BYD bringt die Konkurrenz ins Wanken: Gratis-Smart-Driving setzt Xpeng, Geely und Tesla unter Druck. Droht ein neuer Preiskrieg?
Die chinesische Automobilindustrie erlebte am Dienstag eine markante Verschiebung der Aktienkurse, nachdem BYD verkündete, fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme kostenlos in nahezu allen Modellen anzubieten. Die Aktien von Xpeng und Geely fielen daraufhin drastisch, während BYD selbst Kursgewinne verzeichnete. Diese Entwicklung könnte weitreichende Folgen für den globalen Wettbewerb im Elektrofahrzeugsektor haben.
BYD unterbietet Konkurrenz mit Gratis-Smart-Driving-Technologie
Mit der Einführung seines "God's Eye"-Fahrerassistenzsystems (ADAS) in 21 Modellen setzt BYD einen neuen Branchenstandard. Während Tesla vergleichbare Technologien ab 32.000 USD anbietet und in den USA für sein "Full Self-Driving"-System (FSD) eine Gebühr von 8.000 USD oder ein monatliches Abomodell von 99 USD verlangt, integriert BYD das Feature nun bereits in Fahrzeuge ab 9.555 USD.
Diese aggressive Strategie untergräbt die Preisstruktur der Konkurrenz erheblich. Analysten der Investmentbank Nomura sehen darin den Beginn einer neuen Ära des intelligenten Fahrens. "Die Verbreitung von Smart-Driving-Technologie wird damit in eine neue Phase eintreten", hieß es in einer aktuellen Mitteilung.
Aktienmärkte reagieren empfindlich
Die Börsen reagierten umgehend auf BYDs Ankündigung:
- Xpeng verlor bis zu 8,4 % seines Wertes.
- Geely Auto fiel um 11,1 % und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit Oktober 2024.
- Tesla fiel am Montag um 3 %, was unter anderem auf die wachsende Konkurrenz durch BYD und Unsicherheiten bezüglich der zukünftigen Preisstrategie in China zurückgeführt wird.
- BYD selbst legte zunächst um 4,5 % zu und erreichte ein neues Rekordhoch, bevor der Kurs um 0,4 % nachgab.
Marktanalysten bewerten die Lage als angespannt, da viele Konkurrenten unter Druck stehen, vergleichbare Technologien anzubieten, ohne dabei in eine existenzbedrohende Preisspirale zu geraten.
Reaktionen aus der Branche: Huawei und Stellantis mischen mit
Erste Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Leapmotor, der chinesische Partner von Stellantis, präsentierte am Dienstag ein neues Elektrofahrzeug mit Smart-Driving-Technologie für unter 150.000 CNY (ca. 20.530 USD). Experten sehen hierin eine Abwehrstrategie, um im Wettbewerb mit BYD nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Huawei, das sich als führender Anbieter von Fahrzeugsoftware positionieren will, äußerte sich indirekt über seinen intelligenten Fahrzeugchef Richard Yu. Auf Weibo schrieb er, dass "die bloße Zusammenstellung von funktionierenden Features noch nicht bedeutet, dass sie sicher und effektiv sind". Obwohl BYD nicht explizit erwähnt wurde, sehen Branchenkenner hierin eine deutliche Kritik an dem neuen Gratismodell.
Neue Preisrunde oder langfristige Disruption?
Chinas Automarkt hat in den letzten Jahren bereits zahlreiche Preiskriege erlebt, die viele kleinere Hersteller an den Rand des Ruins trieben. Analysten warnen, dass BYDs neue Strategie eine weitere Eskalation in diesem Konkurrenzkampf darstellen könnte. Die Konkurrenz hat nun zwei Optionen: entweder mitziehen und ihre Gewinnmargen massiv reduzieren oder sich verstärkt auf alternative Differenzierungsmerkmale konzentrieren.
BYD hat sich in den letzten Jahren als treibende Kraft im Elektrofahrzeugmarkt etabliert. Die aggressive Preispolitik ermöglichte es dem Unternehmen, sich gegen etablierte internationale Marken durchzusetzen. Mit der neuen Initiative könnte BYD nicht nur den chinesischen Markt, sondern auch die globale Konkurrenz unter Druck setzen.
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