Alles andere als Schrott: Bei diesen fünf US-Müllaktien rät Jefferies zum Kauf
Aktien aus der US-Abfallbranche haben jüngst schlechter abgeschnitten als der Gesamtmarkt. Langfristig über die vergangenen beiden Jahrtzehnte hinweg sah das aber genau anders herum aus. Und wenn es nach Jefferies geht, dann könnten die Sektorvertreter bald wieder an die guten alten Zeiten anknüpfen. Jedenfalls hat der US-Finanzdienstleister bei fünf US-Müllaktien Kaufempfehlungen ausgesprochen. TraderFox berichtet und verrät die Namen des Favoriten-Quintetts.
Auf der Sicht eines Jahres treten US-Müllaktien im Schnitt zwar nur auf der Stelle. Langfristig gesehen handelte es sich bei diesen Branchenvertretern aber nicht selten um richtig gute Investments. Ableiten lässt sich diese These etwa anhand eines Blickes auf den S&P 500 Environmental & Facilities Services Index. Denn dessen Chart zeigt von 2000 bis heure einen sehr starken Anstieg.
Erklären lässt sich die historisch gesehen gute Performance-Bilanz mit etlichen Pluspunkten, mit denen einige der Branchenvertreter aufwarten können. Dazu zählen stabile Einnahmequellen, relativ hohe Barrieren für einen Markteintritt, zumeist langfristig abgeschlossene Dienstleistungsverträge, diversifizierte Dienstleistungsangebote, steigendes Interesse an Recycling und Abfallreduzierung über den wichtiger werdenden Nachhaltigkeitsfaktor sowie Wachstum durch Akquisitionen.
Die Preisentwicklung ist weiterhin stark
Dass es zuletzt für die Sektorvertreter an der Börse nicht so rund gelaufen ist wie zumeist in der Vergangenheit, hat nicht zuletzt mit teilweise negativen Trends bei den Kosten zu tun, die im Vorjahr zu Margendruck führte, sowie mit zwischenzeitlich etwas zu ambitioniert gewordenen Bewertungen.
Aus der Sicht von Jefferies wussten alle Marktteilnehmer, dass die Preise im Jahr 2023 stark sein würden, man ging aber zumeist auch davn aus, dass sie sich wahrscheinlich im Laufe des Jahres im Vergleich zu den Rekordwerten im Jahr 2022 etwas abschwächen würden, da sich die Inflation abkühlt. Die Analysten bei dem zitierten US-Finanzdienstleister sind jedoch der Meinung, dass die Anleger letztlich von der bisherigen Widerstandsfähigkeit der Preise im Jahr 2023 überrascht worden sind.
Waste Connections und GFL Environmental sind den Angaben zufolge aus preislicher Sicht weiterhin führend und meldeten für das zweite Quartal Preissteigerungen von 9,8 % bzw. von 9,3 %. Darüber hinaus hat sich Casella Waste Systems mit einem Preisanstieg für das zweite Quartal von 7,7 % hinter den beiden zuvor genannten Unternehmen eingruppiert und ist damit vor Waste Management und Republic Services platziert, wobei die Preise im Vergleich zum Vorquartal sogar um 50 Basispunkte gestiegen sind. Schließlich meldete Waste Management für das zweite Quartal eine Preisgestaltung (durchschnittliche Sammel- und Entsorgungsrendite) von plus 5,8 %, während die Preisgestaltung von Republic Services im Jahresvergleich um 5,9 % stieg.
Allgemein setzt man bei Jefferies aufgrund von mehreren positiven Faktoren darauf, dass die Branche in eine neue Ära mit längerer Zeit höheren Preisen für Abfälle eingetreten ist.
Jüngste Volumenrückgänge nicht überbewerten
Die Mengenentwicklung im zweiten Quartal verlief aus Sicht der Performance im Wesentlichen umgekehrt wie die Preisentwicklung: Waste Connections (- 1,9 %), GFL Environmental (- 3,5 %) und Casella Waste Systems (- 2,6 %) sowie Waste Management (+ 0,2 %) und Republic Services (+ 0,4 %). Dennoch ist es laut Jefferies wichtig, die Ursachen für die Schwäche im zweiten Quartal, insbesondere bei Waste Connections, GFL Environmental und Casella Waste Systems näher zu beleuchten.
- Waste Connections: Die Hauptursachen für den Volumenrückgang im 2. Quartal (minus 1,9 %) waren der absichtliche Abbau von Kunden mit niedrigeren Margen, die Nichterneuerung bestimmter Kommunalverträge mit niedrigeren Margen (einige davon wurden im Rahmen von Fusionen und Übernahmen erworben) und ein Rückgang des Sonderabfallvolumens um rund 7 %, wobei das Sonderabfallvolumen allein im Juli um 9 % gestiegen ist (das Volumen kann je nach Projektzeitpunkt schwanken).
