Krisensichere Gesundheitsaktien: Fünf Branchenvertreter, die 2022 unverdrossen auf Rekordjagd sind

Aktien aus dem Gesundheitssektor sind inmitten der allgemeinen Baisse vergleichsweise beliebt bei den Anlegern. Dafür sorgen neben einem defensiven Charakter des Sektors relativ attraktive Bewertungen in Kombination mit soliden Wachstumsaussichten. Hinzu kommt struktureller Rückenwind durch Faktoren wie Demografie, Big Data und eine erhöhte Nachfrage in den Schwellenländern, was auch in Zukunft für ein überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum sorgen dürfte. TraderFox stellt vor diesem Hintergrund ein Favoriten-Quintett aus den USA vor. Diese überzeugen jeweils mit starken Charts, guten Wachstumsaussichten, soliden Bewertungen und wirtschaftlichen Schutzgräben.

Das sehr schwierige laufende Börsenjahr hat bisher einiges an Verlusten beschert. Gut aus der Affäre ziehen sich aber nach wie vor viele Aktien rund um das Thema Gesundheit. Investoren setzen auf diese Branche wegen der Annahme, dass diese schwierige wirtschaftliche Zeiten wie aktuell gut überstehen kann. Zudem sind die Branchenvertreter im Schnitt im Vergleich zu anderen defensiven Sektoren relativ angemessen bewertet.

Passend dazu raten auch viele Strategen bei den US-Investmentbanken zu einem Investment in dem Bereich. Die Strategen von Goldman Sachs, Morgan Stanley und BofA Global Research gehören zu denjenigen, die den Gesundheitssektor bevorzugen. Zur Begründung verweist man bei diesen Instituten auf die Annahme, dass sich die Geschäftsbereiche dieser Unternehmen bei einem Konjunkturabschwung besser behaupten können als das in anderen Bereichen zu befürchten ist.

Die Gewinne Erträge des Gesundheitssektors - zu dem große Arzneimittelhersteller, Unternehmen für medizinische Ausrüstung, Krankenversicherer und Biotech-Unternehmen etc. gehören - haben in den letzten Rezessionsphasen eine bessere Performance erzielt. Das macht sie zu einem attraktiven Ziel für Anleger, die nach Vermögenswerten suchen, die einen möglichen Abschwung überstehen können, da die Rezessionssorgen angesichts der aggressiven geldpolitischen Straffung durch die Federal Reserve zunehmen.

Der Gesundheitssektor ist ein langfristiger Outperformer

Quellen: Bloomberg Finance L.P., Julius Bär

Während beispielsweise die Gesamtgewinne des S&P 500 während der Großen Rezession in den Jahren 2007-2009 neun Quartale in Folge zurückgingen, verzeichnete der Gesundheitssektor in diesen Zeiträumen ein Gewinnwachstum, wie aus den IBES-Daten von Refinitiv hervorgeht.

In den letzten 25 Jahren sind die Gewinne pro Aktie in diesem Sektor jährlich um fast 10 % gestiegen, verglichen mit einem jährlichen Wachstum von 6,6 % für den S&P 500 Index, wobei das jährliche Wachstum im Vergleich zum breiteren Markt viel konstanter war, zitiert die Nachrichtengagentur Reuters Eric Potoker, US-Aktienstratege für das Gesundheitswesen im CIO-Büro von UBS Global Wealth Management. Das wiederum passt zu der Annahme, dass die Gesundheit in der Regel eine der letzten Stellen sein dürfte, wo man als Betroffener Einsparungen vornimmt.

Das Gesundheitswesen ist abgesehen davon relativ betrachtet aus attraktiver als andere so genannte defensive Aktien, wenn man die Standardbewertungskennzahlen zugrunde legt.
Laut Refinitiv Datastream wird der Gesundheitssektor mit dem 15,7-fachen der voraussichtlichen Gewinne gehandelt, während das langfristige Kurs-Gewinn-Verhältnis im Durchschnitt bei 17,5 liegt. Das entspricht einem Abschlag von 10 %.

In der Zwischenzeit werden andere defensive Sektoren mit Aufschlägen im Vergleich zu ihren historischen Bewertungen gehandelt – bei Versorgern beziffert Reuters den Aufschlag auf über 30 % und bei Basiskonsumgütern auf 12 %.

Gute Entwicklung gerade auch in stagflationären Zeiten

Ebenfalls stark für Aktien aus dem Gesundheitswesen machen sich die Experten bei Julius Bär. Die Schweizer Privatbank verweist zur Begründung auf verschiedene strukturelle Faktoren, die auch in Zukunft für ein überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum sorgen dürften.

Zudem bestätigt man auch dort die bereits erwähnte historische Erfahrung, dass Aktien des Gesundheitswesens, insbesondere große Pharmaunternehmen, sich in stagflationären Zeiten tendenziell gut entwickeln. Außerdem seien wie ebenfalls bereits erwähnt die Bewertungen recht attraktiv.

