Disruptive Technologien à la Tesla und Palantir: Was derzeit die günstigsten und teuersten US-Aktien bei diesem heißen Markttrend sind

Aktien von Unternehmen, die mit disruptiven Technologien aufwarten können, stehen bei den Anlegern in der Gunst oft ganz weit oben. Häufig zeigen sich die Kurse bei diesen Titeln aber auch sehr volatil. Der US-Finanzdienstleister Morningstar hat begutachtet, welche Titel nach diesem Strickmuster derzeit werthaltig und welche als überbewertet einzustufen sind. TraderFox berichtet über die Ergebnisse dieses Tests, der unter anderem bekannte Titel wie Tesla, Paypal, Shopify, Zoom Video, Teladoc Health, Palantir, Twitter oder Spotify umfasst.

Disruptive Technologien sind Innovationen, die die Erfolgsserie einer bereits bestehenden Technologie, eines bestehenden Produkts oder einer bestehenden Dienstleistung ersetzen oder diese vollständig vom Markt verdrängen. Diese Begriffs-Definition des Fraunhofer-Instituts macht klar, warum die Aktien von Unternehmen, die solche disruptiven Technologien anzubieten haben, bei vielen Anlegern so gefragt sind. Denn wer will nicht von zukunftsträchtigen Produkten profitieren, die dazu beitragen können, dass Unternehmen gutes Geld verdienen und dadurch auf die Kurse mit nach oben ziehen.

In einer aktuellen Ausarbeitung zu dem Thema konstatiert Dave Sekera, Chef-Marktstratege beim US-Finanzdienstleister Morningstar, dass Investments in disruptive Technologien einer der heißesten Markttrends des vergangenen Jahres waren. Doch während viele disruptive Technologiewerte den Anlegern immer noch ein erhebliches Aufwärtspotenzial böten, seien viele Titel auch zu weit und zu schnell gelaufen, da die Anleger die Wachstumserwartungen überzogen hätten.

Ein Investment in diesen Bereich setzt Anleger laut Sekera einem hohen Risiko und einer potenziell erhöhten Volatilität aus, bietet aber auch das Potenzial, weit überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Als solches hat das Thema einen Platz in Anlegerportfolios, aber nur als Allokation in einem bereits gut diversifizierten Portfolio, so Sekera.

Für Anleger, die bereit sind, die Zeit für eine individuelle Aktienanalyse aufzubringen, empfiehlt der Marktstratege, ein kleines Portfolio dieser Aktien zu besitzen, um vom damit einhergehenden Diversifizierungseffekt zu profitieren.

Sekera weist aber gleichzeitig auch darauf hin, dass wie bei Risikokapitalinvestments sich viele dieser Aktien langfristig nicht bewähren dürften. Aber letztlich brauche der Anleger auch nur wenige Aktien mit überdurchschnittlichen Renditen, um unter dem Strich eine gute Performance mit einem solchen Portfolio zu erzielen.

Wie Sekera weiter ausführt, erfordern Investments in diesem Bereich Geduld, da es bei vielen dieser Aktien mehrere Jahre dauern kann, bis sie ihr volles Potenzial erreicht haben. In der Zwischenzeit müssten Anleger die Kraft haben, eine erhöhte Volatilität zu überstehen, und die einzelnen Unternehmen, in die sie investiert seien, aufmerksam beobachten.

Wenn sich die Technologie im Laufe der Zeit weiterentwickele, müssten die Anleger neu prüfen, ob ihre Anlagethese für jede einzelne Beteiligung weiterhin stimme, und wenn nicht, entscheiden, die Aktien jener Unternehmen zu verkaufen, deren Technologien sich möglicherweise als nicht wirklich disruptiv erweisen.

Welche disruptiven Technologie-Aktien derzeit werthaltig sind?