- GFL Environmental: Das Volumen im zweiten Quartal war rückläufig (3,5 % gegenüber dem Vorjahr), was auf eine ähnliche Dynamik wie bei Waste Connections zurückzuführen war, nämlich die Aufgabe von Geschäften mit nationalen Kunden, einige Verzögerungen beim Sondermüllvolumen, aber auch auf die Tatsache, dass sich GFL aus bestimmten Nebengeschäften in Kanada zurückgezogen und man etwas Volumen auf das erste Quartal vorgezogen hatte.
- Casella Waste Systems meldete für das zweite Quartal einen Mengenrückgang von 2,6 %, der in erster Linie auf geringere Deponietonnen (-6,1 %) zurückzuführen ist, die fast ausschließlich aus geringeren Sonderabfallmengen resultieren, es gab aber auch einen gewissen Einfluss durch geringere Abrollmengen.
- Republic Services: Eine gewisse Verlangsamung des Volumens im Baugewerbe, ein starkes Volumen an Sonderabfällen.
- Waste Management: Eine gewisse Verlangsamung der veranstaltungsbedingten und industriellen Mengen wurde festgestellt.
Alles in allem wollen die Jefferies-Analysten nicht zu viel in die Volumenrückgänge im zweiten Quartal hineininterpretieren, da die meisten davon durch den absichtlichen Abbau von Kunden mit niedrigeren Gewinnspannen erklärt werden können. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das der Abfallindustrie allgemein nicht fremd ist, wobei es aber losgelöst davon eine gewisse Schwäche bei Sonderabfällen und Bauvolumen zu registrieren gab. Letztlich bleibt Jefferies bei den Mengenprognosen für 2024 etwas vorsichtig, weil eine US-Rezession immer noch möglich erscheint.
Die Gewinnmargen dürften sich 2023 robust gestalten
Wichtig ist es auch zu erwähnen, dass die Gewinnmargen in der Gruppe im Jahr 2022 im Durchschnitt um 40 Basispunkte zurückgingen. Trotz der teilweise weiterhin vorherrschenden Gegenwinde erwarten die Abfallunternehmen aber nach eigenen Aussagen eine Margenausweitung im Bereich von 30 - 150 Basispunkten.
Mit Blick auf das Jahr 2024 rechnet Jefferies damit, dass sich die Preisentwicklung verlangsamen wird, aber was noch wichtiger ist, man geht auch davon aus, dass sich die Spanne zwischen Preisen und Kosten im Jahr 2024 ausweiten wird, da das Ausmaß der Verlangsamung der Kosteninflation die Verlangsamung der Preisentwicklung übersteigt. Der Gegenwind bei den Recyclingrohstoffen sollte sich auflösen, da die einfacheren Kompensationswerte überholt werden und jede Preisverbesserung einen wesentlichen Aufwärtsdruck auf die Schätzungen ausüben könnte. Zudem sollten getätigte Nachhaltigkeitsinvestitionen anfangen, positive Ergebnisbeiträge abzuliefern.
Verbesserte Bewertungsmultiplikatoren
Die Bewertungsrelationen bei den Branchenvertretrn sind nach Angaben von Jefferies etwas zurückgekommen. Konkret spricht man von einem Abschlag von 7 % gegenüber dem durchschnittlichen Multiplikator der Gruppe seit Anfang 2021 basierend auf dem Verhältnis von Aktienkurs zum freien Cashflow gemessen an den Schätzungen für das übernächste Jahr.
Die zuständigen Analysten sind der Meinung, dass der jüngste Bewertungsrückgang Abfallaktien wieder interessant gemacht hat, da man glauben, dass sich 2024 als ein schönes Gewinnwachstumsjahr mit einem günstigen Preis-Kosten-Hintergrund entpuppen wird.
Zudem erinnert man daran, dass der Abfallsektor dazu neigt, den Gesamtmarkt in Abschwungphasen in Sachen Performance zu übertreffen, da jede Verschlechterung der allgemeinen Makrolage typischerweise zu einer Flucht in Qualität/Sicherheit und damit zu einem Kapitalflus in Richtung Abfallaktien führt.
Sdie nachfolgende Tabelle zeigt die fünf Kauftipps von Jefferies samt der Kursziele, den Gewinnschätzungen sowie den KGVs.
Kursziele, Gewinnschätzungen und KGVs zu den fünf von Jefferies zum Kauf empfohlenen US-Müllaktien
Quelle: Jefferies
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
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