XPengs AI Day: Der Sprung vom E-Auto zur Embodied-AI
Am 5. November 2025 hat XPeng in Guangzhou seinen AI Day ("Emergence") genutzt, um den Strategiewechsel vom reinen E-Autohersteller zum Embodied-AI-Akteur zu untermauern. Die Botschaft: Software, eigene Chips und Services sollen neben Fahrzeugen eine zweite Ertragssäule bilden.
VLA 2.0 macht "sehen → handeln" serienreif
Kernstück ist VLA 2.0. Statt Sprache oder Kartenvorgaben als Zwischenschritt zu nutzen, erzeugt das Modell Fahraktionen direkt aus Kamerasignalen – End-to-End. Sichtbar wird das in "SuperLCC+" (navigation-freie Assistenz) und "Xiaolu NGP" für enge Nebenstraßen. Im Test zeigten sich "emergente" Fähigkeiten wie das Erkennen von Verkehrspolizei-Gesten ohne dass diese zuvor explizit beigebracht wurden. Zeitplan: Pioneer-Start Ende Dezember 2025, Voll-Rollout im Q1 2026 auf Ultra-Modellen. Gleichzeitig öffnet XPeng VLA 2.0 für Partner; Volkswagen ist Launch-Partner, die hauseigenen "Turing"-Chips sind dort nominiert.
Robotaxis ab 2026 – mit Amap als Distributionshebel
XPeng kündigte drei eigene, fahrerlose Robotaxi-Modelle für 2026 an. Bestellt werden sie direkt über Alibabas Karten-App Amap – also Ride-Hailing ohne Fahrer. Der Ansatz kombiniert In-House-Software und eigene Rechenhardware, mit einer späteren internationalen Ausweitung.
Humanoid "IRON": Technik, die in den Alltag soll
Der humanoide Roboter IRON (Next-Gen) setzt auf eine bionische "Knochen-Muskel-Haut"-Architektur, 82 Freiheitsgrade (Hände: 22), und Voll-Festkörperbatterie für geringes Gewicht, hohe Energiedichte und Sicherheit.
Für die Kommerzialisierung ist geplant, IRON zunächst in Guiding, Verkaufsberatung und Patrouillen/Rundgängen einzusetzen. XPeng will ein SDK bereitstellen und gemeinsam mit Entwicklern weltweit ein Anwendungs-Ökosystem aufbauen.
Catwalk: Mensch oder Maschine? XPeng kontert IRON-Zweifel mit One-Take-Video
Nach dem "Catwalk"-Auftritt des humanoiden Roboters IRON in der Gestalt einer Frau beim XPeng-AI-Day kursierten in sozialen Netzwerken rasch Kommentare, der Gang wirke "zu menschlich" – teils mit der Unterstellung, in der Bühnenshow habe eine echte Person im Kostüm gesteckt. Am Folgetag reagierte CEO He Xiaopeng öffentlich: Er schrieb auf Weibo, man habe ein ungeschnittenes One-Take-Video aufgenommen, um die Echtheit zu untermauern, und bat darum, Gerüchte zu korrigieren. Mehrere chinesische Wirtschafts- und Börsenportale griffen diese Klarstellung auf.
An der Börse schlug sich die Debatte kurzfristig in Ausschlägen beider Richtungen nieder: Während die US-ADRs zwischenzeitlich nachgaben, lag die Hongkong-Aktie im Tagesverlauf zeitweise im Plus – ein Zeichen dafür, dass der Markt die Klarstellung zur Kenntnis nahm, die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Robotik-Programms aber weiterhin abwägt.
Flugmobilität: AEROHT zeigt A868 & "Land Aircraft Carrier"
Auch die Flugmobilität bekam klare Eckdaten. Die nun als Aridge firmierende Einheit zeigte die A868: ein voll-Tilt-hybrid konstruiertes Flugauto mit > 500 km Reichweite, > 360 km/h Topspeed und 6-Sitz-Kabine, das sich bereits in der Flugerprobung befindet. Parallel verfolgt XPeng die "Land Aircraft Carrier"-Plattform für persönliche Tiefflug-Erlebnisse; hier liegen laut Unternehmen bereits > 7.000 Bestellungen vor.
Einordnung für Anleger
Der AI Day war keine reine Tech-Show, sondern ein Roadmap-Update mit Terminen: VLA 2.0 ab Ende 2025/Anfang 2026, Robotaxis 2026, IRON und Flugmobilität mit klarer Kommerzialisierungslogik. Chancen: Lizenz- und Serviceerlöse plus Kostenkontrolle durch eigene Chips/Software. Risiken bleiben: Genehmigungen, Sicherheit, Kapitalbedarf beim Hochlauf. Unterm Strich gewinnt XPengs "Physical-AI"-These an Substanz.
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