auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Coronapandemie und gilt als der wichtigste und verlässlichste Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA. Die Fakten zu den Unternehmensgewinnen spiegeln die Aussagen von Blackrock bisher allerdings nicht wider. Laut einer Auswertung der Bank-of-America-Analystin Savita Subramanian haben bis zum Ende der vergangenen Woche 30 der 500 im S&P 500 notierten Unternehmen ihre Quartalszahlen vorgelegt. 90 % von ihnen übertrafen die Gewinnerwartungen der Analysten, während mehr als 70 % die Umsatzerwartungen übertreffen konnten. Das ist laut Subramanian der beste Start in die Berichtssaison seit mindestens 2012.

Skepsis bei institutionellen und privaten Anlegern

Dennoch hielten Institutionelle Investoren laut der monatlichen Umfragen der Bank of America im März so wenig US-Aktien wie seit fast zwei Jahrzehnten nicht mehr. Die Privatanleger sind ebenfalls skeptisch, wie aus der wöchentlichen Umfrage "American Association of Individual Investors" hervorgeht, in der nur jeder vierte optimistisch in die Zukunft blickt. Die Shortseller haben sich bereits für eine Korrektur am Aktienmarkt positioniert und verdienen mit ihren Positionen Geld, wenn die Kurse fallen. Denn für ihre Geschäfte leihen sie sich Aktien gegen eine kleine Gebühr und verkaufen diese sofort in der Erwartung, sie vor dem Rückgabetermin günstiger zurückkaufen zu können. In diesem Jahr ging die Strategie bisher nicht auf.


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