Da disruptive Technologien ein so breit gefächertes, weitreichendes Konzept sind, ist es laut Sekera schwierig, ein Screening durchzuführen, um gezielt Unternehmen zu identifizieren, die in diese Gruppe fallen. Darüber hinaus seien viele solcher Unternehmen nicht im Morningstar-Abdeckungsuniversum enthalten, da sie sich entweder in einem frühen Stadium ihres Lebenszyklus befänden und gerade erst begonnen hätten, ihr Produkt zu monetarisieren, oder noch keine Rentabilität erreicht hätten. Unternehmen, die von der eigenen Aktien-Research-Gruppe abgedeckt würden, seien in der Regel viel weiter in ihrer Geschäftsentwicklung fortgeschritten und hätten oft eine nachgewiesene Profitabilität.

Der Morningstar Exponential Technologies Index ziele nicht speziell auf Unternehmen ab, die unter die Definition von disruptiver Technologie fallen, aber er umfasse die Unternehmen, die das Analystenteam als exponentielle Technologien identifiziert habe und die nichtlineare wirtschaftliche Vorteile lieferten - von denen einige auch disruptiv sein könnten.

Investoren könnten diesen Index durchforsten, um ihre Suche nach potenziellen Investitionskandidaten zu beginnen. Die darin enthaltenen Aktien umfassen die gesamte Wirtschaft und beinhalten nicht nur die Innovatoren neuer Technologien, sondern auch diejenigen, die von der Einführung neuer Technologien profitieren werden, so Sekera. Von den rund 200 Aktien im Index zeigt die nachfolgende Tabelle eine Auswahl derjenigen, die Morningstar als unterbewertet bis fair bewertet einstuft:

Ionis Pharmaceuticals zum Beispiel bezeichnet Morningstar als den führenden Entwickler von Antisense-Technologie zur Entdeckung und Entwicklung neuartiger Medikamente. Die firmeneigene breite klinische und präklinische Pipeline ziele auf eine Vielzahl von Krankheiten ab, wobei der Schwerpunkt auf kardiovaskulären, metabolischen, neurologischen und seltenen Krankheiten liege.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Ionis sei in den Bereichen Medizin und Neurowissenschaften, Nanotechnologie sowie Big Data und Analytik engagiert. Morningstar bewertet Ionis mit einem fairen Wert von 62,00 USD pro Aktie, was einem Unternehmenswert/Umsatz-Multiplikator von 12 auf Basis der Schätzungen für 2021 entspricht. Die Gesellschaft verlasse sich auf Vorauszahlungen und Lizenzgebühren von Partnern sowie auf Spinraza-Lizenzgebühren, um den Umsatz zu steigern, aber die Produktpipeline sollte dazu beitragen, den Umsatz bis Mitte der 2020er Jahre zu diversifizieren. Im Basisfall geht man davon aus, dass der Umsatz von Ionis bis 2030 von unter 1,0 Mrd. USD im Vorjahr auf 3,1 Mrd. USD steigen wird, wobei sich die operativen Margen bis dahin 50% nähern sollte.

Morningstar billigt Ionis einen engen wirtschaftlichen Schutzgraben zu, basierend auf seiner proprietären Antisense-Oligonukleotid-Technologie, die zu 3 zugelassenen RNA-basierten Medikamenten und einer stetig wachsenden Pipeline geführt hat.

Für interessant hält Morningstar auch das Unternehmen Splunk, das Software für die maschinelle Log-Analyse anbietet. Das Flaggschiffprodukt Splunk Enterprise werde in einer Vielzahl von Anwendungsfällen eingesetzt, darunter Anwendungsmanagement, IT-Betrieb und Sicherheit. Das Unternehmen sei in den Bereichen Big Data und Analytik, Netzwerke und Computersysteme, Energie- und Umweltsysteme sowie Robotik tätig. Morningstar bewertet Splunk mit einem fairen Wert von schätzungsweise 164 USD je Aktie, was einem Unternehmenswert/Umsatz-Multiplikator von 11 für 2021 entspreche.

