2 TOP-Aktien aus der Global Trend Following-Liste Niederlande 100

Viele Investoren in Europa konzentrieren sich bei ihren Investments gerne auf die großen Märkte wie Deutschland, Frankreich oder Italien. Die kleineren Märkte finden vor allem auch wegen der geringeren Liquidität weniger Beachtung, was allerdings in einigen Fällen kaum berechtigt ist. Denn dort finden sich gerade in so unsicheren und volatilen Zeiten durchaus einige lukrativ bewertete Aktien, deren Wachstumsaussichten nicht schlechter sind als die ihrer Wettbewerber in den großen Märkten. Ein gutes Beispiel hierfür ist der niederländische Markt, der gestützt von einer vernünftigen Wirtschaftspolitik und einem überdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum mit attraktiven Aktien auf sich aufmerksam macht. Zudem können die Niederlande dem schwächeren europäischen BIP trotzen, denn mit +2,5 % lag es 2018 deutlich vor jenem der großen europäischen Volkswirtschaften. Zwar beeinflusst das Brexit-Chaos auch die Wachstumsaussichten des westlichen Nachbarn Deutschlands, doch mit einer BIP-Prognose von knapp 2% für 2019 sind die Erwartungen noch fast doppelt so hoch wie bei uns. Auffällig ist zudem, dass trotz ähnlicher schwieriger politischer Rahmenbedingungen in den Niederlanden im Vergleich zu Deutschland auch unangenehme politische Entscheidungen häufiger zügiger getroffen werden, womit wichtige Investitionsentscheidungen, auch von ausländischen Investoren, nicht verzögert werden. So zeigt sich dann auch in der Global Trend Following-Liste Niederlande 100 wie Titel aus derzeit international weniger gefragten Sektoren eine gewisse Trendstärke entwickeln können.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk "Global Trend-Following" in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Koninklijke DSM (3-Jahres-Trendstabilität 15,57)

Mit zyklischen Werten war in den vergangenen Wochen nicht mehr so viel Staat zu machen wie zu Beginn des Jahres, als die Erholung an den Aktienmärkten noch recht frisch war. Vor allem Chemie- und Autowerte hatten es wegen der wieder eingestampften globalen Wachstumserwartungen schwieriger, alleine für den Euroraum liegen die Erwartungen beim BIP bei nur noch knapp ein Prozent für 2019, nach 1,8 % noch im Herbst vergangen Jahres. Umso erstaunlicher nimmt sich die Entwicklung des niederländischen Chemiekonzerns DSM aus, der es in der vergangenen Woche sogar auf ein neues Allzeithoch schaffte. Das 1902 gegründete und in Heerlen ansässige Unternehmen war zunächst im Kohlebergbau tätig, fokussierte sich aber nach dessen Ende in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verstärkt auf den Chemiesektor. Die bevorzugten Industriekunden sorgten mit ihren individuellen Anforderungen an die Produkte von DSM, das der Konzern zunächst in den Arzneimittelsektor und vor allem in den lukrativen Bereich der Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem zu Beginn dieses Jahrzehnts bauten die Niederländer diese Sparte mit Zukäufen aus. Anfang März wurde zudem eine Zusammenarbeit mit dem Wettbewerber Cargill bekannt gegeben. Mit dem Gemeinschaftsunternehmen Avansya will man in den Markt mit Zero-Kalorien-Lebensmittel stärker einsteigen. Im Industriechemiebereich konzentriert man sich stärker auf die Herstellung von umweltfreundlichen, wiederverwendbaren und leicht abbaubaren Grundstoffen. DSM beschäftigt weltweit 21.000 Mitarbeiter.