Trotz seiner defensiven Eigenschaften hat der Gesundheitssektor seit 1985 eine durchschnittliche jährliche Gewinnwachstumsrate von 11,5% erzielt und damit die zweithöchste (Technologie: 11,9 %), heißt es in einer Studie weiter. Im Vergleich dazu liegt der breite US-Markt bei plus 8,5 %.

Das Gesundheitswesen ist einer der wachstumsstärksten Sektoren

Quellen: Bloomberg Finance L.P., Julius Bär; Daten seit 1985

Julius Bär geht davon aus, dass der Gesundheitssektor auch weiterhin überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielen wird, die auf günstige demografische Veränderungen, die Entwicklung neuer Medikamente und allgemeine Innovationen im Bereich der Behandlung und Prävention von Krankheiten zurückzuführen sind. Die Pipeline für neue Medikamente sieht attraktiv aus und sollte in der Lage sein, die Welle der großen Patentabläufe ab Mitte der 2020er-Jahre mehr als auszugleichen.

Der Gesundheitssektor, insbesondere Big Pharma, neige auch dazu, in stagflationären Zeiten gut abzuschneiden, da er ein hohes Maß an Preissetzungsmacht besitze und weniger anfällig für steigende Inputkosten sei, was zu relativ stabilen Betriebsmargen während des gesamten Konjunkturzyklus führe.

Das Gesundheitswesen schneidet in stagflationären Zeiten gut ab

Quellen: Bloomberg Finance L.P., Kenneth R. French, Julius Bär

Nicht zuletzt seien außerdem auch politische Risiken in den aktuellen Kursen weitgehend eingepreist, so dass der Gesundheitssektor in der hauseigenen Bewertungs-Scorecard einer der günstigsten Sektoren sei.

US-Gesundheitsaktien gegenüber dem S&P 500 Index auf Basis geschätzter Gewinne relativ günstig bewertet

Quellen: Datastream, Julius Bär

Ein Favoriten-Quintett mit starken Charts, guten Wachstumsaussichten, soliden Bewertungen und wirtschaftlichen Schutzgräben

Beim Durchforsten der Charts sind insbesondere fünf Aktien aus dem US-Gesundheitssektor hängen geblieben, wobei auffällt, dass es sich gleich in drei Fällen um Krankenversicherer handelt und in den beiden anderen Fällen um Pharmahersteller.

Hervor tut sich dieses Quintett jeweils mit in diesem Jahr trotz allgemeiner Börsen-Tristesse bereits neu aufgestellten Kursrekorden. Außerdem können diese Titel mit langfristigen Aufwärtstrends aufwarten, die auch aktuell als nach wie vor intakt einzustufen sind.

Zudem verfügen diese Aktien laut Analystenschätzungen über solide Wachstumsaussichten, die Bewertung auf KGV-Basis erscheint jeweils vertretbar zu sein und in allen Fällen gibt es laut dem US-Finanzdienstleister Morningstar entweder enge oder breite wirtschaftliche Schutzgräben (Moats), was beim Kampf mit der Konkurrenz um Marktanteile sowie beim Erwirtschaften von auskömmlichen Kapitalrenditen hilft .

Konkret handelt es sich bei dem Quintett um die folgenden Werte:

UnitedHealth Group – Krankenversicherer: (ISIN: US91324P1021 ): aktueller Kurs: 501,24 USD – Schlussrekordhoch: 546,01 USD
Erwarteter Gewinnanstieg je Aktie von 2021 – 2025: 19,02 USD auf 32,99 USD
Moat: Ja; enger wirtschaftlicher Schutzgraben

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Bristol-Myers Squibb – Pharmakonzern (ISIN: US1101221083): aktueller Kurs: 74,53 USD – Schlussrekordhoch: 79,98 USD
Erwarteter Gewinnanstieg je Aktie von 2021 – 2025: 7,51 USD auf 8,78 USD
Moat: Ja; breiter wirtschaftlicher Schutzgraben

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Merck & Co. – Pharmakonzern: (ISIN: US58933Y1055): aktueller Kurs: 93,77 USD – Schlussrekordhoch: 94,64 USD
Erwarteter Gewinnanstieg je Aktie von 2021 – 2025: 6,02 USD auf 9,28 USD
Moat: Ja; breiter wirtschaftlicher Schutzgraben

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Centene – Krankenversicherer: (ISIN: US15135B1017): aktueller Kurs: 85,19 USD – Schlussrekordhoch: 89,01 USD
Erwarteter Gewinnanstieg je Aktie von 2021 – 2025: 5,15 USD auf 8,87 USD
Moat: Ja; enger wirtschaftlicher Schutzgraben

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Humana – Krankenversicherer: (ISIN: US4448591028): aktueller Kurs: 473,56 USD – Schlussrekordhoch: 487,03 USD
Erwarteter Gewinnanstieg je Aktie von 2021 – 2025: 20.64 USD auf 35,04 USD
Moat: Ja; enger wirtschaftlicher Schutzgraben

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox


Bildherkunft: AdobeStock_178397471

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