Säkularer Bullenmarkt: Diese Charts lassen Anlegerherzen höher schlagen

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Die meisten Anleger dürften zufrieden auf das neue Jahr zurückblicken. Schließlich kommen viele Aktienindizes weltweit auf dicke Kursgewinne. Wie immer zum Jahreswechsel fragen sich die Anleger jetzt traditionell, was vermutlich das nächste Jahr bringen wird. Die Ansätze, wie Marktteilnehmer versuchen, darauf eine Antwort zu suchen, sind vielfältig.

Eine dieser Varianten ist es dabei, charttechnische Überlegungen anzustellen. Das hat auch deshalb Charme, weil die Kurse stets unbestechlich anzeigen, wie gerade die wahre Stimmungslage ist am Markt. 100-%ig verlässlich sind die so ermittelten Ergebnisse zwar ebenfalls nicht, aber es ist ihnen mindestens eine so gute Prognosekraft zuzubilligen wie den kompliziertesten mathematischen Berechnungsmodellen, die auf volkswirtschaftlichen oder betriebswirtschaftlichen Daten beruhen.

So gesehen ist es ermutigend, was derzeit die Experten von Julius Bär zum Markt und zu dessen Grundverfassung sowie den vermeintlich weiteren Aussichten zu sagen haben. Denn laut den beiden dortigen Charttechnikern Mensur Pocinci und Alexis Chassagnade ist basierend auf einer logarithmischen Betrachtungsweise der Kurszyklen und mit Hilfe des hauseigenen Momentum-Indikators für den US-Aktienmarkt zu konstatieren, dass wir uns seit 2013 in einem säkularen Bullenmarkt für den S&P 500 Index befinden.

In diesem Zusammenhang erinnern Pocinci und Chassagnade in die wichtige historische Erfahrung, dass im Zuge von säkularen Bullenmärkten in 8 von 10 Jahren positive Renditen zu erzielen sind. Daher sollten sich die Anleger an steigende Aktienkurse gewöhnen, so ihr daraus resultierendes Fazit.

Die langfristigen Kurs-Zyklen des S&P 500 Indexsaekulaererbullenmarkt01

In einer aktuellen Publikation geben Pocinci und Chassagnade auch gleich eine Antwort auf die Frage, warum sich Anleger mit säkularen Trends beschäftigen sollten. Wie es zur Erklärung heißt, zeigen diese nicht nur, wo wir gerade im Börsen-Zyklus stehen. Zudem haben es Investoren, die darauf achten, mit weniger Mitstreitern und somit letztlich mit weniger Konkurrenten zu tun. Dazu stellen Pocinci und Chassagnade die rhetorische Frage, wie viele Fonds jeder einzelne Leser kennt, die ihre Anlageentscheidungen auf säkulare Trends basieren? Eine Suchabfrage bei Amazon zeige jedenfalls, dass es extrem viele Bücher zum Thema Investieren basierend auf dem Value-Ansatz gibt und auch einige Anlage-Bücher, die sich dem kurzfristigen Trading widmen. Publikationen, die sich mit dem Thema Säkularem Investieren beschäftigen, gibt es dagegen nur sehr wenige.

Zahl der Bücher über das Investieren auf Amazonsaekulaererbullenmarkt02Quelle: Amazon.com, Julius Baer

Laut Pocinci und Chassagnade werden säkulare Trends und deren Bedeutung von der Anlegerschaft stark unterschätzt. Doch die Charttechniker bei der Schweizer Privatbank folgen diese Trends sehr gerne. Denn sie fühlen sich gut dabei, wenn sie im Einklang mit den gerade stärksten Kräften an den Börsen agieren.