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Umstrukturierungen und härtere Einschnitte treffen die recht zyklische Branche häufiger als andere. Auch DSM kam in diesem Jahrzehnt nicht um eine Portfolioreform herum, kann dafür aber seit 2015 wieder auf gute Wachstumszahlen verweisen. Der Umsatz stieg im jährlichen Schnitt um 6 %, der Gewinn legte um 7 % zu. Auch im Gesamtjahr 2018 setzte sich dieser überdurchschnittliche Trend fort. Für den Umsatz bilanzierte DSM ein Plus von 6 % auf 9,27 Mrd. €, der Nettogewinn stieg um 26 Prozent auf 1,88 Mrd. € zu. Der Vorstand erwartet für 2019 eine ähnliche Dynamik der Umsatz- und Gewinnentwicklung und strebt einen weiteren Ausbau der hochprofitablen Life-Science-Sparte an. Mögliche Übernahmen könnten dabei auch eine Rolle spielen, denn immerhin hat man 458 Mio. € auf der hohen Kante. Beim Industriechemiegeschäft lief es, analog der Branchenentwicklung nicht überragend, doch mit einem Umsatzwachstum von einem Prozent und einem Gewinnplus von 3 % liegt man immer noch besser als viele Wettbewerber. Die Aktionäre will DSM mit einer um 25 % höheren Dividende und einem Aktien-rückkaufprogramm im Volumen von 1 Mrd. € beglücken. Bis 2023 soll der Umsatz nach den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten um 5,25 % zulegen und der Gewinn um 4,75 % wachsen. Die KGVs 2019/20 liegen mit 18,6 und 16,5 im Rahmen der Branchenbewertung, haben also durchaus noch Luft nach oben.

Qiagen (3-Jahres-Trendstabilität 9,92)

Biotechnologiewerte waren 2018 ein sehr lohnender Investitionssektor für Anleger. Vor allem die Suche der großen Pharmakonzerne nach neuen Blockbustern für ihr Portfolio sorgte für die eine oder andere Übernahme in der Branche, so dass auch mittelgroße Unternehmen von möglichen Übernahmefantasien profitierten. Weniger verwunderlich war es nach dem überragenden 2018er Jahr, das zu Beginn dieses Jahres einige Anleger zunächst einmal Gewinne mitnahmen. Etwas umgekehrt lief es beim deutsch-niederländischen Konzern Qiagen. Das 1984 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz im niederländischen Venlo, der Hauptproduktionsstandort ist aber Düsseldorf. Große Übernahmefantasien gibt es für den Anbieter von Labortests in der Pharmaindustrie sowie der molekularen wie universitären Forschung nicht. Dafür kann das Unternehmen ob seiner starken Marktstellung auf ein solides, organisches Wachstum verweisen. Hauptkunden für die medizinischen Tests von Qiagen sind neben der Pharmaindustrie vor allem Krankenhäuser und Laboratorien. Der Fokus liegt dabei auf eine komplette, automatisierte Testkette, die es den Kunden ermöglicht, mit möglichst geringem Aufwand zeitsparend diagnostische Resultate zu erzielen. Einsatzgebiete sind neben der Humanmedizin im Bereich Infektionen und Genetik die Veterinärmedizin, Forensik und im wachsenden Maße Lebensmittel- und Umweltkontrolle. Neben organischen Wachstum hält Qiagen aber auch mit seinen knapp 5000 Mitarbeitern immer Ausschau nach geeigneten Akquise-Kandidaten und Kooperationen. Im April 2018 wurde das spanische Diagnostikunternehmen STAT-DX übernommen, dass mit seiner Plattform schnellere Test für schwere Infektions- und Krebserkrankungen anbietet. Qiagen ist in 25 Ländern mit 35 Niederlassungen vertreten und arbeitet in 60 Ländern mit Vertriebspartnern zusammen.

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Die starke Stellung von Qiagen drückt sich auch nachhaltig in den Geschäftszahlen der vergangenen Jahre und den Zukunftsprognosen aus. Seit 2016 geht es dynamisch aufwärts, das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum betrug 5 %, der Nettogewinn legte um 103 % zu. Und auch 2018 lief außerordentlich gut. Das belegt zumindest der entsprechende Finanzbericht von Anfang Februar. Beim Umsatz erzielte man ein Plus von 6 % auf 1,5 Mrd. €. Den größten Anteil hatte dabei die Nachfrage nach dem Tuberkulose-Tests QuantiFERON mit + 21 %. Der Nettogewinn schoss um 371 % auf 190,4 Mio. € nach oben, was neben der höheren Nachfrage auch einer günstigeren Steuerquote geschuldet war. Für das Geschäftsjahr 2019 geht das Management von einem Zuwachs des Umsatzes in Höhe von 6 bis 7 % aus. Der Nettogewinn soll um rund 14 % zulegen. Bis 2023 prognostizieren Analysten im Schnitt ein jährliches Plus beim den Umsätzen von 8 Prozent, der Nettogewinn soll zwischen 11 und 12 % zulegen. Die KGVs für 2019/2020 liegen bei 27 und 24,2 und zeigen damit eine noch relativ günstige Bewertung für diese Branche an.

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