Künstliche Intelligenz in der Industrie: Das sind drei potenzielle Gewinneraktien dieses Megatrend
Der Megatrend Künstliche Intelligenz hält unter anderem via Assistenten Einzug in die Industrie. Der industriellen Automatisierung sagen Marktexperten auf Sicht der nächsten Jahre deutlich höhere Zuwachsraten als für das weltweite Wirtschaftswachstum voraus. Das verspricht bei den davon begünstigten Unternehmen für gut laufende Geschäfte. Die DZ Bank hat dazu drei passende Kaufkandidaten. TraderFox berichtet und nennt die Namen dieser Favoriten.
(Geo)politische Spannungen, der Fachkräftemangel und das Streben nach mehr Nachhaltigkeit erfordern von Industrieunternehmen neue Lösungen, denen diese mit industrieller Automatisierung begegnen, schreibt die DZ Bank in einer aktuellen Studie. Das mittelfristige Marktwachstum für industrielle Automatisierung wird von Fortune Business Insights auf jährlich rund 10 % im Zeitraum 2022 - 2029 geschätzt und liegt damit 2,5-mal höher als das weltweite Wirtschaftswachstum, heißt es in der zitierten Publikation weiter.
Nach einem Besuch der Hannover-Messe haben die Analysten der DZ Bank den Eindruck gewonnen, dass das mittlerweile etablierte Subsegment "Digitaler Zwilling" und der noch deutlich kleinere Bereich der sogenannten "Cobots" innerhalb der Automatisierungsbranche noch einmal wesentlich dynamischer wachsen. Auf jeweils über 30 % jährliches Wachstum bis 2030 taxieren Grand View Research bzw. Next Move Strategy Consulting die Aussichten für hier tätige Unternehmen.
Wesentliche Treiber des Automatisierungs-Marktes sind laut DZ Bank der zunehmende Einsatz von Industrie-IoT, Funktechnologien der fünften Generation und Robotik. Weitere wichtige Wachstumsfaktoren des Marktes sind (i) permanentes Streben nach Qualitätsverbesserung, Produktivitätssteigerung sowie Kostensenkungen, (ii) der Mangel an Fachkräften, (iii) die notwendige Stärkung der Resilienz globaler Lieferketten und (iv) die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeitsaspekten.
Automatisierung dient der Wohlstandssicherung
Allgemein wissen muss man zu dem Thema, dass Automatisierung, also der Einsatz von Maschinen, Software oder Robotern, um menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen oder zu ergänzen und Prozesse effizienter, präziser und produktiver zu gestalten, seit jeher eine entscheidende Rolle spielt bei der Wahrung der Wettbewerbsfähigkeit in hoch entwickelten Ländern. Sie sichert damit aus Sicht der DZ Bank den Industriestandort und den Wohlstand.
Während sich Automatisierung in der Industrie früher hauptsächlich auf mechanische Prozesse und repetitive Aufgaben beschränkte, umfasst der Begriff heute fortschrittliche Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), digitale Zwillinge, Robotik und das Internet der Dinge. Diese unter dem Begriff Industrie 4.0 zusammen gefassten Technologien sind von der Verarbeitung großer Datenmengen, Digitalisierung und Vernetzung von Produktionsprozessen geprägt. Sie integrieren moderne Informations- und Kommunikationstechnologien ("industrielles Metaverse"), um intelligente und vernetzte Systeme zu schaffen, die eine flexible, effiziente und individualisierte Produktion ("Smart Manufacturing") ermöglichen.
Gleichzeitig werden "smarte" Automatisierungen auch durch technischen Fortschritt, hier insbesondere die Verfügbarkeit sehr großer Rechenleistungen via Cloud Computing, erst ermöglicht. (Generative) künstliche Intelligenz sowie Funktechnologien der fünften Generation ("5G") machen digitale Zwillinge, CoBots und das industrielle Metaverse erst möglich und versprechen erhebliche Wachstumschancen.
