Teslas Dominanz in der Ladeinfrastruktur ist laut Morgan Stanley über 100 Mrd. USD wert

In den letzten Wochen haben eine Reihe von Ankündigungen das Augenmerk auf Teslas Ladenetzwerk gelenkt. Am Dienstag erklärte der schwedische Automobilhersteller Volvo, Zugang zu Teslas Supercharger-Stationen in Amerika zu erhalten.

Volvo setzt nun auch auf Tesla

Im Rahmen der Vereinbarung zwischen den beiden Automobilherstellern können Volvo-Fahrer ab dem nächsten Jahr rund 12.000 Tesla-Ladestationen in den USA, Kanada und Mexiko nutzen. Zusätzlich übernimmt Volvo als erster europäischer Automobilhersteller Teslas nordamerikanischen Ladestandard (NACS).

In den letzten Wochen hatten bereits die traditionellen Hersteller Ford und General Motors sowie das Start-up-Unternehmen Rivian ähnliche Vereinbarungen mit Tesla getroffen. Hyundai und Stellantis, die Muttergesellschaft von Chrysler, erwägen laut eigener Aussage einen ähnlichen Schritt.

Tesla hat sich als Elektropionier eine einzigartige Position auf dem Lademarkt in Nordamerika erarbeitet. Laut dem US-Energieministerium machen Teslas Supercharger rund 60% aller Schnellladestationen in den USA aus.

Teslas branchenführendes Ladenetzwerk 

"Bei unserem Weg, bis 2030 vollständig auf Elektrofahrzeuge umzusteigen, möchten wir das Leben mit einem Elektroauto so einfach wie möglich gestalten", erklärte Jim Rowan, CEO von Volvo Cars. "Der fehlende Zugang zu einer einfachen und bequemen Ladeinfrastruktur ist ein Hauptproblem beim Umstieg auf Elektromobilität." Dank Tesla wird diese Hürde nun in Nordamerika beseitigt.

Experten loben diese Entwicklung. "Umfragen zeigen eindeutig, dass für potenzielle Käufer von Elektrofahrzeugen neben der 'Reichweitenangst' auch die 'Ladeangst' das größte Hindernis beim Kauf darstellt", erklärte der Automobil-Experte Christian Koenig, der zuvor für Porsche in Nordamerika gearbeitet hat und nun eine Beratungsfirma für Elektromobilität in Atlanta leitet.

Eine Studie des Marktforschungsunternehmens J.D. Power zeigt, dass jeder fünfte Amerikaner sein Fahrzeug aufgrund von technischen Problemen an öffentlichen Ladestationen nicht aufladen konnte. Dies zeigt laut Koenig die Herausforderung, der sich Ford, GM, Rivian und jetzt auch Volvo stellen. "Sie setzen daher auf Tesla und sein branchenführendes Ladenetzwerk." Tesla setzt in Bezug auf Geschwindigkeit, Effizienz und Sicherheit Maßstäbe.

Aktienkurse konkurrierender Ladestationenanbieter brechen ein

Diese Situation stellt eine Herausforderung für die Konkurrenz dar. Die Aktienkurse der unabhängigen Ladestationenanbieter EVgo und ChargePoint brechen seit Wochen ein. Mit dem Erfolg des Supercharger-Netzwerks setzt sich auch der Tesla-Ladestandard NACS immer mehr durch. Der konkurrierende CCS-Standard gerät in Nordamerika ins Hintertreffen, obwohl er vor über einem Jahrzehnt hauptsächlich von deutschen Automobilherstellern entwickelt wurde.

Mercedes-Benz und Volkswagen stehen vor der Frage, wie sie zukünftig attraktive Lademöglichkeiten für ihre Elektroautokunden in den USA schaffen können. Mercedes-Benz plant, bis Ende des Jahrzehnts mehr als 10.000 eigene Ladestationen in Nordamerika, Europa, China und anderen Kernmärkten zu errichten. In Nordamerika arbeitet Mercedes-Benz mit dem Partner ChargePoint zusammen.

US-Regierung fördert Ladestationenausbau mit 7,5 Mrd. USD 

Es bleibt abzuwarten, ob weitere Autohersteller, darunter Volkswagen, ähnliche Partnerschaften mit Tesla eingehen werden. Experten gehen davon aus, dass der Siegeszug des Supercharger-Netzwerks dazu führen wird, dass immer mehr Fahrer auf das Ladenetzwerk von Tesla setzen. Jedoch steht Tesla damit vor der Herausforderung, weiterhin ein Premium-Ladeerlebnis zu gewährleisten, wenn das Netzwerk bald auch von Kunden anderer Hersteller genutzt wird. Um treue Tesla-Kunden nicht zu verlieren, muss Musk dringend den Ausbau des Netzwerks vorantreiben und intelligente Softwarelösungen implementieren, um Warteschlangen an den Superchargern zu vermeiden. Förderungen dürften sie dabei von der US-Regierung erhalten, die den Ausbau von Ladestationen mit einem Investitionsbetrag von 7,5 Mrd. USD fördert.

Allein Teslas Ladenetzwerk ist mehr wert als Mercedes oder BMW

Der Wert des Tesla Supercharger-Netzwerks wurde von einem führenden Analysten geschätzt und laut einem Bericht auf electrek.com ist er so hoch, dass er den Gesamtwert vieler konkurrierender Automobilhersteller übersteigt.

Adam Jonas von Morgan Stanley, einer der führenden Tesla-Analysten, hat gemeinsam mit seinem Team Berechnungen durchgeführt, um den potenziellen Wert des Ladenetzwerks zu ermitteln. Dabei wurden aktuelle Nutzungsdaten der Ladestationen und Prognosen zur zukünftigen Entwicklung berücksichtigt, einschließlich Marktanteilen, elektrisch gefahrenen Kilometern der Kunden, Strompreisen und daraus resultierender Marge. Das Ergebnis: Der Wert eines eigenständigen Ladeunternehmens würde über 100 Mrd. USD liegen, vorausgesetzt, die Solarpläne an den Standorten werden umgesetzt. Dies entspricht derzeit etwa 91,5 Mrd. Euro.

Im Vergleich dazu gäbe es in Deutschland nur vier Unternehmen, die wertvoller wären als dieses Ladenetzwerk, nämlich SAP, Volkswagen, Siemens und die Allianz.  Hinter dem Tesla-Netzwerk würden außer Volkswagen alle anderen deutschen Automobilhersteller liegen, darunter Mercedes mit einem Marktwert von rund 78 Mrd. Euro und BMW von rund 73 Mrd. Euro.

 


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