Beim unterstellten Basisfall prognostizieren die Morningstar-Analysten beim Umsatz ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 25% bei einer durchschnittlichen Bruttomarge von 75% bis zum Geschäftsjahr 2026. Daneben weist man Splunk einen engen wirtschaftlichen Schutzgraben zu, basierend auf Umstellungskosten und Netzwerkeffekten, die mit der breiten Produktpalette verbunden sind. Die Plattform von Splunk könne riesige Datenmengen aufnehmen, indizieren und analysieren, was die Fähigkeit von Unternehmen unterstütze, geschäftskritische Funktionen in einer Vielzahl von Fällen in den Bereichen Sicherheit, IT-Betrieb und Beobachtbarkeit zu warten und zu überwachen.

Welche disruptiven Technologie-Aktien momentan überbewertet sind?

Bei einigen dieser disruptiven Technologieunternehmen hat der Markt nach Meinung von Morningstar das Wachstum und die Rentabilität zu weit in die Zukunft extrapoliert. Die folgende Tabelle zeigt diejenigen Aktien, die man derzeit als am stärksten überbewertet einstuft.

Aus dieser Stichprobe hebt Sekera die Zillow Group hervor. Obwohl die Aktie sowohl den Themen Big Data und Analytik als auch Finanzdienstleistungsinnovation ausgesetzt sei, zählt man sie bei Morningstar zu den am stärksten überbewerteten Aktien im abgedeckten Universum.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Die Analysten prognostizieren zwar starke Umsatzwachstumsraten bis 2029, aber dieses Wachstum sei überhöht, da ein Großteil davon aus dem Kauf und Verkauf von Häusern stamme, wo man nur einen hauchdünnen Bruttogewinn erwartet. Man geht davon aus, dass das Legacy-Segment Internet, Medien und Technologie weiterhin im mittleren einstelligen Bereich wachsen wird, das Umsatzwachstum sich jedoch gegenüber der rasanten Expansion der letzten Jahre deutlich verlangsamen werde.

Des Weiteren erwartet man, dass sich die unternehmensweiten operativen Margen verschlechtern werden, bevor sie sich bis zum Ende des Prognosezeitraums wieder moderat verbessern. Morningstar geht davon aus, dass Zillow bis 2025 ein negatives operatives Ergebnis ausweisen wird, bevor die operative Marge bis 2029 auf rund 6 % ansteigen soll. Man weist Zillow keinen wirtschaftlichen Burggraben zu. Insbesondere sind die Analysten besorgt über die plötzliche Hinwendung zum volatilen iBuying-Geschäft durch Zillow Offers und weg von seinem Kern-Werbegeschäftsmodell, das auf seiner Plattform für Immobilienanzeigen basiert.

Morningstar-Anlageausblick zu den disruptiven Technologie-Aktien

Der US-Finanzdienstleister hält ansonsten ganz allgemein den breiten US-Markt derzeit insgesamt für leicht überbewertet, aber bei weitem nicht so überbewertet wie auf dem Höhepunkt der Technologieblase Ende der 1990er Jahre. Während der Technologieblase hätten sich die größten Exzesse auf Internetaktien konzentriert, aber die Überbewertung habe sich damals auch auf den breiteren Markt ausgebreitet.

Heute seien zwar viele der als disruptive Technologie kategorisierten Aktien deutlich überbewertet, aber man sehe immer auch noch viele Titel, die unterbewertet bis fair bewertet seien. Zum jetzigen Zeitpunkt glauben die Analysten nicht, dass sich die spekulativen Exzesse bei disruptiven Technologien auf den breiteren Markt ausgeweitet haben. Tatsächlich seien seit Anfang Februar viele der Indikatoren für spekulative Exzesse an den Märkten (wie SPACs und Kryptowährungen) zurückgegangen, da sich die Anleger von überbewerteten Wachstumsaktien abgewandt und in Value-Aktien investiert hätten.

Aufgrund der inhärenten Natur von Investments in disruptive Technologien werden Anleger laut Sekera eine gesunde Portion Stärke benötigen, um die erhöhte Volatilität bei diesen Aktien zu überstehen. Unabhängig davon, ob man sich hier durch Investments in einzelne Aktien oder mit Hilfe eines gut verwalteten Fonds engagiere, würden Investitionen in disruptive Technologien zu einer zusätzlichen Diversifizierung beitragen und wahrscheinlich zu höheren Renditen für ein richtig zusammengestelltes Portfolio führen.


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