Der Einsatz digitaler Zwillinge als fotorealistische real-time Visualisierungs-Tools in der industriellen Automation hat augenscheinlich innerhalb des vergangenen Jahres signifikant zugenommen und ist, so der Eindruck der DZ Bank nach dem Besuch der Hannover Messe, in der Breite der Industrie angekommen. 37 % geschätztes jährliches Wachstum bis 2030 für digitale Zwillinge bei hoher Profitabilität scheinen aus Sicht der DZ Bank durchaus plausibel.
Sprachmodell-basierte, sogenannte "Copiloten" zum beschleunigten Schreiben qualitativ hochwertiger, validierter Software-Codes sind bereits marktreif und in Ingenieursanwendungen zur Produktionsentwicklung zu finden. Damit hält "ChatGPT" bzw. die zugrundeliegende Technologie Einzug in die Industrie. Kameratechnik & KI-Steuerungssoftware ermöglichen Standard-Industrierobotern den Umgang mit Abweichungen und Positionsvarianzen von Objekten.
Zwei Aktien-Kauftipps aus Deutschland und einer aus den USA
In der zitierten Studie stellt die DZ Bank drei Aktien aus dem intern beobachteten Anlageuniversum vor, die als Unternehmen von zunehmender Automatisierung sowie der Entwicklung hin zu Digital Twin & industrieller KI profitieren sollten und die auch deshalb mit einem Kaufvotum versehen sind.
Aktien-Profiteur Nummer eins: Siemens (Kurs am 17.05.: 177,30 Euro)
Siemens fokussiert sich gemäß der Unternehmensbeschreibung der DZ Bank auf Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung für Industrie- und Infrastrukturlösungen sowie Schienenfahrzeug- und Medizintechnik & Diagnose (75 % an "Siemens Healthineers"). Nach der Abspaltung der Energiesparte ist Siemens mit 17,1 % an "Siemens Energy" (konventionelle Kraftwerke & Energieübertragung; Komplettübernahme "Siemens Gamesa" Windkraft) beteiligt.
In Digital Industries Segment werden aus der Produktlebenszyklus Software Teamcenter X und dem auf generativer KI-basierten Siemens Industrial Copilot marktreife Profitabilitätsgaranten. "Smart Manufacturing" Anwendungen ermöglichen nun via fotorealistischer real-time Visualisierung von Produkten & Produktionsprozessen die Verschmelzung von digitaler & realer Industrie (Digital Twin) mit dem Ziel effizienterer, schnellerer und kostengünstigerer Entscheidungsfindung für den Kunden, so die Studienautoren.
Innovationen wie Teamcenter X und Siemens Industrial Copilot werden zu strukturellen Profitabilitätsgaranten, basierend auf Digital Twin und generativer KI. Das gemischt ausgefallene jüngste Quartalsergebnis und speziell das im April/Mai noch nicht visible Ende des chinesischen Industrieautomatisierungs-Lagerabbaus sorgen aktuell für Verunsicherung fürs Digital-Geschäft, besseres Momentum wird zum Jahresende erwartet. Smart Infrastructure entwickelt sich weiter hervorragend. Als fairen Wert für die Aktie hat man 208 Euro ermittelt.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Aktien-Profiteur Nummer zwei: Dürr (Kurs am 17.05.: 24,42 Euro)
Die DZ Bank stuft Dürr als einen der weltweit größten Lackieranlagenbauer für die Automobilindustrie ein. Die fünf operativen Divisionen umfassen Lackierereien & Endmontagewerke für die Autoindustrie, Umwelttechnik, Industrieautomatisierungstechnik sowie Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie. Europa (Umsatzanteil: ~30 %) ist die wichtigste Absatzregion.
