Xiaomi: E-Autos erstmals profitabel – wie dauerhaft sind die Traum-Margen?
Der chinesische Techkonzern Xiaomi hat mit seinen Zahlen zum 3. Quartal 2025 einen wichtigen Meilenstein erreicht: Erstmals ist die Autosparte profitabel. Gleichzeitig fällt der Blick der Börse bereits nach vorne und dort lauert spürbarer Gegenwind.
Rekordgewinn, getragen von E-Autos und neuen Sparten
Xiaomi steigerte den Nettogewinn im dritten Quartal 2025 um rund 81 % auf 11,3 Mrd. CNY und lag damit klar über den Analystenerwartungen von gut 10,3 Mrd. CNY. Der Umsatz wuchs um etwa 22 % auf 113,1 Mrd. CNY, blieb damit aber leicht hinter den Prognosen zurück. Einen Großteil des Gewinnschubs lieferten das Geschäft mit Elektroautos, KI-Anwendungen und anderen neuen Initiativen.
Gerade der Auto-Bereich hat sich vom Kostentreiber zum Gewinnmotor entwickelt: Die Sparte für Smart-EVs, KI und neue Geschäftsfelder erzielte im Quartal einen operativen Gewinn von rund 700 Mio. CNY – die erste positive Quartalsperformance seit Start des Projekts. Die Bruttomarge dieses Segments lag bei etwa 25,5 % und damit deutlich über den Margen vieler Wettbewerber.
EV-Sparte: Von der Wette zur Ertragsquelle
Xiaomi verkauft seine ersten E-Autos erst seit 2024, allen voran die Limousine SU7 und inzwischen das SUV YU7. Trotzdem hat sich das Unternehmen in Rekordzeit in der EV-Landschaft etabliert. Im 3. Quartal setzte Xiaomi mit seinen Fahrzeugen rund 28,3 Mrd. CNY um, nach 20,6 Mrd. im 2. und 18,1 Mrd. im 1. Quartal – ein klarer Aufwärtstrend.
Die Auslieferungen erreichten laut Berichten etwa 108.000 Fahrzeuge im Quartal, und auch im Oktober hielt das Tempo mit mehr als 40.000 ausgelieferten Autos an. Kunden müssen teilweise bis zu neun Monate auf ihr Fahrzeug warten – ein Zeichen sowohl für hohe Nachfrage als auch für noch begrenzte Kapazitäten.
Damit gehört Xiaomi inzwischen zu dem kleinen Kreis von E-Auto-Herstellern, die im Kerngeschäft tatsächlich Geld verdienen – in einer Branche, in der viele Anbieter noch tiefrote Zahlen schreiben.
Der Schatten der Zukunft: Margen unter Druck
Trotz der positiven Überraschung ist der Blick nach vorn deutlich vorsichtiger. Xiaomi warnt ausdrücklich, dass die Bruttomarge der EV-Sparte im Jahr 2026 wieder sinken dürfte. Hintergrund ist vor allem der aktuelle "KI-Boom" im Chip-Sektor: Speicherhersteller fokussieren sich auf besonders margenstarke High-Bandwidth-Memory für Rechenzentren, während klassische DRAM- und NAND-Chips knapper und teurer werden. Preise für Standardspeicher sind bereits deutlich gestiegen.
Für Xiaomi bedeutet das höhere Hardwarekosten bei Autos und Smartphones, die sich nicht vollständig über Preiserhöhungen an die Kunden weiterreichen lassen. Das Unternehmen stellt deshalb selbst klar, dass geplante Preisaufschläge 2026 die steigenden Kosten voraussichtlich nicht komplett auffangen werden.
Zusätzlich verändert sich das steuerliche Umfeld: In China werden die bisherigen Steuervergünstigungen für Elektrofahrzeuge schrittweise reduziert. Um Kunden nicht durch höhere Kaufnebenkosten zu verlieren, bietet Xiaomi für Bestellungen mit Lieferung 2026 eigene Kaufsteuersubventionen von bis zu 15.000 CNY an – de facto ein Rabatt, der ebenfalls auf die Marge drückt.
Börsenreaktion: Gewinn ja, Euphorie nein
Trotz des deutlichen Gewinnsprungs und der ersten schwarzen Zahlen im Autosegment reagierte die Aktie an der Börse in Hongkong enttäuscht. Sie liegt aktuell rund 40 % niedriger als zum Jahreshöchststand im März. Seit Jahresbeginn liegt das Papier zwar noch knapp 10 % im Plus, doch der Markt preist offenbar bereits den kommenden Margendruck und das allgemein rauere Umfeld für Elektronik- und Autohersteller ein.
Damit entsteht ein spannender Gegensatz: Operativ meldet Xiaomi ein Rekordquartal und den Durchbruch im E-Auto-Geschäft, zugleich signalisiert das Management, dass die goldenen Margen der Startphase nicht der neue Normalzustand sein werden. Die "Hot News" bei Xiaomi sind also zweischneidig – sie zeigen, wie weit das Unternehmen in kurzer Zeit gekommen ist, aber auch, wie hart umkämpft und kostenintensiv die nächsten Jahre im EV- und KI-Zeitalter werden dürften.
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