Eindeutig ist demnach derzeit das Kräfteverhältnis zwischen Gold und Aktien. Denn wenn man sich Verhältnis des S&P 500 Index zum Goldpreis betrachte, so bestehe kein Zweifel daran, dass sich die Aktien weiterhin in einem säkularen Bullenmarkt gegenüber Gold befinden. Deshalb ziehen Pocinci und Chassagnade den S&P 500 gegenüber Gold vor. Derzeit übertreffe der Stand des S&P 500 Index das Niveau des Goldpreises um das rund 2,15-fache. Der Höchststand bei dieser Relation zugunsten von Aktien habe im Jahr 2000 einen Höchststand von 5,50 erreicht. Pocinci und Chassagnade erwarten, dass dieses Niveau wieder erreicht wird. Das heißt, sie gehen von einer weiteren Outperformance des S&P 500 gegenüber Gold von 150 % aus.

S&P 500 Index und Gold im relativen Vergleichsaekulaererbullenmarkt03

Unterstelle man, dass bei der Relation S&P 500 Index zum Goldpreis die säkulare Hausse im Jahr 2011 begonnen habe, dann befänden wir uns derzeit noch relative am Anfang einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Stimme diese Annahme, dann ergäben sich Parallelen zu den beiden früheren säkularen Bullenmärkten, die in den Jahren 1942 und 1980 ihren Anfang nahmen. So gesehen könnte der im Jahr 2011 aufgenommene säkulare Bullenmärkt noch viel Luft nach oben haben. Das heißt, die Aktiennotierungen könnten demnach weiter an einer Wand der Angst entlang nach oben klettern, wie es die Experten von Julius Bär gerne formulieren.

Säkulare Bullenmärkte S&P 50 und Goldpreis im Vergleichsaekulaererbullenmarkt04saekulaererbullenmarkt05Source: Bloomberg Finance L.P., Julius Baer

Zur erwähnten Wand der Angst passe, dass es sich beim laufenden Bullenmarkt bei Aktien um die am meisten gehasste Hausse handeln dürfte, welche die beiden Charttechniker in ihrer bisherigen Karriere erlebt haben. Obwohl sich beispielsweise jüngst auch europäischen Aktien zu den säkularen Bullenmärkten gesellt hätten, würden nach wie vor viele Anleger Aktien verkaufen. So gesehen befinde sich der säkulare Bullenmarkt noch im Anfangsstadium, da die Anleger die Krise von 2008 noch immer nicht überwunden hätten und eine Wiederholung befürchteten.

Übersicht zu den diesjährigen Kapitalflüssensaekulaererbullenmarkt06

Das bringt Pocinci und Chassagnade dazu daran zu erinnern, dass jedes Jahrzehnt einen Anführer bzw. einen Hauptdarsteller hat. In der aktuellen Dekade komme diese Rolle der Informationstechnologie zu, denn sie sei der Top-Performer. Wie die nachfolgenden Charts zeigen, erlebte dieses Segment früher in den 1950er- und 1960er-Jahren sogar schon einmal eine Outperformance, die sich über zwei Jahrzehnte hinweg erstreckte. Dabei übertraf man den Markt bei der Performance rund um das Vierfache.

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saekulaererbullenmarkt08Source: Bloomberg Finance L.P., Julius Baer

Der nächste dreiteilige Chart zeigt außerdem, dass neben dem S&P 500 Index und dem Schweizer SMI Index neuerdings auch der europäische Stoxx 600 Index einen säkularen Bullenmarkt aufgenommen hat. Denn er ist ebenfalls auf neue Bestmarken vorgerückt. Mit einem Führungswechsel in der regionalen Führungsrolle in der aktuellen Hausse rechnen Pocinci und Chassagnade aber nicht. Das heißt, sie sehen die Wall Street nach wie vor in Sachen Performance am besten abschneiden. Zumindest gebe der zweite nachfolgende Chart derzeit noch keine Hinweise darauf, dass sich an dieser Favoritenrolle etwas ändere.

Nach dem S&P 500 und dem SMI ist auch der STOXX 600 auf Rekordkurssaekulaererbullenmarkt09

S&P 500 Index im relative Vergleich zum SMI und zum STOXX 600saekulaererbullenmarkt10