Wallenius Wilhelmsen und Höegh: Riesige Engpässe in der Autoschifffracht lassen Branchenpreise in 2023 um 10 % ansteigen

Die Expansion chinesischer Elektroautohersteller in Deutschland und Europa trifft auf ein praktisches Hindernis: Es mangelt an geeigneten Schiffen für den Export. Diese Situation hat jedoch zwei norwegische Reedereien, Wallenius Wilhelmsen und Höegh, zu klaren Profiteuren des steigenden Bedarfs an Frachtkapazitäten gemacht.

Charterraten für Pkw-Frachter seit 2019 um ein Siebenfaches gestiegen

Seit 2019 sind die Charterraten für Pkw-Frachter um ein Siebenfaches gestiegen, teils aufgrund der von der Londoner Schiffsberatung Clarksons identifizierten Fehleinschätzungen der Reedereien während der Coronapandemie. Mit dem massiven Einbruch der globalen Neuwagennachfrage gingen viele ältere Roll-on/Roll-off-Schiffe ("Ro-Ro") in die Verschrottung, während Neubestellungen aufgrund von Unsicherheiten über zukünftige klimafreundlichere Schiffstreibstoffe ausblieben. 49 % der Pkw-Frachter sind heute älter als 15 Jahre und müssen bald ausgemustert werden.

Chinesische Exporte von E-Autos signifikant gestiegen

Infolgedessen sind die Frachtkapazitäten aktuell nur um etwa 2 % höher als 2019, obwohl der weltweite Seeautohandel allein 2023 um 17 % auf 23,7 Mio. Fahrzeuge zulegte – den höchsten jemals gemessenen Wert. Besonders die Exporte aus China, die von weniger als 1 Mio. Fahrzeugen in 2020 auf geschätzte 4,1 Mio. in 2023 anstiegen, tragen maßgeblich zu diesem Wachstum bei. Ein wesentlicher Faktor für diesen Anstieg ist der zunehmende Trend hin zu Elektrofahrzeugen. Während 2019 noch weniger als 10 % der per Schiff transportierten Fahrzeuge Elektroautos waren, machten sie 2023 bereits fast ein Drittel aus.

Es mangelt schlichtweg an Frachtschiffkapazitäten!

Diese Entwicklung hat zu einem signifikanten Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage nach Frachtraum für Autotransporte geführt. "Die Nachfrage übersteigt weiterhin das Angebot", erklärt Rubin Akkermann vom Schiffsmaklerbüro Transport Overseas (TO). Er prognostiziert, dass sich die Lage erst im Jahr 2027 ausgleichen wird.

China, das weniger als 100 der weltweit 760 Autotransportschiffe betreibt, von denen nur zehn für den Hochseetransport geeignet sind, sieht sich mit erheblichen Kapazitätsbeschränkungen konfrontiert. Der Vorstandschef einer chinesischen Werft kritisierte die unzureichenden Kapazitäten Chinas im Übersee-Autotransport und die mangelnden Fortschritte der Reedereien in diesem Bereich. Als Reaktion darauf hat der chinesische Autohersteller BYD ein eigenes Autotransportschiff in Dienst gestellt und weitere sechs bestellt. Ebenso plant die staatliche chinesische Reederei Cosco, in den Markt einzusteigen, und erwartet die erste Auslieferung eines Ro-Ro-Transporters im nächsten Jahr.

Transportpreise folglich gestiegen - allein in 2023 um ganze 10 %!

Die globalen Transportpreise spiegeln diese Engpässe wider: 2023 stiegen die Schiffscharterraten weltweit um weitere 10 % auf 115.000 USD pro Tag. Besonders bei den Exporten aus China nach Europa fiel der Anstieg noch deutlicher aus. Der Transport eines Fahrzeugs von China nach Europa kostete vor zwölf Monaten noch 580 bis 670 USD, aktuell liegen die Preise bei etwa 700 bis 800 USD.

Wallenius Wilhelmsen und Höegh haben deutlich profitiert!

Die beiden norwegischen Reedereien Wallenius Wilhelmsen und Höegh haben von dieser Entwicklung deutlich profitiert. Wallenius Wilhelmsen betreibt eine Flotte von 125 Schiffen und Höegh Autoliners 37 Autotransporter. Trotz kaum veränderter Umsätze gelang es beiden Reedereien, ihre Vorsteuergewinne im Jahr 2023 signifikant zu steigern. Wallenius Wilhelmsen verzeichnete einen Anstieg von 53 % auf 863 Mio. USD, während Höegh Autoliners den Gewinn vor Steuern auf 392 Mio. USD verdoppelte.

 


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