Im Mittelpunkt des Auftritts bei der Hannover Messe der Dürr Tochter iTAC Software AG waren Lösungen zur Optimierung der Produktion durch Automatisierung & Digitalisierung mithilfe intelligenter Software, wie die Studienautoren berichten. Die iTAC.MOM.Suite kombiniert als vollumfängliches, modulares Manufacturing-Operations-Management (MOM)-System typische MES-Funktionen mit ergänzenden Lösungen zur Planung, Steuerung, Optimierung und Vorhersage von Produktionsprozessen in Echtzeit. MOM ist eine modulare Gesamtlösung für Fertigungsplanung & Steuerung aus einer Hand. Anstelle monolithischer Einzellösungen setzt Dürr auf Microservices und hat die Funktionsumfänge von MES, SCADA und HMI auf eine einheitliche MOM-Architektur zusammengeführt. Benötigte Funktionalitäten werden aus interoperablen Modulen bedarfsgerecht bereitgestellt. Als modularer und gleichzeitig integrierter Ansatz zielt MOM auf die durchgängige Vernetzung und Digitalisierung ab.
Dürr’s Produktions-Software Know-how profitiert nach Einschätzung der DZ Bank von langfristigen & strukturellen Trends. Neue Lackieranlagen und Ersatzinvestitionen etablierter OEMs sowie Automobil-Endmontageausstattung für aufstrebende Elektroautobauer aber auch im HOMAG Systemgeschäft sollten mittelfristig die Nachfrage nach Dürr-Technologien bestimmen. Chance-/Risiko-Verhältnis als auch Bewertung sind attraktiv, heißt es. Im Rahmen einer Kaufempfehlung ist der faire Wert mit 32 Euro angegeben.
Quelle: Wachstums-Check TraderFox
Aktien-Profiteur Nummer drei: Microsoft (Kurs am 17.05.: 430,16 Dollar)
Microsoft entwickelt und lizenziert eine breite Palette von Software-Produkten. Hierzu zählen das Betriebssystem "Windows" und die Büroanwendung "Office". Zum Portfolio gehören unter anderem Server-Software, die Spielekonsole "Xbox", die Suchmaschine "Bing", Tablet-PC ("Surface"), das Karriere-Netzwerk Linkedin, die Cloud-Computing-Plattform "Azure", die Kollaborationslösung "Teams" sowie KI-Lösungen.
Mit der Vorstellung der ersten Version des Chatbots "ChatGPT" durch den von Microsoft finanziell unterstützen US-Konzern OpenAI war der Begriff der generativen Künstlichen Intelligenz (KI) über Nacht in aller (Verbraucher)-Munde und erfuhr weltweit hohe mediale Aufmerksamkeit. Mittlerweile halten die von Microsoft als "Copilot" bezeichneten KI-Assistenten und weitere KI-Lösungen immer stärker Einzug in die Industrie.
Wie die DZ Bank berichtet, präsentierte der US-Konzern auf der Hannover Messe zusammen mit Partnern wie BMW, Schneider Electric und Siemens zahlreiche Beispiele, wie industrielle KI Fertigungs- und Automatisierungsprozesse verbessern kann. So stellte Siemens den "Industrial Copilot" vor, der durch Einbezug von Microsofts KI-Sprachmodellen die Interaktion von Mensch & Maschine entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Design über die Planung, bis hin zum Betrieb und den Service, verbessern und Entwicklungs- & Innovationszyklen verkürzen soll. Bei BMW tragen von Microsoft unterstützte KI-Lösungen unter anderem dazu bei, die Fahrzeugentwicklung zu beschleunigen, während der in Kooperation mit Schneider Electric entwickelte "Copilot" die Programmierung von Maschinen erleichtert.
Die Hannover Messe hat nach dem Urteil des zitierten deutschen Kreditinstituts die zunehmende Bedeutung der generativen KI für die Industrie aufgezeigt. Zahlreiche Unternehmen setzen bereits Chatbots zum Engineering ein. Microsoft zählt aus Sicht der Analysten wegen des breiten Angebots an KI-Lösungen, die auf branchen bzw. unternehmensspezifische Bedürfnisse zugeschnitten werden können, zu den Hauptprofiteuren dieser Entwicklung. Ein Kaufvorum mit ist hier einem fairen Wert von 490 Dollar versehen.
Bildherkunft: AdobeStock_728705125
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